Hamburg. Das Geschäft mit vermögenden Kunden soll wachsen. Abermals weniger Börsengänge betreut. Der Gewinn bleibt dennoch nahezu konstant.
Für das Hamburger Privatbankhaus Berenberg ist es ein denkbar schlechtes Umfeld: Die Zahl der Börsengänge und Kapitalerhöhungen, an deren Begleitung Berenberg gut verdient, ist seit 2021 drastisch gesunken. Doch ist es den Hamburgern „im zweiten Jahr mit historisch niedrigen Kapitalmarktaktivitäten“ gelungen, den Nettogewinn mit 55,4 (Vorjahr: 55,1) Millionen Euro nahezu konstant zu halten.
Berenberg habe erneut gezeigt, dass sein „diversifiziertes Geschäftsmodell“ mit den Bereichen Investment Bank, Vermögensverwaltung und dem Firmenkundengeschäft in verschiedenen Marktsituationen „zuverlässig funktioniert und dauerhaft Renditen deutlich oberhalb des Branchendurchschnitts liefert“, sagt Hendrik Riehmer, persönlich haftender Gesellschafter der Bank.
In der Betreuung vermögender Privatkunden auf dem Heimatmarkt Deutschland setzt das Geldhaus auf Expansion: Neben der Eröffnung neuer Standorte in Nürnberg (Dezember 2023) und Hannover (zur Jahresmitte 2024) soll die Niederlassung München von derzeit zehn auf 40 Beschäftigte wachsen. Dort will man auch institutionelle Anleger und Firmenkunden beraten.
Mehr als 20.000 Treffen zwischen Investoren und Unternehmen organisiert
Zwar befänden sich die Aktivitäten an den Kapitalmärkten durch ein unvorhersehbares makroökonomisches Umfeld, hohe Inflation und Zinssätze sowie erhebliche geopolitische Unsicherheiten auf einem „seit Jahrzehnten nicht gesehenen Tiefpunkt“, sagt David Mortlock, persönlich haftender Gesellschafter. Er sieht aber Anlass für Hoffnung auf bessere Geschäfte in diesem Bereich: „Im Jahr 2023 kehrten viele unserer Kunden zu einer Arbeitsweise mit Büropräsenz zurück. Das ermöglicht es uns, wieder mehr persönliche Gespräche zu führen und Analysten- und Unternehmenstreffen vor Ort durchzuführen.“ Davon profitiere die „von hohem Service geprägte Tätigkeit“ des Bankhauses.
Im vergangenen Jahr habe man mehr als 20.000 Treffen zwischen Investoren und den Managementteams von Unternehmen organisiert, so Mortlock. Die Zahl der betreuten Kapitalmarkttransanktion (besonders Börsengänge und Kapitalerhöhungen) ging von 39 auf 35 zurück, das entsprechende Volumen sank leicht von 4,7 Milliarden auf 4,5 Milliarden Euro. Trotz der „europaweit deutlich ruhigeren Handelsvolumina“ sei der Aktienumsatz im Jahr 2023 mit mehr als 130 (145) Milliarden Euro auf einem „guten Niveau“ geblieben, heißt es. Das verwaltete Vermögen verringerte sich um gut zwei Prozent auf 37,7 Milliarden Euro.
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Aufgrund des schwachen Marktumfeldes hatte Berenberg schon 2022 begonnen, die Kosten zu senken. Im vorigen Jahr nahm die Beschäftigtenzahl in der Gruppe um 43 auf 1536 Personen ab. Mit 824 (847) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Hamburg der größte Standort vor London mit 392 Beschäftigten.