Hamburg. Weniger Umsatz trotz höherer Produktion. Angekündigte Übernahme durch Finanzinvestoren soll das Wachstum noch beschleunigen.

Verbraucher können sich über die seit Ende 2022 wieder deutlich gesunkenen Strompreise freuen. Für einen Betreiber von Solar- und Windparks wie das Hamburger Unternehmen Encavis sieht das ganz anders aus. Zwar hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 die Stromproduktion trotz des meteorologisch schwächeren ersten Halbjahres um rund sieben Prozent auf 3354 Gigawattstunden (GWh) gesteigert, was aufgrund von Fertigstellungen und Zukäufen weiterer Parks gelang.

Wegen des erheblich niedrigeren Preisniveaus hat sich der Netto-Umsatz aber um drei Prozent auf 449 Millionen Euro verringert, das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern nahm leicht auf 194,3 (Vorjahr: 198,3) Millionen Euro ab.

Niedriger Strompreis belastet Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Encavis

Von der kürzlich angekündigten Übernahme durch ein von dem US-Finanzinvestor KKR geführtes Konsortium erwartet sich Encavis-Chef Christoph Husmann eine Beschleunigung der Expansion. „Wir streben nun an, bis Ende 2027 Erzeugungskapazitäten von 7 Gigawatt (GW) ans Netz anzuschließen, was über dem derzeitigen Ziel von 5,8 GW liegt, und auch danach weiterzuwachsen“, sagt Husmann.

Zum Vergleich: Ende 2023 waren Solar- und Windparkkapazitäten von 2,2 GW installiert. Man werde „mit erheblicher finanzieller Unterstützung“ den Kapazitätsausbau stärken und den Eintritt in neue Märkte fördern können, so Husmann.

Zu dem Konsortium gehört auch die Unternehmerfamilie Viessmann, die unlängst ihr gesamtes Heizungstechnikgeschäft verkauft hatte. Den Encavis-Aktionären will man 17,50 Euro je Anteilsschein zahlen. Der Abschluss der Encavis-Übernahme wird für das vierte Quartal 2024 erwartet. Danach will KKR das Hamburger Unternehmen von der Börse nehmen. Für die mehr als 300 Beschäftigten soll sich durch den Eigentümerwechsel nichts verändern, auch das Führungsteam soll bleiben.

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Vor dem Hintergrund des weiter gesunkenen Strompreisniveaus erwartet Encavis für 2024 einen Netto-Umsatz von rund 460 Millionen Euro. Denn die jüngsten Akquisitionen des Vorjahres würden zum Großteil erst zum Jahresende 2024 fertig gebaut und erst 2025 „ihren deutlichen Niederschlag in den Kennzahlen zeigen“, wie das Unternehmen mitteilt.

Zwar war der Kurs der Encavis-Aktie bei Bekanntwerden des Angebotspreises von zuvor 11 Euro auf knapp 16,90 Euro hochgeschnellt. Experten des Hamburger Analysehauses Warburg Research sind aber der Auffassung, die Übernahmeofferte von KKR bleibe unter dem fairen Wert des Solar- und Windparkbetreibers. Auch Analysten der DZ Bank schrieben, der Angebotspreis berücksichtige die starken Mittelfristziele von Encavis nicht ausreichend.