Hamburg/Westerland. Lokale und Hotels spüren die Energiekrise doppelt, heißt es vom Dehoga. Manche Wirte erwägen nun drastische Schritte.

Gastronomie und Hotellerie in Hamburg und dem Norden befinden sich in einer schweren Krise. „Wir haben die massiven negativen Auswirkungen für die Branche durch Corona irgendwie gemeistert, und jetzt stehen wir vor neuen, größeren Herausforderungen“, sagte Dehoga-Vizepräsident Niklaus Kaiser von Rosenburg dem Abendblatt.

„Die Energiekosten steigen explosionsartig. Viele sind schon jetzt durch höhere Zahlungen belastet oder haben Verträge, die bis zum Jahresende auslaufen.“ Die extremen Mehrkosten könnten die meisten Gastronomen und Hoteliers nicht alleine tragen, sondern müssten die Preise erhöhen. Der Hotelier, der in Hamburg den Baseler Hof und die Mellingburger Schleuse führt, befürchtet: „Wenn wir das mit den Energiepreisen nicht in den Griff bekommen, werden Betriebe schließen müssen.“

Gastronomie in Hamburg spüre Energiekosten doppelt

Schon jetzt bleiben Kunden weg. „Die gestiegenen Energiekosten spüren wir doppelt. Zum einen müssen wir mehr bezahlen und zum anderen kommen weniger Gäste, weil sie Angst vor der nächsten eigenen Heizkostenrechnung haben und sich dann beim Essengehen einschränken“, sagt Tim Lang, Betreiber der Restaurants Tim’s und Küchenfreunde.

Auch der Personalmangel belastet die Branche in Hamburg und auf der Insel Sylt. Einige Restaurants mussten dort bereits mitten in der Saison einen oder zwei Ruhetage einlegen. „Hier geht es um kein Sylter Problem, sondern um ein deutschlandweites“, sagte Dehoga-Sylt-Chef Dirk Erdmann. Es seien einfach nicht genug Fachkräfte vorhanden. „Vor Corona haben in Deutschland bereits 40.000 Köche gefehlt. Wo sollen die jetzt plötzlich herkommen? Richtig ist, dass wir durch Corona noch mehr Leute in andere Branchen verloren haben.“

Mitarbeiter aus dem Ausland anwerben

Dirk Erdmann fordert deshalb eine gezielte Anwerbung beispielsweise von Arbeitskräften aus Vietnam oder den Philippinen, um den Fachkräftemangel zu lindern. Das Problem fehlender Fachkräfte sei „nur durch professionellen Zuzug, durch Schulungszentren, auch aus Ländern, wo das bisher nicht zugelassen ist“, zu beheben, so der Kampener Hotelier.

Hamburgs Dehoga-Vizepräsident Niklaus Kaiser von Rosenburg sieht das ähnlich. „Wir brauchen auch Mitarbeiter aus dem außereuropäischen Ausland. Aber dafür benötigen wir eine einfache Einwanderungsgesetzgebung ohne viel Bürokratie.“

Die Hamburger Gastgeber stünden jedenfalls vor schwierigen Entscheidungen: „Schon jetzt haben einige ihre Öffnungszeiten eingeschränkt und überlegen ernsthaft, ob es sich überhaupt lohnt, Veranstaltungsräume für Weihnachtsfeiern einzuheizen oder ob man auf das Geschäft lieber verzichtet“, sagte Kaiser von Rosenburg.

"Im Gastraum ist es jetzt ein wenig dunkler"

Doch Not macht erfinderisch. „Wir haben erst mal 25 Lampen aussortiert und den Rest der Beleuchtung auf LED umgestellt. In unserem Gastraum ist es jetzt ein wenig dunkler, aber das ist ja auch gemütlich“, sagt Désirée Manzel vom Schuback am Park an der Eppendorfer Landstraße. Und dienstags bleibt das Lokal jetzt geschlossen, um Energie einzusparen. Die Gäste werden von Mittwoch- bis einschließlich Sonntagabend bewirtet.

Ein weiteres Problem ist das fehlende Personal. Aber für Tim Lang, der die Restaurants Tim’s an der Großen Elbstraße und Küchenfreunde am Lehmweg betreibt, seien Mitarbeiter aus dem Ausland nicht die Lösung. „Wir müssen die Jugend für unsere Branche begeistern und in den Schulen für diesen Beruf werben. In der Gastronomie und Hotellerie steht einem die Welt auch ohne Abitur offen.“ Der Gastronom, der auch die Botanic District Bar an der Hegestraße führt, sagt: „Ohne Nachwuchs haben wir ein echtes Pro­blem.“