Hamburg. Ein Gastronomenpaar hat im Januar trotz höherer Mehrwertsteuer die Preise gesenkt. Wie sind die Erfahrungen? Und wie geht es weiter?
Schon die Ankündigung war ein Wagnis – das wussten Désirée (33) und Jens (57) Manzel. Anfang Dezember hatte das Gastronomenpaar öffentlich gemacht, dass die Preise in ihrem Restaurant Schuback am Park in Hamburg-Eppendorf im Januar sinken würden. Zu einem Zeitpunkt, als die meisten anderen Wirte schon mit höheren Preisen kalkulierten. Zur Erinnerung: Hintergrund ist die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants. „Wir machen es anders“, hatte Désirée Manzel damals im Abendblatt gesagt. Statt teurer sollte der Restaurantbesuch im Schuback am Park günstiger werden.
Knapp einen Monat später kann man sagen: Die Rechnung ist aufgegangen. „Es war eine gute Entscheidung“, sagt Jens Manzel, der das Schuback am oberen Ende der Eppendorfer Landstraße seit 2018 mit seiner Ehefrau führt. „Es kommen mehr Gäste, auch viele neue und vor allem junge. Die Resonanz ist ausgesprochen positiv.“
Seit der Preissenkung seien die Tische in ihrem Lokal an drei von fünf Abenden zweimal belegt, so Désirée Manzel. Einmal zur frühen Runde um 18 Uhr und dann noch einmal ab 20 Uhr. Ein klares Signal dafür, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Günstiger statt teurer: In diesem Hamburger Restaurant ist es jeden Abend voll
Mit der Januar-Speisekarte hatten die Wirtsleute praktisch Einheitspreise eingeführt. Konkret: Vorspeisen gibt es für 14 bis 15 Euro. Die Hauptgerichte kosten – mit einem Augenzwinkern zum Beginn des neuen Jahres – 20,24 Euro. Und die Desserts stehen mit 13 Euro auf der Karte.
Dabei wird auch der Preis ausgewiesen, der nach Kalkulation der Manzels kostendeckend wäre. Beim Klassiker Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat sind das 29,50 Euro, beim Kabeljau mit Trüffelkartoffelstampf 29 Euro und bei der Vorspeise Entenlabskaus mit Spiegelei 18 Euro. Die Folge: „Es werden mehr Vorspeisen bestellt, vermutlich auch, weil wir die Preise für die Hauptgerichte gesenkt haben“, sagt Désirée Manzel.
Das Schuback hat damit eine Strategie gegen den Trend eingeschlagen – und bleibt ein Ausnahmefall. „80 Prozent der Hamburger Gastronomen haben die Preise schon angepasst. Und weitere werden nachziehen“, sagt Dehoga-Vizepräsident Jens Stacklies und verweist auf weitere Kostensteigerungen, etwa bei Energie, Personal oder Transport.
Auch der Chef der Stacklies-Unternehmensgruppe hat die Preise in seinen Betrieben (Gröninger Privatbrauerei, Schönes Leben) teilweise ordentlich angehoben. „Es ist noch zu früh zu sagen, wie sich die Gästezahlen entwickeln. Aber wir merken schon, dass die Menschen darüber sprechen.“ Bis Ende März will der Dehoga eine Umfrage mit belastbaren Zahlen machen.
Mehr Wirtschaftsthemen
- Gastronomie Hamburg: Beliebtes Restaurant Pink and Orange in Langenhorn hat geschlossen
- Hamburger Traditionsmodehaus Gosche meldet Insolvenz an
- Asiatisch essen: Hamburger Start-up Arang bringt Seetangsuppe zu Rewe
Die Manzels wollen ihre Preissenkungsaktion jetzt zusammen mit ihrem Steuerberater auswerten. „Wir wissen, dass der Umsatz gestiegen ist“, sagt Jens Manzel. Genauere Zahlen nennt er nicht. Aber natürlich geht es darum, was unter dem Strich für den Betrieb mit dem zehnköpfigem Team übrig bleibt.
Günstiger statt teurer: Eine Änderung gibt es
Eine Änderung für den Februar ist schon beschlossen: Die Preise für die sogenannten Klassiker auf der Karte, wie Wiener Schnitzel, Rouladen und Pannfisch, werden auf 24 Euro angehoben. Alle anderen Preise bleiben. „Anders ging es nicht. Aber wir liegen damit immer noch unter dem Preis, den wir eigentlich nehmen müssten“, sagt der Schuback-Wirt.
Ob das Modell langfristig funktioniert, muss sich noch zeigen. „Wir denken von Monat zu Monat“, sagt Désirée Manzel. Am Wochenende, dem letzten im Januar, ist das Schuback auf jeden Fall wieder sehr gut gebucht.