Hamburg. Rolf Habben Jansen dauert die Diskussion schon viel zu lang. Er will eine Entscheidung und widerspricht Ex-Hafenpräsident Gunther Bonz.

Der Vorstandschef von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, hat kein Verständnis für die lange Diskussion über den Ersatzbau der Köhlbrandbrücke. „Darüber wird inzwischen so lange geredet wie über die Elbvertiefung“, sagte Habben Jansen bei einem Treffen mit Journalisten. „Wir brauchen eine Entscheidung.“ Die Überlegung, die marode Brücke, durch einen gleich hohen Neubau zu ersetzen, findet bei ihm keinen Zuspruch. „Wenn jetzt darüber diskutiert wird, eine neue Brücke zu bauen, die nicht höher ist als die aktuelle Köhlbrandbrücke, stärkt das die Wettbewerbsfähigkeit des dahinter liegenden Containerterminals Altenwerder nicht.“

Damit widerspricht Habben Jansen dem ehemaligen Präsidenten des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz. Dieser hatte in einem Abendblatt-Interview den Erhalt der alten Köhlbrandbrücke für den Pkw-Verkehr vorgeschlagen sowie einen gleich hohen zweiten Bau für den Schwerlastverkehr.

Hapag-Lloyd gegen Erhalt der alten Köhlbrandbrücke in Hamburg

Bonz begründete die Idee unter anderem mit der neuen Schifffahrtsallianz namens „Gemini“, die Hapag-Lloyd mit der dänischen Reederei Maersk eingehen will. Dadurch werde Hapag-Lloyd künftig kleinere Schiffe nach Hamburg bringen, die unter der Köhlbrandbrücke hindurchpassten und somit den Containerterminal Altenwerder erreichten.

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hält wenig von der Idee, die alte Köhlbrandbrücke stehen zu lassen.
Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hält wenig von der Idee, die alte Köhlbrandbrücke stehen zu lassen. © Hamburg | Ulrich Perrey

Habben Jansen bekräftigte, seine Beteiligung an dem Containerterminal behalten zu wollen. Er verspricht sich von der Gemini-Kooperation mit Maersk eine Reihe von Verbesserungen für Hapag-Lloyd. Vor allem die Strategie, mit den riesigen Überseeschiffen nur noch große Zentralhäfen anzulaufen, in denen man die Terminals selbst kontrolliert, könne die Fahrplantreue von Hapag-Lloyd erheblich verbessern. „Mehr Pünktlichkeit ist eines unserer Qualitätsversprechen, aber wenn wir ehrlich sind, dann sind wir in den vergangenen vier bis fünf Jahren damit kaum vorangekommen.“

Hapag-Lloyd hofft auf mehr Pünktlichkeit der Schiffe

Das habe auch mit den Partnerreedereien in der bisherigen Allianz von Hapag-Lloyd zusammengehangen, sagte er. Derzeit fahren die Hamburger in einer Kooperation mit den asiatischen Liniendiensten von ONE, HyundaiMerchant Marine aus Korea, und Yang Ming aus Taiwan.

Container der Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk bei der Verladung. Die beiden Unternehmen werden von 2025 an enger kooperieren.
Container der Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk bei der Verladung. Die beiden Unternehmen werden von 2025 an enger kooperieren. © picture alliance / dpa | Stefan Puchner

„Wenn wir mit Maersk künftig zwei Häfen in China anlaufen und dann direkt nach Tanger und Rotterdam, ist die Gefahr von Störungen viel geringer, als wenn wir wie bisher in Direktverbindungen acht oder neun Häfen auf dem Weg anlaufen.“ Von den großen Hubs aus würden dann Verteilschiffe die Ladung in die übrigen Häfen transportieren.

Hapag-Lloyd will Tempo der Schiffe noch weiter drosseln

Zudem verspricht sich Habben Jansen von dem Bündnis eine Steigerung der Effizienz, weil es gelingen werde, die Schiffe besser auszulasten. Treibstoffverbrauch und CO₂-Ausstoß würden abnehmen, weil man mit den Schiffen noch langsamer fahren könne als derzeit, mit bis zu 16 Knoten (29 Kilometer pro Stunde). Denkbar wäre eine Drosselung auf 13 Knoten (24 Kilometer pro Stunde). Schließlich erwartet Habben Jansen in dem neuen Zweierbündnis mehr Mitspracherechte. „Bisher waren wir nur einer von vieren.“

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Der Reedereichef sieht derweil kein schnelles Ende der Krise im Roten Meer, wo immer wieder Schiffe von Huthi-Rebellen aus dem Jemen angegriffen werden. Das werde nicht morgen vorbei sein, aber ob es drei oder fünf Monate dauere, könne niemand vorhersagen. Seit Dezember meiden die großen Reedereien das Rote Meer und die Zufahrt zum Suezkanal. Stattdessen lassen sie ihre Schiffe um Afrika herum fahren, was die Reisezeit um bis zu 14 Tage verlängert.