Hamburg. In dem Fachgeschäft für Schreibgeräte, Papier und Formulare läuft der Räumungsverkauf. Großhandel zieht nach Wandsbek.

Wieder gibt ein inhabergeführtes Fachgeschäft in der Hamburger Innenstadt auf: Der Räumungsverkauf läuft schon seit einiger Zeit. Schreibgeräte, Papier, Bürobedarf und Geschenkartikel werden in dem Laden an der Brandstwiete mit ordentlichen Rabatten verkauft. Am Donnerstag vor Ostern ist endgültig Schluss.

Das vor mehr als 100 Jahren gegründete Traditionsunternehmen Dössel & Rademacher schließt den Laden gegenüber dem ehemaligen Spiegel-Verlagsgebäude. „Durch die allgemein schlechte Lage im Einzelhandel und die Konsumzurückhaltung ist es uns unmöglich geworden, mit dem Fachgeschäft ein gesundes wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen“, sagt Geschäftsführerin Denise Rathgeber auf Abendblatt-Anfrage.

Einzelhandel Hamburg: Traditionshändler Dössel & Rademacher schließt Laden

Nach der Corona-Zeit mit langen Geschäftsschließungen seien die Umsätze eingebrochen. Viele frühere Kunden arbeiteten jetzt im Homeoffice und kämen nicht mehr zum Einkaufen in die Stadt. „Dazu kommen die ewigen Baustellen, unter anderem an der Willy-Brandt-Straße, und der Verlust von Parkplätzen nach der Umgestaltung der Brandstwiete“, so die 47-jährige Unternehmerin, die Dössel & Rademacher 2015 mit einem Partner übernommen hatte und inzwischen allein führt. Ende 2023 sei die Entscheidung für die Geschäftsaufgabe gefallen.

Was bleibt, ist der Großhandel für Bürobedarf, Gefahrgutaufkleber und Fachliteratur, allerdings an einem neuen Standort. Mitte April zieht Rathgeber mit ihrem Team in größere Räume im Gewerbehof Christiansen in Hamburg-Wandsbek. Die Filiale in Ahrensburg läuft weiter, genau wie die Onlineshops für Privat- und Firmenkunden. Alle 25 Beschäftigten bleiben im Unternehmen.

Mit Formularen für die Schifffahrt ging es bei Dössel & Rademacher in Hamburg los

Max Dössel und Amandus Rademacher hatten die Firma 1913 gegründet. Anfangs waren vor allem Formularvordrucke für die Schifffahrt verkauft worden. 1939 war das Unternehmen vom Zippelhaus an die heutige Adresse an der Brandstwiete gezogen.

Firmentransporter von Dössel & Rademacher parken in den 1960er-Jahren vor dem Geschäft an der Brandstwiete.
Firmentransporter von Dössel & Rademacher parken in den 1960er-Jahren vor dem Geschäft an der Brandstwiete. © Dössel & Rademacher | Dössel & Rademacher

Damals war auch das Sortiment um Bürobedarf und Geschenkartikel erweitert worden. In den 1960er-Jahren gehörten die VW-Bullis von Dössel & Rademacher, die ihre Waren in der Stadt ausfuhren, zum gewohnten Straßenbild. Wie es in dem Ladengeschäft an der Brandstwiete weitergeht, ist noch offen. Nach Abendblatt-Informationen gibt es noch keinen Nachmieter.

Das Geschäft mit Papier, Schreibwaren und Bürobedarf leidet seit Jahren unter Umsatzrückgängen. Von 2012 bis 2022 hat das Marktvolumen nach einem Branchenreport von Marketmedia24 um fast 22 Prozent nachgegeben. Deutschlandweit, auch in Hamburg, hat eine Reihe von Fachhändlern aufgegeben.

Geschäft mit Papier-und Schreibwaren unter Druck

So machte im vergangenen Jahr unter anderem das Traditionsgeschäft Hansen am Schulterblatt nach 92 Jahren dicht. Mitte Januar dieses Jahres schloss Schreibwaren Pilorz in der Blankeneser Bahnhofsstraße nach 66 Jahren. Bekannte Namen wie Schacht und Westerich sind schon lange verschwunden.

Dabei trifft es nicht nur den inhabergeführten Fachhandel. 2022 hatte der Hamburger Büroartikelhändler OfficeCentre GmbH Insolvenz angemeldet und in der Folge alle 50 Staples-Filialen in Deutschland geschlossen, darunter neun in der Hansestadt.

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Es gibt aber auch Signale gegen den Trend: Die Inhaber der Agentur Paperlux, Soraya und Max Kuehne haben gerade erst in den Räumen der Buchbinderei Begemann im Karolinenviertel einen kleinen Laden für ausgewählte Papier- und Schreibwaren eröffnet.