Hamburg. Schweizer Reederei erhält vom Senat Grundstück östlich des Lohseparks. Auch öffentlich zugängliche Flächen sind geplant. Die Details.
Im Zuge der geplanten Partnerschaft mit dem Senat im Hamburger Hafen löst die Schweizer Reederei MSC eine erste Vereinbarung ein: Wie das Unternehmen und die Wirtschaftsbehörde am Freitag mitteilten, baut MSC eine neue Deutschlandzentrale in der HafenCity.
Auf einem Grundstück am Ericusgraben nördlich der Stockmeyerstraße, östlich des Lohseparks, soll ein Gebäudekomplex mit mindestens sieben Stockwerken und mehr als 13.000 Quadratmetern Bürofläche errichtet werden. Baubeginn ist für 2026 geplant. Zuvor soll aber ein Architektenwettbewerb zur Gestaltung des Gebäudes stattfinden. Die Kommission für Bodenordnung hat am Donnerstag den Weg frei gemacht.
MSC baut neue Deutschlandzentrale in Hamburg
Das geplante Gebäude soll auf mehr als 2600 Quadratmetern Grundstücksfläche in der Tradition der Hamburgischen Fleetbebauung, wie zum Beispiel beim nahe gelegenen Kaispeicher B (Maritimes Museum), direkt an der Wasserkante liegen und zum Teil im Hafenbecken gebaut werden.
Wie berichtet, plant der Hamburger Senat mit MSC eine partnerschaftliche Neuordnung des Hafenkonzerns HHLA. Die Schweizer Reederei soll künftig bis zu 49,9 Prozent an dem größten Hamburger Umschlagbetrieb erhalten. Der Senat will mit 50,1 Prozent die Mehrheit an der HHLA behalten. Derzeit gehören den Partnern mehr als 92 Prozent des Unternehmens.
Platz in der MSC-Zentrale für 500 bis 700 Mitarbeiter
MSC will mehr Ladung in den Hamburger Hafen bringen und verspricht Wachstum. Dazu soll die Deutschlandzentrale, die derzeit in Bremen ist, von der Weser an die Elbe verlegt werden. Hier soll Platz für 500 bis 700 Mitarbeiter geschaffen werden, teilten der Deutschlandchef der Reederei, Nils Kahn, und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Freitag bei einem Neujahrsempfang der Reederei für Journalisten mit.
Zugleich wird deutlich, dass sich die privatwirtschaftlich von der Familie Aponte geführte Reederei auch mehr den Hamburger Bürgern öffnen will. So sollen in dem Gebäude neben den Büros auch mindestens 800 Quadratmeter öffentlich zugängliche Räumlichkeiten entstehen. Derzeit sind eine Dachterrasse mit Blick über HafenCity und Speicherstadt, ein Showroom von MSC und ein Restaurant für alle Hamburger in der Diskussion.
Die Entwicklungsgesellschaft der HafenCity erklärte, MSC bekomme das Grundstück nicht geschenkt, sondern werde einen Kaufpreis entrichten. Diesen nannte sie aber nicht. Intern hieß es, der genaue Grundstückspreis werde noch ermittelt.
Dachterrasse und Restaurant für Öffentlichkeit in der Planung
2028 soll das neue Gebäude voraussichtlich fertig sein. Derzeit hat die mit 800 Schiffen weltgrößte Reederei ihre Hamburg-Repräsentanz in einem restaurierten Speicherblock am Sandtorkai untergebracht, auf halbem Weg zur Elbphilharmonie. Vermieterin ist – als wäre es ein Treppenwitz der Geschichte – die HHLA, deren neuer Herr MSC wird. Derzeit hat MSC 300 Mitarbeiter in Hamburg oder umgerechnet 275 Vollzeitstellen.
MSC verfügt über rund 700 Mitarbeiter in Deutschland an insgesamt neun Standorten. Hauptsitz ist derzeit Bremen. Sobald die neue Zentrale in Hamburg fertig ist, werde aber kein Mitarbeiter zum Umzug gezwungen, hieß es. Ohnehin ist nur das Frachttransportgeschäft betroffen. Die Kreuzfahrtsparte von MSC Cruises hat ihren Sitz in München. Ob dieser Teil dann auch nach Hamburg umzieht, sei völlig offen, heißt es aus dem Hauptsitz der Reederei in Genf. Das sei nicht Gegenstand der Vereinbarung mit Hamburg.
MSC gibt keine Geschäftszahlen heraus
Geschäftsführer Kahn betonte bei dem Treffen am Freitag mehrfach, dass MSC die Öffentlichkeit über alle weiteren Schritte in Hamburg informieren werde. Das ist insofern überraschend, als die Reederei im Allgemeinen als verschlossen gilt. Besitzverhältnisse, Umsätze und Gewinne werden nicht genannt. Nicht einmal, wie viel Ladung die Reederei derzeit in Hamburg umschlägt, wird offen kommuniziert. Nach unbestätigten Angaben aus Hafenkreisen handelt es sich um etwa 300.000 Standardcontainer (TEU) im Jahr.
Kahn erklärt indes: „Hamburg hat für MSC seit jeher eine große Bedeutung. Die Stadt ist einer unserer Heimathäfen, und die neue Zentrale ist ein wichtiger Teil unserer Vision für Hamburg. Wir wollen unser Geschäft in Hamburg und Deutschland insgesamt deutlich ausbauen“. Als Hamburger freue er sich besonders, dass MSC durch die geplanten öffentlichen Räumlichkeiten noch stärker in den Austausch treten und Teil von Hamburg werden könne, so der Deutschlandchef.
Gespräche mit HHLA-Betriebsräten erst nach Abschluss des Deals
Kahn sagte, dass ihn die heftige Kritik, die insbesondere von den HHLA-Mitarbeitern an dem MSC-Deal des Senats geäußert wird, nicht verwundert habe: „Die Debatte über die geplante Transaktion überrascht mich überhaupt nicht. Die HHLA ist nicht irgendein Unternehmen und der Hamburger Hafen nicht irgendein Hafen. Die Sorgen der Mitarbeiter der HHLA sind aber unbegründet. Wir wollen mit dem Hafen weiterwachsen.“
Gespräche der Schweizer mit Arbeitnehmervertretern der HHLA hat es noch nicht gegeben. Diese sollen erst nach Abschluss der Transaktion geführt werden. Wie berichtet lehnen HHLA-Betriebsräte und Ver.di den Einstieg von MSC bei der HHLA ab. Sie fürchten um die Arbeitsplätze und halten es für strategisch fragwürdig, sich von einem einzelnen Reederei-Konzern abhängig zu machen. Zudem sehen sie die Gefahr einer geringeren Mitbestimmung. Der Senat hat hingegen stets betont, dass es auch künftig einen paritätisch besetzten Aufsichtsrat bei der HHLA geben soll.
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Die neue Unternehmenszentrale stärke Hamburgs Position als führender deutscher Schifffahrtsstandort und auch das Netzwerk der maritimen Industrie vor Ort, sagte Wirtschaftssenatorin Leonhard. „Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit und über die zusätzlichen Arbeitsplätze, die entstehen werden.“ Auch sie ist zusammen mit ihrem Amtskollegen, Finanzsenator Andreas Dressel, in den vergangenen Wochen für den Teilverkauf der HHLA an MSC kritisiert worden. Insbesondere die geplante Beteiligung nicht etwa an einem Umschlagterminal der HHLA, sondern an dem Unternehmen selbst, hat viele Kunden des Hamburger Hafens verunsichert.