Hamburg. Global Airlines gehört nun ein Riesen-Airbus. In der Wüste wird er flottgemacht. Aber die Briten kämpfen mit Verzögerungen.

  • Global Airlines plant Airbus-A380-Comeback
  • Neu gegründete Airline will ihr Geschäftsmodell um den Riesen-Airbus aufbauen
  • Was Fluggäste zukünftig erwartet

Das Schicksal des Airbus A380 mit der Seriennummer MSN 120 schien besiegelt. Ende 2022 wurde das seit 2013 von der Fluglinie China Southern betriebene Flugzeug in die Mojave-Wüste nach Kalifornien geflogen. Dort gab es ideale klimatische Bedingungen für das Projekt Langzeitparken.

Die Chancen auf eine Rückkehr waren für die damals zehn Jahre alte Maschine in den Nachwirkungen der Corona-Krise gering. Verschrottung war die deutlich wahrscheinlichere Option als ein Wiedereinscheren in den Flugbetrieb.

Airbus: Erste reine A380-Fluglinie bereitet ihren ersten Start vor

Doch nun wird an dem Comeback dieses Fliegers gearbeitet. Die neue Fluggesellschaft Global Airlines will ihn wieder in die Luft bringen. Die MSN 120 sei vom US-Flugzeugverwerter Jet Midwest als erster Flieger für die Flotte vollständig erworben worden, teilte die britische Airline vor Kurzem mit.

Global Airlines hatte Ende Mai 2023 für Aufsehen in der Branche gesorgt. Während einige Airlines das größte Passagierflugzeug der Welt aussortiert haben oder es vorhaben, will die neu gegründete Airline ihr Geschäftsmodell um den Riesen-Airbus aufbauen und setzt dabei auf alte, ausrangierte A380.

Global-Airlines-Gründer freut sich über ersten Flieger in der Flotte

An dem Gelingen der Pläne gab und gibt es in der Branche Zweifel. Schließlich gilt Emirates als die einzige Airline, die den A380 dank der perfekten geostrategischen Lage mit dem Heimatflughafen Dubai als Drehkreuz zwischen den Kontinenten dauerhaft profitabel einsetzen kann.

Doch Global-Airlines-Gründer James Asquith gibt sich davon unbeeindruckt. „Viele Leute haben vorausgesagt, dass wir es nicht einmal bis hierher schaffen würden“, sagte Asquith über die erste Maschine in der Flotte. Er könnte nicht glücklicher sein, MSN 120 ein zweites Leben einzuhauchen. Via X (früher Twitter) ergänzte er: „Der Kauf eines Flugzeugs ohne Schulden, ohne Leasing und ohne Finanzierung ist keine leichte Aufgabe, und unser Team hat fantastische Arbeit geleistet, um sie zum Erfolg zu führen.“

Global Airlines will solide Grundlage für den Flugbetrieb schaffen

Man habe sich zum Ziel gesetzt, die Dinge anders zu machen und eine solide Grundlage für den Betrieb einer Fluggesellschaft zu schaffen. „Manche Dinge dauern etwas länger, wenn Sie das volle Eigentum an den Vermögenswerten haben, aber wir sind davon überzeugt, dass Global dadurch auf lange Sicht gut aufgestellt sein wird“, so Asquith.

Weltreisender und Unternehmer: James Asquith ist der Chef und Gründer von Global Airlines.
Weltreisender und Unternehmer: James Asquith ist der Chef und Gründer von Global Airlines. © picture alliance / newscom | Roy Issa

Der heute Mittdreißiger schaffte den Sprung ins Guinnessbuch der Rekorde. Am 8. Juli 2013 bereiste er als 193. Land die Föderierten Staaten von Mikronesien und war mit 24 Jahren und 192 Tagen der jüngste Mensch, der alle souveränen Staaten der Welt besuchte. Anschließend trieb er sein Ziel voran, Reisen einfacher und billiger zu machen.

Der Airbus A380 erhielt neues Öl, Wasser und Treibstoff

Er gründete das Portal Holiday Swap. Nutzer der App können ihre Immobilien dort melden und selbst interessante Tauschdomizile auf der Plattform buchen. Holiday Swap erhält dafür eine Buchungsgebühr.

In der Mojave-Wüste laufen nun die Vorbereitungen für den Erstflug von Global Airlines. Für das Langzeitparken wurden beispielsweise die Motoren mit Planen verhüllt, damit keine Vögel darin brüten. Lufteinlässe, Sonden und Sensoren mussten mit Hüllen oder Verschlussstopfen abgedeckt werden. In den vergangenen Wochen wurden diese Schutzmaßnahmen wieder entfernt. Alle Flüssigkeiten wie Öl, Wasser und Treibstoff seien erneuert worden. Jeder Winkel des Flugzeugs sei inspiziert worden.

