Hamburg. Gunther Bonz hat mit seiner Idee im Abendblatt für Aufsehen gesorgt. Nun bekommt er von mehreren Stellen Zustimmung. Die Hintergründe.

Seitdem die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd und ihr dänischer Konkurrent Maersk eine Neuordnung eines Teils ihrer Liniendienste angekündigt haben, mehren sich die Stimmen, die einen Erhalt der alten Köhlbrandbrücke fordern. „Weil Hapag-Lloyd Liniendienste mit Großschiffen im Asien-Verkehr von Hamburg abzieht und von Altenwerder den Amerika-Verkehr mit kleineren Schiffen bedient, reicht unter Umständen sogar eine zweite Köhlbrandbrücke neben der alten“, sagte Malte Siegert, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu

Immer mehr Unterstützung für Idee von zwei Köhlbrandbrücken

Hintergrund ist, dass Hapag-Lloyd und Maersk eine neue Strategie verfolgen. Demnach sollen die großen Überseeschiffe nur noch Zentralhäfen wie Rotterdam oder Tanger anlaufen. Von dort aus soll die Ladung auf kleineren Schiffen in andere Häfen wie Hamburg verteilt werden. „Grundsätzlich muss es angesichts der fundamentalen Veränderungen für den Hamburger Hafen mit Blick auf exorbitante Kosten sowie unnötige Naturverluste zukünftig um angemessene Lösungen gehen. Dem politischen Hamburger Größenwahn, zu dem das Festhalten an der Planung zur A26-Ost wenige Kilometer südlich der Köhlbrandquerung sowie das der Elbvertiefung zählt, muss Einhalt geboten werden. Jetzt muss endlich alles auf den Prüfstand“, sagt Siegert.

Neue Schifffahrtsallianz macht höhere Brücke überflüssig

Den Wirbel ausgelöst hatte der langjährige ehemalige Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, in einem Abendblatt-Interview. Sein Vorstoß: Wenn Hapag-Lloyd künftig mit kleineren Schiffen zum Containerterminal Altenwerder fahre, würden diese unter der alten Köhlbrandbrücke hindurchpassen. Damit entfalle die Notwendigkeit, eine noch höhere, neue Brücke zu bauen. Bonz plädiert dafür, eine Alternative zu prüfen: Erhalt der alten Köhlbrandbrücke für Pkw und daneben ein Neubau für den Schwerlastverkehr.

Denkmalschützerin Kristina Sassenscheidt kämpft für den Erhalt der Köhlbrandbrücke.
Denkmalschützerin Kristina Sassenscheidt kämpft für den Erhalt der Köhlbrandbrücke. © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

„Die Meinung von Gunther Bonz sollte der Senat nicht leichtfertig vom Tisch wischen“, sagte dazu Petra Ackmann, Hamburger Landesvorsitzende des Bundes der Steuerzahler. „Vermutlich gibt es nur eine Handvoll Personen, die den Hamburger Hafen und seine Bedürfnisse so gut kennen, wie der ehemalige Chef des Unternehmensverbands Hafen Hamburg. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass der Hamburger Senat sich aktuell bei Angelegenheiten rund um den Hamburger Hafen nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sollten die Verantwortlichen besonders gut hinhören.“

Stelle sich heraus, dass eine neue 70 Meter hohe Brücke nur für einige wenige Schiffe erforderlich sei, müsse eine Alternative her. Das könnte die Beibehaltung und Sanierung der jetzigen Köhlbrandbrücke sein, um darüber künftig den Pkw-Verkehr abzuwickeln und daneben der Bau einer gleich hohen Brücke für den Schwerlastverkehr. Für den Steuerzahler käme das günstiger.

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Ein Vorschlag, den auch der Denkmalverein unterstützt: „Wir fordern schon lange, den Erhalt dieses wichtigen Hamburger Wahrzeichens zu prüfen“, sagt Vereinsgeschäftsführerin Kristina Sassenscheidt. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority habe im November auf Grundlage ihrer aktuellsten Untersuchungen bestätigt, dass die Brücke problemlos erhalten werden könne, wenn man den Schwerlastverkehr über eine neue, südliche Brücke abwickeln würde „Das wäre ökonomisch, ökologisch und baukulturell die sinnvollste Lösung.“