Hamburg. Im November hatten sich Bund und Länder auf die Einführung eines vergünstigten Deutschlandtickets für Studierende zum Sommersemester geeinigt. Doch nicht überall ist man schon so weit.

Mit dem jetzt beginnenden Sommersemester sollen viele der rund drei Millionen Studierenden in Deutschland für Busse und Bahnen bundesweit ein vergünstigtes Deutschlandticket für 29,40 Euro nutzen können. Doch der Beschluss von Bund und Ländern vom Ende des vergangenen Jahres wird bisher nicht überall umgesetzt - und auch nicht alle Hochschulen beabsichtigen mitzumachen, wie eine Umfrage der dpa ergab. Für das Ticket müssen die Hochschulen beziehungsweise deren Studierendenschaften mit den jeweiligen Verkehrsunternehmen Verträge schließen.

Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich im November 2023 darauf verständigt, das vergünstigte Deutschlandticket ab dem Sommersemester auch als Semesterticket anzubieten. An vielen Hochschulen soll es das bisherige solidarische Semesterticket ablösen, das die Nutzung der „Öffis“ im jeweiligen Verkehrsverbund ermöglicht und den Studierenden über die Semestergebühren berechnet wird.

Wo das Ticket schon jetzt gilt

Während 120.000 Studierende an 17 hessischen und rund 85.000 Studentinnen und Studenten an 25 Hochschulen in Hamburg schon seit Anfang des Monats beziehungsweise ab dem 1. April - je nach Semesterbeginn - mit dem neuen Deutschlandticket für 60 Prozent des regulären Preises nun den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen können, soll es in Niedersachsen, dem Saarland und Thüringen erst zum Wintersemester kommen.

Wie es in den Ländern geregelt ist

NRW: Auch nicht alle Hochschulen in Nordrhein-Westfalen sind mit dem Studi-Ticket rechtzeitig zum Sommersemester am Start. Für einen Teil der Einrichtungen laufen laut Umfrage derzeit noch Vertragsverhandlungen. Auch wenn sich abzeichnet, dass nicht alle Hochschulen mitziehen, werden dennoch wohl die allermeisten Studenten in NRW das vergünstigte Deutschlandticket erhalten.

Berlin: Von den 36 Hochschulen, mit denen bereits Semesterticket-Vereinbarungen mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) beständen, hätten sich rund 80 Prozent für das Deutschlandticket ausgesprochen, teilte die Senatsverkehrsverwaltung mit. Ein Teil sei bereits unterzeichnet. Die restlichen Hochschulen hätten sich aufgrund abweichender Semester-Zeiträume nochmals für ein VBB-Semesterticket entschieden. Von zwei Hochschulen stand eine Rückmeldung demnach noch aus.

Sachsen: Die meisten Studierenden an sächsischen Hochschulen können das vergünstige Deutschlandticket schon ab dem Sommersemester nutzen - so etwa in Dresden, Leipzig und Zwickau. Eine Vereinbarung mit der TU Chemnitz sei in Arbeit, teilte der Verkehrsverbund Mittelsachsen mit. In Freiberg und Mittweida hätten die Studierenden dagegen kein Interesse gezeigt. So wie dort können die Studierenden an vielen deutschen Hochschulen selbst entscheiden, ob sie auf das Deutschlandticket umsteigen.

Oftmals eine Kosten-Nutzen-Entscheidung

Sachsen-Anhalt: Oftmals ist das eine Kosten-Nutzen-Entscheidung, da das bisherige Semesterticket erheblich günstiger ist - beispielsweise an den Hochschulen in Magdeburg, Wernigerode und Stendal. Da die Befragungen noch liefen, könne die Umstellung dort frühestens zum Wintersemester erfolgen, teilte eine Sprecherin des Studentenwerks Magdeburg mit. In Halle können die Studierenden dagegen schon ab dem 1. April das Deutschlandticket nutzen.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten haben sich die Uni Greifswald und die Hochschule Neubrandenburg gegen das neue Ticket entschieden - im Gegensatz zur Uni Rostock, wo es ab dem Sommersemester gilt.

Thüringen: Gerade an den kleineren Hochschulstandorten mit vergleichsweise schlechter Nahverkehrsanbindung wie Schmalkalden, Ilmenau oder Nordhausen sei das verglichen mit dem Semesterticket deutlich teurere Deutschlandticket wenig attraktiv, hieß es von der Konferenz der Thüringer Studierendenschaften.

Bayern geht eigenen Weg

Bayern: Der Freistaat geht mit dem „bayerischen Ermäßigungsticket“ für 29 Euro pro Monat, das auch Studierende schon seit September nutzen können, weiter einen eigenen Weg. Der Preis eines solidarischen Semestertickets wird dabei vollständig auf den Preis des Ermäßigungstickets angerechnet. Zudem besteht nach Angaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) die Möglichkeit, sich freiwillig ein Ermäßigungsticket als Upgrade zum bestehenden Semesterticket zu kaufen.

Kritik gab es an der Terminvorstellung von Bund und Ländern: „Die Entscheidung zum Deutschland-Semesterticket schon zum April 2024 war für die Verkehrsunternehmen sehr kurzfristig“, hieß es etwa aus der Berliner Senatsverkehrsverwaltung. Die Umsetzung sei daher nur mit großem Aufwand bei den Verkehrsunternehmen und mit kleinen Einschränkungen beim Angebot möglich.