Hamburg. Einst wollten die Gründer den Biermarkt aufmischen, dann ging ihnen das Geld aus. Nun übernimmt eine bekannte Brauerei die Marke.

Im Juli 2023 schien der große Traum der beiden Hamburger Gründer Tristan Brümmer und Erik Dimter geplatzt. Im Frühjahr 2018 hatten sie das weltweit erste Proteinbier auf den Markt gebracht. Fitnessfans wollten sie mit dem alkoholfreien Getränk ansprechen, damit es mit deren Muskelaufbau besser klappt.

Gut fünf Jahre später musste ihr Start-up Joybräu, mit dem sie auch in der Vox-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ waren, allerdings Insolvenz anmelden. Doch nun gibt es eine Lösung für das Unternehmen.

„Die Höhle der Löwen“: Insolventes Hamburger Start-up findet neuen Investor

Der Getränkekonzern Oettinger übernehme den Proteinbierhersteller, teilte die Hamburger Wirtschaftskanzlei BRL am Freitag mit. Deren Partner Stefan Denkhaus als zuständiger Insolvenzverwalter von Joybräu sagte: „Mit Oettinger haben wir einen strategischen Käufer gefunden, der mit seinem Familienunternehmer-Hintergrund und der internationalen Ausrichtung eine neue Perspektive für die innovative Getränkemarke Joybräu schafft.“

Der Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus brachte als Joybräu-Insolvenzverwalter den Deal unter Dach und Fach. Er kümmert sich auch um die Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof.
Der Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus brachte als Joybräu-Insolvenzverwalter den Deal unter Dach und Fach. Er kümmert sich auch um die Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Man stärke mit dieser strategischen Akquisition die eigene Innovationskraft, sagte Oettinger-Chef Stefan Blaschak: „Zum einen führen wir die Proteinbiermarke Joybräu weiter. Zum anderen heben wir ihren Spirit, ihre Agilität und ihre Experimentierfreudigkeit auf ein nächstes Level.“

Brauerei Oettinger will mehr Functional Drinks in den Markt bringen

Man integriere die patentierte Verfahrenstechnologie – natürliches Protein und Aminosäuren in ein alkoholfreies Bier zu bringen, erwies sich als schwierig und gelang erst in einer Kooperation mit Wissenschaftlern vom Studiengang Brauerei- und Getränketechnologie der Technischen Universität Berlin – in die Produkt-Pipeline von Oe.

Oe ist die neu geschaffene Investitionsmarke der bayerischen Traditionsbrauerei, deren Wurzeln bis ins Jahr 1731 zurückreichen. Künftig sollen über Sortimentsgrenzen hinweg für das In- und Ausland sogenannte Functional Drinks realisiert werden, denen dank bestimmter Zusätze (wie Protein) spezielle Eigenschaften zugeschrieben werden.

Oettinger zählt zu den großen Getränkeherstellern in Deutschland

Das größte Potenzial sehe man dafür außerhalb Deutschlands, sagte Blaschak: „Bezüglich Akzeptanz und Kaufbereitschaft von Lebensmitteln mit Zusatznutzen für das eigene Wohlbefinden sind uns die Verbraucher in vielen Ländern Lichtjahre voraus.“

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Oettinger zählt mit einem Ausstoß von knapp 7,5 Millionen Hektolitern zu den größten Getränkeherstellern in Deutschland sowie zu den 25 weltgrößten Brauereien. Jährlich werden etwa zwei Milliarden Flaschen und Dosen mit Bier, Biermix und Erfrischungsgetränken abgefüllt. An den drei Standorten Oettingen, Mönchengladbach und Braunschweig sind rund 800 Mitarbeiter tätig.

In der „Höhle der Löwen“ war einst Nils Glagau bei Joybräu eingestiegen

Joybräu war im September 2021 in der „Höhle der Löwen“ zu sehen. In der TV-Show war Orthomol-Chef Nils Glagau zunächst in das Hamburger Start-up eingestiegen. Doch letztlich kam der Deal nie zustande. Man habe „zusammen entschieden, keinen gemeinsamen Weg zu gehen“, sagte Glagau kurz nach der Sendung. Und Dimter ergänzte, man würde „auf geschäftlicher Ebene doch nicht so gut zusammenpassen“.

Wie es nun für Dimter und Kompagnon Brümmer weitergeht, ist offen. Mit der Joybräu-Übernahme habe man die Markenrechte und Rezepturen erhalten, sagte eine Oettinger-Sprecherin: „Mit den beiden Firmengründern sind wir in Gesprächen über künftige beratende Tätigkeiten.“ Mitarbeiter habe Joybräu nicht mehr gehabt.

Die Joybräu-Produkte soll es wieder im Handel geben

Auf der Webseite steht über allen Produkten „sold out“, also ausverkauft. Das soll sich ändern. „Unter Oettinger werden wir die Marke reaktivieren und vielversprechende Sorten fortführen“, sagte die Sprecherin, ohne Details wie die genauen Produkte und einen Zeitplan zu nennen.