Der Airbus A380 soll in einem sehr guten Zustand sein

Alle Flugzeugsysteme seien gecheckt worden. In einem Video ist zu sehen und zu hören, wie die Triebwerke laufen. Alle Tests seien erfolgreich verlaufen. Das Flugzeug befinde sich in einem sehr guten Zustand, hieß es. Die Maschine sei nun vollständig im Besitz von Global und soll in den nächsten Wochen die USA verlassen.

Unter dem Zeichen 9H-GLOBL soll die Maschine mit maltesischer Registrierung künftig Passagiere um die Welt fliegen. Dabei wird die Airline zunächst auf die Dienste eines bereits A380-erfahrenen Konkurrenten zurückgreifen. Hi Fly soll den operativen Betrieb gewährleisten.

Hi Fly soll den operativen Betrieb des A380 gewährleisten

Die portugiesische Charterairline war die erste (und bisher einzige) Airline, die einen gebrauchten A380 in die Flotte integrierte. Im Sommer 2018 übernahm man einen A380, der zuvor von Singapore Airlines eingesetzt wurde. Kreuzfahrttouristen und Pauschalurlauber für Reiseveranstalter sollten mit ihm befördert werden. Nach gut zwei Jahren war Schluss, der Leasingvertrag wurde nicht verlängert. Folge der Corona-Krise. Der Bedarf nach großen Flugzeugen habe sich drastisch reduziert, hieß es damals.

Wohin der baldige Flug raus aus der Mojave-Wüste gehen soll, wird noch unter Verschluss gehalten. Auch zum Streckennetz ist nicht viel bekannt. Vermutlich wird es von London-Gatwick mehrmals pro Woche nach New York und Los Angeles gehen. Bei der Ankündigung der Pläne vor einem Dreivierteljahr war von ersten Transatlantikflügen in diesem Frühjahr die Rede.

Onlineportal berichtet von Verzögerungen beim Starttermin

Wann die ersten Flüge abheben sollen? Ob Global schon Start- und Landerechteslots an Airport hat und wenn ja, an welchen? Was Tickets kosten werden? All diese Fragen stellte unsere Redaktion dem Unternehmen – Antworten gab es leider nicht.

Das Onlineportal One Mile At A Time berichtet von Verzögerungen beim Starttermin. „Wir beabsichtigen, später im Jahr 2024 mit Charterflügen zu beginnen und anschließend Linienflüge aus dem Vereinigten Königreich anzubieten“, wird ein Global-Sprecher Mitte Januar zitiert: „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten 12 Monaten unsere ersten Passagierdienste anbieten werden.“

Global Airlines verweist auf Schwierigkeiten bei Partnern und Lieferanten

Wie bei anderen Unternehmen in der Luftfahrt gebe es Verzögerungen bei Partnern und mehrere Probleme in der Lieferkette. Man arbeite an Lösungen. Insgesamt hat die Airline nach eigenen Angaben zwar vier A380 gekauft. Ob sie flugfähig sind, ist aber offen und wohl eher unwahrscheinlich.

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Bekannt ist, dass die Fluglinie mit Factorydesign beim Kabinendesign zusammenarbeitet. Das Londoner Unternehmen dürfte viel zu tun haben, denn die Versprechen von Asquith bei der Vorstellung der Pläne waren vollmundig. Man wolle „den besten Weg des Fliegens“ anbieten und die Passagiere in das Goldene Zeitalter der Luftfahrt zurückbringen.

Neues Kabinenkonzept für A380 soll im laufenden Jahr vorgestellt werden

Aus der Branche hört man, dass dazu hochwertiges Essen und Wein sowie luxuriöse Annehmlichkeiten gehören. So wurde eine Partnerschaft mit der Champagnermarke Laurent Perrier verkündet. Die Reise solle ein digitales Erlebnis von der Buchung bis zum Boarden und der Zeit an Bord werden.

Bis zum himmlischen Komfort an Bord dürfte es aber noch etwas dauern. Das Onlineportal Simpleflying geht davon aus, dass zunächst die 506 Sitze von China Southern eingebaut bleiben. Perspektivisch soll Globals A380 etwa 471 Fluggästen Platz bieten. Die Pläne für die neue Kabine wolle man im laufenden Jahr vorstellen, hieß es.