Hamburg. Top-Manager schreibt Brief an Bürgerschaftsabgeordnete, in dem er für den Teilkauf wirbt. Was die Beschäftigten besonders aufregt.
Die Entscheidung über den umstrittenen Teilverkauf der HHLA an die Schweizer Reederei MSC tritt in die heiße Phase und sowohl Befürworter als auch Gegner des Deals melden sich erneut zu Wort. Während die Betriebsräte der HHLA in der vergangenen Woche mit einer ganzseitigen Anzeige in der Hamburger Morgenpost gegen den geplanten Verkauf protestierten, hat der Deutschlandchef der Reederei MSC, Nils Kahn, in einem Schreiben an Mitglieder der Bürgerschaft noch einmal für die strategische Partnerschaft zwischen der Stadt und MSC geworben.
Wie berichtet soll MSC bis zu 49,9 Prozent der HHLA bekommen. Die Stadt will 50,1 Prozent behalten. Sie erhofft sich durch den Einstieg der weltgrößten Reederei wieder mehr Ladung und Bedeutung für den Hamburger Hafen, der zusehendes Marktanteile verliert.
Hamburger Hafen: MSC-Chef wirbt bei Bürgerschaft für Teilverkauf der HHLA
Dieser Bedeutungsverlust liege nach Ansicht von MSC nicht an einem natürlichen Standortnachteil, betonte Kahn in seinem Schreiben an die Ausschüsse für Haushalt, öffentliche Unternehmen und Wirtschaft der Bürgerschaft. „Vielmehr sind gezielte Investitionen und eine bessere globale Anbindung notwendig, um den Hafen wieder auf Erfolgskurs zu führen“ schreibt Kahn in dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt.
Der HHLA käme dabei eine Schlüsselrolle zu – und Investitionen in das Unternehmen seien von entscheidender Bedeutung. „Im Gegensatz zu anderen Investoren sind wir davon überzeugt, dass die Stadt eine zentrale Rolle bei dieser Weiterentwicklung der HHLA spielen muss – die Beteiligung Hamburgs ist eine ihrer wesentlichen Stärken. Daher wollen wir uns als Minderheitsgesellschafter in die Partnerschaft einbringen und den Hafen gemeinsam mit der Stadt entwickeln“, sagt Kahn.
MSC-Deal: Opposition setzt weitere Akteneinsicht durch
Damit grenzt sich der Manager klar von seinem Hamburger Konkurrenten Hapag-Lloyd, ab. Die Traditionsreederei hatte der Stadt ebenfalls ein Angebot zum Einstieg bei der HHLA unterbreitet, wollte sich aber nicht mit einer Minderheitenrolle abgeben, sondern den Hafenkonzern zu 100 Prozent übernehmen.
Die von der Stadt und MSC versprochene Erhöhung des Eigenkapitals der HHLA um 450 Millionen Euro nennt Kahn eine „substanzielle Investition“. Er führt zwei Vorhaben an, mit denen MSC der HHLA unter die Arme greifen will. Das eine ist die Erhöhung des Frachtaufkommens: „In unserem globalen Netzwerk aus mehr als 100 Containerterminals, insbesondere in Valencia und Gioia Tauro, haben wir bereits bewiesen, dass wir den Betrieb von Häfen verbessern und den TEU-Umschlag steigern können.“
Hamburger Hafen: MSC will Umschlagterminals digitalisieren
Zudem nennt Kahn die Modernisierung der Umschlagterminals: „Gemeinsam mit der Stadt wollen wir darüber hinaus die Digitalisierung und Innovation im Hafen voranbringen und das einzigartige intermodale Netzwerk ausbauen, das eine der zentralen Stärken der HHLA ist.“
Die Arbeitnehmervertreter trauen den Aussagen hingegen nicht. „Wir haben das Vertrauen in Bürgermeister und Senat verloren“, schreiben sie und konfrontieren die SPD mit Äußerungen aus der Vergangenheit, in denen eine weitere Veräußerung der HHLA abgelehnt worden war.
MSC-Deal: Entscheidung in der Bürgerschaft dauert noch
Insbesondere die Begrenzung des Kündigungsschutzes auf fünf Jahre im Falle der Transaktion hält die Gewerkschaft Ver.di für nicht hinnehmbar. Kahn sagt hingegen, dass so langfristige Garantien selten gegeben würden.
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Der Senat möchte das Thema noch vor der Sommerpause unter Dach und Fach haben. Doch in der Bürgerschaft ziehen sich die Beratungen hin. CDU und Linke haben gerade erst durchgesetzt, dass ihnen weitere Akten zur Einsicht vorgezeigt werden.