Hamburg. Neuzugang auf dem Markt der Musikboxen für Kinder: Das Start-up Wobie peilt schon im Jahr nach dem Start einen Millionenumsatz an.

Für Musik und Hörspiele sind Kassetten zunächst von CDs verdrängt worden, doch auch die sind längst nicht mehr zeitgemäß – heute nutzt man Streaming-Dienste und Online-Podcasts. Aber was ist mit Kindern, die entweder für die entsprechenden Apps noch nicht gut genug lesen können oder die nicht selbstständig in den Weiten des Internets stöbern sollen?

Eine Lösung dafür bot die im Jahr 2016 auf dem Markt erschienene Toniebox, ein speziell für Kleinkinder konzipiertes Tonabspielgerät mit einfacher Bedienung. Seitdem sind mehrere ähnliche Systeme, unter anderem die Tigerbox, Galakto oder Speakerbuddy von Lidl, hinzugekommen.

Auch ein Start-up aus Hamburg mischt jetzt mit: Fee Fröiland, die Industriedesign studierte und zuletzt für Google arbeitete, hat zusammen mit ihrem Ehemann Karsten, der als Unternehmensberater und als Jungheinrich-Manager tätig war, die Wobie Box entwickelt. Seit Frühjahr 2023 wird sie verkauft, inzwischen auch über den Hamburger Versandhändler Otto und über MediaMarktSaturn.

„Es nervte, ständig das Handy für die Hörbücher abgeben zu müssen.“

„Die Idee entstand, als das ältere unserer beiden Kinder ins Hörbuch-Alter kam“, sagt Fee Fröiland. „Es nervte uns, ständig das Handy abgeben zu müssen, über das die Hörbücher und die Musik-Alben abgespielt wurden“, ergänzt Karsten Fröiland. Außerdem habe man für das Anwählen weiterer Inhalte immer wieder eingreifen müssen: „Dagegen konnte ich den Kassettenrecorder in meiner Kindheit völlig eigenständig bedienen.“

Zunächst testete das Paar die vorhandenen Kinder-Lautsprecher. So richtig überzeugend fanden sie keinen davon – auch nicht die Toniebox. „Das Design des bekannten Wettbewerbers mit den verschiedenen Figuren, die darauf gestellt werden und die entsprechenden Geschichten starten, ist süß. Aber die Preise für die Inhalte waren mir zu hoch“, sagt Fee Fröiland.

Bei der Wobie Box hingegen fallen über den Kaufpreis des Lautsprechers von rund 130 Euro hinaus nur die Kosten eines – in vielen Fällen ohnehin vorhandenen – Abos beim Streaming-Dienst Spotify an, wobei es dort auch ein Gratis-Abo mit Werbung gibt. Die Eltern stellen aus den auf Spotify vorhandenen Inhalten per Smartphone-App bis zu sieben „Playlists“ zusammen, die das Kind dann über farbige Tasten auf der Box anwählen kann, die über das WLAN mit dem Internet verbunden ist. Sollte in der Familie nur ein einziger Spotify-Account vorhanden sein, ist dieser allerdings blockiert, solange die Wobie Box in Betrieb ist. Alternativ können die Musikstücke und Kinder-Hörbücher auch von einer MicroSD-Karte im Gerät selbst abgespielt werden, wenn gerade keine Internet-Verbindung vorhanden sein sollte.

Warum die Wobie Box teurer ist als manche der Konkurrenzprodukte

Karsten Fröiland sieht kein Problem darin, dass die Wobie Box teurer ist als manche Konkurrenzprodukte: „Selbst das Upgrade auf ein Spotify-Familien-Abo kostet viel weniger als die Lizenzen, die man bei Wettbewerbern für alle neuen Inhalte zahlen muss. Viele Menschen rechnen mit den Kosten über den gesamten Lebenszyklus.“ Zudem sei die Box spritzwassergeschützt und ihre Tonqualität sei vergleichsweise hoch – schließlich habe man sie so gestaltet, dass sie auch von den Eltern im Wohnzimmer verwendet werden kann. „Hinzu kommt, dass die Box als Partner-Produkt durch Spotify zertifiziert werden musste, was nicht ganz einfach war“, sagt Fee Fröiland.

Während die Wobie-App durch externe Dienstleister in Deutschland entwickelt wurde, kommt das Gerät aus China. Allein fünf bis sechs Monate habe es gedauert, dort mittels eines spezialisierten Beraters einen Hersteller zu finden, der bereit und in der Lage war, eine Box nach den Vorstellungen der beiden Hamburger zu produzieren, sagt Fee Fröiland. „Etwa ein weiteres Dreivierteljahr lang standen wir mit dem Manager in China über Videokonferenzen in sehr engem Kontakt, bis die ersten Geräte das Werk verlassen konnten.“ In dieser Zeit habe sich fast so etwas wie eine Freundschaft entwickelt – „wir befanden uns ja genau wie er im Corona-Lockdown.“

Finanziert hat das Ehepaar die Anlaufkosten zunächst aus der eigenen Tasche, dann aber bemühten sich die beiden um Geld von der Beteiligungsgesellschaft Hamburg. Die statte eigentlich nur Unternehmen mit einem schon marktreifen Produkt mit Kapital aus, sagt Karsten Fröiland. „Doch dann kam die Finanzierungszusage und in der gleichen Woche die Freigabe durch Spotify nach technischer Prüfung. Das waren tolle Momente für uns.“

Schon im ersten Jahr hat das Start-up weit mehr als 1000 Boxen verkauft

Nun konnte es richtig losgehen. Zunächst wurde eine kleine Zahl der Boxen im erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis getestet, bald darauf konnte man die Geräte über den eigenen Online-Shop von Wobie auch kaufen. „Das löste ein großes Echo in den Sozialen Medien aus, der Sog aus dem Markt war sehr groß“, so Karsten Fröiland. Damit habe das Start-up im ersten Jahr „weit mehr als 1000 Boxen“ verkauft und einen Umsatz im niedrigen sechsstelligen Bereich erzielt.

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Für 2024 peilt das Ehepaar Umsätze im hohen sechsstelligen oder sogar schon im siebenstelligen Bereich an. „Erst seit ganz kurzer Zeit wird die Box nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Österreich verkauft“, erklärt Karsten Fröiland. Er sieht ein „riesiges Wachstumspotenzial“. Um das ausschöpfen zu können, müsste das Team, das bisher über die beiden Gründer hinaus nur einige studentische Hilfskräfte umfasst, aber um fest angestelltes Personal ergänzt werden. Ein eigener Softwareentwickler steht ganz oben auf der Prioritätenliste.

Auch Ideen für die Weiterentwicklung der Box gibt es schon. So soll sie künftig nicht nur in blau, violett und grau, sondern in weiteren Farben erhältlich sein. Und vielleicht wendet man sich später sogar einer zusätzlichen, ganz anderen Zielgruppe zu: Wie Karsten Fröiland sagt, gab es schon Anfragen, ob das Konzept des leicht bedienbaren WLAN-Lautsprechers nicht auch etwas für Senioren sein könnte.