Hamburg. Apoprojekt ist Marktführer bei der Umgestaltung von Büroflächen. Zu den Kunden gehört auch die Reederei. Was die neuen Trends sind.

Es ist nicht zu übersehen, dass hier Beschäftigte von Hapag-Lloyd arbeiten: Auf Zwischenwänden sind raumhohe Fotos von Frachtschiffen der Hamburger Reederei aufgezogen, Glasflächen zeigen eingeätzte Muster aus dem Logo des Unternehmens, an verschiedenen Stellen finden sich aufgemalte Tiefgang-Skalen wie an einer Bordwand. Nach einer umfassenden, 19 Monate dauernden Neugestaltung des Gebäudes in der Rosenstraße haben auf den 4500 Quadratmetern seit dem vergangenen Jahr die rund 400 IT-Experten des Schifffahrtsunternehmens ihren Arbeitsplatz.

Verantwortlich für die 12,7 Millionen Euro teure Erneuerung des Hauses aus der ersten Hälfte der 1990er-Jahre, das einer europäischen Großbank gehört, war die Hamburger Firma Apoprojekt. Sie hat sich auf die Modernisierung von Büro-Bestandsimmobilien spezialisiert. Während die Neubautätigkeit infolge des drastischen Zinsanstiegs eingebrochen ist und die Neuvermietungen von Büroflächen auch wegen anhaltend hoher Homeoffice-Nutzung abgenommen haben, ist es Apoprojekt gelungen, die Bauleistung im Jahr 2023 um bundesweit 24 Prozent auf etwa 350 Millionen Euro zu steigern und die Belegschaft um fast ein Fünftel auf rund 600 Personen auszuweiten; am Hauptsitz in Hamburg arbeiten 160 Menschen.

Apoprojekt: Wie eine Hamburger Firma die Büros der Zukunft baut

„Wir glauben, dass wir genau das richtige Produkt für diese Zeit haben“, sagt Alexander Knälmann, Geschäftsführer und einer der beiden Gründer von Apoprojekt. Denn vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich in den Unternehmen die Anforderungen an die Büroumgebung stark gewandelt. So werden zum Beispiel verschieden große Räume benötigt, um Videokonferenzen abhalten zu können, ohne dass Kolleginnen und Kollegen an benachbarten Schreibtischen gestört werden.

„Firmen gehen nun aber auch stärker auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Beschäftigten ein, schon um sie aus dem Homeoffice wieder zurück in die Büros zu locken“, beobachtet Stefanie Möhring, die für das Apoprojekt-Geschäft in Hamburg verantwortlich ist. Im Objekt in der Rosenstraße fällt unter anderem die Ausstattung mit Kaffeeküchen und die abwechslungsreiche Gestaltung der Flächen auf, immer wieder unterbrochen durch Kabinen, in die man sich allein zum Telefonieren oder in kleinen Gruppen für Besprechungen zurückziehen kann.

Zwei Tage in der Woche Homeoffice bei Hapag-Lloyd

Weil das Personal von Hapag-Lloyd ein Anrecht auf zwei Tage pro Woche Homeoffice hat, gibt es nur für 70 Prozent der Beschäftigten einen Schreibtisch. Hinzu kommen 70 weitere Arbeitsmöglichkeiten in Besprechungs- oder Konferenzzimmern. Auf einer speziellen Smartphone-App kann man in Echtzeit sehen, welche Plätze besetzt sind – Sensoren in den Stehlampen neben jedem Schreibtisch machen das möglich.

Ein Reservierungssystem für die Arbeitsplätze, wie es manche Unternehmen inzwischen eingeführt haben, ist aber nicht vorgesehen. „Die Beschäftigten haben sich in der Planungsphase bewusst dagegen entschieden“, erklärt Hapag-Lloyd-Manager Kai Borstelmann. Einzelbüros wie im Traditionshaus am Ballindamm gibt es hier im sogenannten „Digital Port“ des Konzerns nicht mehr: „Auch das Management sitzt an Schreibtischen in der Fläche.“

Apoprojekt Hamburg: Wand- und Deckenverkleidungen schlucken den Schall

Trotz der Großraumstruktur ist es an den Arbeitsplätzen jetzt nur noch halb so laut wie vor der Umgestaltung. Dafür sorgen Wand- und Deckenverkleidungen mit perforierten, schallschluckenden Oberflächen sowie Trennwände aus Meeresplastik zwischen den Schreibtischen. Während der Umbauphase befand sich in einem ebenfalls von Hapag-Lloyd genutzten Nachbargebäude eine „Pilotfläche“ von 200 Quadratmetern, auf der Büroausstattung verschiedener Hersteller von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausprobiert und ausgewählt werden konnte – „eine gute Maßnahme, um die Beschäftigten in das Projekt einzubeziehen“, wie Borstelmann sagt.

Im sechsten Stock hat man ein professionell ausgestattetes Fernsehstudio untergebracht, das unter anderem schon für die Bilanzpressekonferenz von Hapag-Lloyd verwendet wurde. Insgesamt gehörte die Neugestaltung des Objekts in der Rosenstraße zu den deutlich aufwendigeren Vorhaben von Apoprojekt. „Wir haben das Gebäude entkernt, das Dach und die Haustechnik erneuert und eine Dreifachverglasung eingebracht“, sagt Stefanie Möhring. „Unser Ziel ist es aber immer, möglichst viel von der vorhandenen Bausubstanz zu erhalten – schon im Sinne der Nachhaltigkeit.“

4400 Projekte mit einem Volumen von 1,7 Milliarden Euro

So manches andere Modernisierungsprojekt kostet daher auch nicht weit mehr als 2500 Euro pro Quadratmeter wie der Rosenstraßen-Auftrag, sondern eher 500 bis 800 Euro pro Quadratmeter. Seit der Gründung im Jahr 2007 hat das Unternehmen, das sich als Marktführer in Deutschland versteht, rund 4400 Projekte mit einem Gesamtvolumen von gut 1,7 Milliarden Euro realisiert. Darunter sind auch Einzelhandelsflächen und große Arztpraxen.

Zu den großen Vorhaben der jüngsten Zeit in Hamburg gehört der Ausbau von 8000 Quadratmetern Bürofläche für den Ökostromanbieter LichtBlick – er bekam drei Meter hohe Feigenbäume im Foyer, ein hauseigenes Café und ein Fitnessstudio. Erst Ende Januar erhielt Apoprojekt den Auftrag, für den Mieter Shell Deutschland auf rund 7000 Quadratmetern Büros im Westfield Überseequartier am Chicagokai zu gestalten.

Weitere Wirtschaftsthemen

Ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen auf dem Büromarkt erwartet Alexander Knälmann, dass Apoprojekt in diesem Jahr abermals wachsen kann, wenn auch nicht im gleichen Tempo wie 2023. Er sieht für das Geschäftsmodell des Unternehmens noch reichlich Potenzial. „Zwar gibt es Studien, wonach der Bedarf an Büroraum abnehmen wird“, sagt er. „Ich bin da aber nicht so sicher, denn nach den heutigen Anforderungen an eine zeitgemäße und attraktive Büroumgebung benötigt man eher mehr Fläche pro Arbeitsplatz als bisher.“