Hamburg. Führungsspitze stimmt Vereinbarung zu. Was das für die Zukunft der Beschäftigten, des Vorstands und den Standort Hamburg bedeutet.

Es ist eines dieser Unternehmen, die in ihrer Branche zu den Großen zählen, aber von der Öffentlichkeit weithin unbeachtet wirken. Die Hamburger Encavis AG ist ein unabhängiger Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen, besitzt mehr als 300 Solar- und Windparks in zwölf Ländern in Europa. Nun steht das börsennotierte und im MDAX notierte Unternehmen vor einer Übernahme durch den US-Finanzinvestor KKR.

Encavis und ein von KKR angeführtes Konsortium hätten eine Investorenvereinbarung abgeschlossen, teilte das Hamburger Unternehmen am Donnerstag mit. Den Aktionären solle ein Übernahmeangebot in Höhe von 17,50 Euro pro Aktie unterbreitet werden. „Der Vorstand und der Aufsichtsrat von Encavis, die dem Abschluss der Investorenvereinbarung heute zugestimmt haben, befürworten das Angebot ausdrücklich“, heißt es in der Mitteilung. Es sei beabsichtigt, den Encavis-Aktionären die Annahme zu empfehlen.

Hamburger MDAX-Konzern vor Übernahme durch Finanzinvestor KKR

Zu den Investoren zählt auch das deutsche Familienunternehmen Viessmann. Der Spezialist für Wärmepumpen hatte unlängst sein gesamtes Heizungstechnikgeschäft verkauft. Der Abschluss der Encavis-Übernahme wird für das vierte Quartal 2024 erwartet. KKR will das Hamburger Unternehmen anschließend „delisten“, also von der Börse nehmen.

Bei Encavis und für seine nach eigenen Angaben mehr als 300 Beschäftigten wird sich nach einem Eigentümerwechsel absehbar nichts verändern. Das Konsortium unterstütze die derzeitige Wachstumsstrategie, heißt es in der Mitteilung. Das Führungsteam um die Vorstände Christoph Husmann und Mario Schirru solle ebenso bleiben wie der Unternehmenssitz in Hamburg und die Firmenzentrale an der Großen Elbstraße. Zudem ist von einer „Sicherung von Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerstellen“ die Rede.

Encavis: Umsatz und Gewinn sind zuletzt gefallen

Nach vorläufigen Zahlen hatte Encavis im vergangenen Jahr bei 449 Millionen Euro Umsatz einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 194 Millionen Euro erzielt. Das war jeweils weniger als im Vorjahr, obwohl das Unternehmen zahlreiche neue Energieparks erworben hatte. Der wesentliche Grund für den Abwärtstrend: Die Strompreise sind stark gefallen. Für 2024 erwartet der Vorstand nun zwar mehr Umsatz, aber einen weiter zurückgehenden operativen Gewinn.

Sinkende Verkaufspreise für Strom und zugleich höhere Finanzierungskosten bei der Übernahme von Solar- und Windparks sowie hohe Baukosten bei der Errichtung neuer Anlagen führten dazu, dass Encavis-Aktionäre zuletzt wenig Freude an dem Papier hatten. Anfang März wurde es für knapp über 11 Euro gehandelt, der Kurs war weit entfernt vom Langzeithoch von mehr als 25 Euro im Frühjahr 2021.

Analyst: „Perfekter Sturm“ über Hamburger MDAX-Konzern

Die Hamburger Privatbank Berenberg stufte Encavis Ende Februar von „Kaufen“ auf „Halten“ herab und senkte das Kursziel der Aktie von 22 auf 12 Euro. Über dem Wind- und Solarparkbetreiber braue sich ein „perfekter Sturm“ zusammen, schrieb Berenberg-Analyst Thomas Junghanns in einer Studie. Die deutlich gefallenen Strompreise überschatteten alle absehbaren positiven Entwicklungen, wie etwa sinkenden Preise für Solarmodule und bessere Wetterbedingungen für die Solar- und Windstromerzeugung, befand der Analyst.

Mehr Wirtschftsthemen

Nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots schoss der Encavis-Kurs am Donnerstag in die Höhe, der Handel wurde zeitweise ausgesetzt. In der Spitze legte das Papier um 27 Prozent auf knapp über 17 Euro zu. Die 17,50 Euro, die das KKR-Konsortium zahlen will, wurden jedoch nicht erreicht. Einen Teil der Encavis-Aktien hat es sich bei Ankeraktionären des Hamburger Konzerns bereits gesichert.