Hamburg. Melanie Leonhard hält im Hafen-Klub eine Grundsatzrede zum Hafen der Zukunft. Dabei überrascht sie die Zuhörer mit einer Idee.

Seit Jahren wird über einen Ersatz der maroden Köhlbrandbrücke spekuliert. Der Senat lässt derzeit zwei Varianten prüfen: den Bau einer neuen Brücke oder eines Bohrtunnels. Die Entscheidung werde in der ersten Hälfte des kommenden Jahres fallen, sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) nun bei einem Vortrag im Hamburger Hafen-Klub. Und sie brachte überraschend eine dritte Variante ins Spiel: den Bau einer abgespeckten Version des Bohrtunnels. „Es gebe auch die Möglichkeit, einen kleineren Tunnel zu bauen“, sagte Leonhard vor rund 100 Hafenunternehmern.

Nähere Angaben zur Planung machte sie nicht. „Das wird derzeit gründlich geprüft“, sagte Leonhard. Gleichwohl ergibt der Vorschlag der Senatorin durchaus Sinn, denn die vorliegenden Pläne für den Bohrtunnel unter dem Köhlbrand sind zuletzt in die Kritik geraten. Zwar haben sich SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Köhlbrandbrücke durch einen Tunnel zu ersetzen, doch neueren Untersuchungen zum Baugrund zufolge muss der geplante Tunnel wesentlich tiefer unter den Köhlbrand verlegt werden. Die kalkulierten Kosten sind auf mehr als fünf Milliarden Euro gestiegen. Ein im Durchmesser kleinerer Tunnel würde natürlich billiger werden.

Hamburger Hafen: Senatorin prüft kleinere Variante des Köhlbrandtunnels

Ebenso überraschend brachte Leonhard in ihrer Hafen-Klub-Rede den Bau eines neuen Großschiffsliegeplatzes ins Spiel. „Eher kurz- als mittelfristig müssen wir entscheiden, ob ein weiterer Großschiffsliegeplatz zu bauen ist“, sagte die Senatorin und brachte zu Ausdruck, dass sie die Hafenwirtschaft in dieser Frage unterstützt. Hamburg verfügt derzeit über gerade einmal fünf solcher Kaianlagen für außergewöhnlich große Containerschiffe mit bis zu 400 Metern Länge. Inzwischen kommen die großen Reedereien fast nur noch mit Schiffen dieser Größe nach Hamburg.

Das trifft den Hamburger Hafen nicht völlig unvorbereitet. Die sogenannte „Westerweiterung“ am Containerterminal von Eurogate ist ebenfalls seit Jahrzehnten in der Planung und seit mehr als einem Jahr rechtsgültig planfestgestellt. Sie sieht eine Verlängerung der Kaikante um eben jenen Großschiffsliegeplatz vor. Doch auch hier mangelt es zur Realisierung am Geld. Dabei geht es voraussichtlich um eine hohe dreistellige Millionensumme.

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Zur Finanzierung hielt sich Leonhard in ihrer Rede bedeckt. Sibyllinisch sagte die Wirtschaftssenatorin nur, dass die geplante Partnerschaft mit MSC zur Neuordnung der HHLA nicht den letzten Einstieg eines Investors im Hamburger Hafen sein müsse. Im Gegenteil: Leonhard geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es schon in den nächsten Monaten weitere größere Investitionen in den Hafen geben könnte. Das Interesse international sei groß.