Hamburg. Arbeitgeber und Ver.di wollen für Bodenverkehrsdienste wohl neuen Branchentarifvertrag übernehmen. Doch es gibt weitere Baustellen.

Das Luftfahrtjahr 2024 hat mit mehreren Warnstreiks begonnen. Die Sicherheitskräfte legten am 1. Februar die Arbeit nieder, am Flughafen Hamburg fielen alle Abflüge mit Passagieren und auch Dutzende Landungen aus. Das Bodenpersonal der Lufthansa ging am 7. und 20. Februar in den Ausstand. Nahezu alle Flüge der Kranich-Linie von und nach Frankfurt und München fielen aus.

Zwischendurch am 2. Februar waren die Bodenverkehrsdienste in Fuhlsbüttel zum Warnstreik aufgerufen – doch in diesem laufenden Tarifkonflikt dürfen Passagiere wohl aufatmen.

Flughafen Hamburg: Einigung bei Warnstreikkonflikt ist greifbar

Zum Wochenanfang führte die zuständige Flughafentochterfirma HAM Ground Handling in Hamburg Gespräche mit den Gewerkschaften Ver.di und DBB/Komba. Es geht um die Übernahme des Branchentarifvertrags, der nach einer Einigung Ende vergangener Woche deutschlandweit vom 1. Juli 2024 an eingeführt werden soll.

HAM Ground Handling habe „nun auch in den lokalen Tarifrunden wie vorab angekündigt ein Angebot für die Übergangszeit“ vorgelegt, sagte Geschäftsführer Christian Noack unserer Redaktion auf Anfrage: „In intensiven und konstruktiven Verhandlungen wurde dieser Arbeitgebervorschlag zur Überleitung in den kommenden Branchentarifvertrag im Grundsatz vereinbart.“

Flughafen Hamburg: Details der Übergangsregelung werden erarbeitet

Wichtig dürfte nun also die finanzielle Ausgestaltung der Übergangszeit sein. Ver.di hatte ursprünglich die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro gefordert. Zudem sollten die Tabellenlöhne um 200 Euro und 5,5 Prozent rückwirkend ab 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von zwölf Monaten angehoben werden.

Christian Noack ist Geschäftsführer vom HAM Ground Handling.
Christian Noack ist Geschäftsführer vom HAM Ground Handling. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Für die nächsten Tage seien weitere Verhandlungen vereinbart, sagte Noack: „Details der Vereinbarung, die rückwirkend zum 1.1.2024 gelten soll, werden daher erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.“ Ver.di wollte sich auf Anfrage nicht zu den derzeit laufenden Verhandlungen äußern.

Neuer Branchentarifvertrag sieht Einstiegslohn von 16,51 Euro pro Stunde vor

Die Bodenverkehrsdienste sind für die Be- und Entladung, die Enteisung und den Pushback der Flugzeuge zuständig, stellen technische Geräte bereit, befördern Crew und Passagiere, verladen das Gepäck und machen die Flugzeuge von innen sauber. In Hamburg sind bei den HAM-Ground-Handling-Töchtern Groundstars, Stars und Cats rund 900 Mitarbeiter tätig.

Den Warnstreik am 2. Februar konnte der Airport durch eine Reduzierung der angebotenen Dienstleistungen und den Einsatz der Führungskräfte abfedern, der Flugbetrieb lief stabil. Der neue Branchentarifvertrag sieht einen Einstiegslohn von 16,51 Euro pro Stunde, bessere Zeitzuschläge, Urlaub bis zu 36 Tage für Schichtarbeitende und eine 37,5-Stunden-Woche vor.

Heute wird über Löhne bei Lufthansa Technik verhandelt

In den beiden anderen Tarifverhandlungen sitzen die Parteien an diesem Mittwoch zusammen an einem Tisch. Ver.di verhandelt in Frankfurt mit der Lufthansa über mehr Geld für das Bodenpersonal – darunter sind laut Unternehmen auch rund 7000 tariflich Beschäftigte in Hamburg bei Lufthansa Technik.

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Die Gewerkschaft fordert neben einer konzerneinheitlichen Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro für die Beschäftigten 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Lufthansa bietet für 25 Monate neben einer Inflationsausgleichsprämie von jeweils 3000 Euro rund zehn Prozent mehr Geld.

Luftsicherheitskräfte: Neues Angebot gefordert – oder es droht erneut Streik

In Berlin führt Ver.di zudem Gespräche mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über die Löhne der Luftsicherheitskräfte. Diese Verhandlungen sind neben dem Mittwoch auch für den morgigen Donnerstag noch angekündigt. Die Gewerkschaft fordert im Kern 2,80 Euro mehr pro Stunde für zwölf Monate. Der BDLS bietet nach eigenen Angaben 1,84 Euro pro Stunde mehr in zwei Schritten bei 24 Monaten Laufzeit.

Ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper forderte von den Arbeitgebern vor den Gesprächen, „dass sie endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. Andernfalls sind weitere Arbeitskampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen“.