Hamburg. Gründerin beliefert Supermärkte mit Seetangsuppe und Marinaden. Ihre Eltern führten einst ein Restaurant in der Hansestadt.

Was K-Pop ist, wissen inzwischen die meisten. Für alle anderen: Es ist ein Sammelbegriff für koreanischsprachige Popmusik und besonders bei jungen Leuten sehr populär. Auch K-Beauty hat sich inzwischen als Bezeichnung für die beliebten Kosmetikprodukte aus Südkorea eingebürgert. „Als Nächstes kommt K-Food“, sagt Sung-Hee Kim und lacht. Die in Hamburg geborene Koreanerin will die Deutschen mit ihrem Start-up Arang auf den Geschmack der Küche Koreas bringen.

Und das hat viel mit einer traditionellen koreanischen Spezialität zu tun: der Seetangsuppe, auch Miyeok-guk genannt. Typischerweise wird diese als Geburtstagssuppe gegessen, um damit an die Zeit der Geburt zu erinnern. Auch Kim hatte nach der Geburt ihres ersten Kindes Seetangsuppe – von ihrer Mutter zubereitet – gegessen, um wieder zu Kräften zu kommen. „Schon damals habe ich gedacht, dass die Suppe mit vielen Nährstoffen auch für deutsche Frauen eine gute Sache ist“, sagt die 44-Jährige.

Asiatisch essen in Hamburg: Seetangsuppe, Bulgogi & Co – so schmeckt Koreas Küche

Jetzt sitzt Sung-Hee Kim in der Hobenköök im Oberhafenquartier. Auf dem Tisch stehen die ersten Produkte ihres Start-ups Arang: eine Bio-Seetangsuppe sowie die Marinaden Bulgogi und Gochujang, die zu den Hauptgewürzen der koreanischen Küche gehören. Vor zwei Jahren hat die studierte Musikwissenschaftlerin ihren gut bezahlten Job in der Veranstaltungsbranche gekündigt und sich mit ihrem Gewerbe selbstständig gemacht. In der Markthalle der Hobenköök hat sie ihre ersten Produkte verkauft.

Der Markenname Arang ist abgeleitet von der Figur einer koreanischen Volkssage und eine Reminiszenz an ihre Familiengeschichte. Ihre Eltern waren Ende der 1960er-Jahre aus Südkorea nach Deutschland ausgewandert und hatten 1975 in der Hamburger Altstadt das erste koreanische Restaurant in Norddeutschland eröffnet: das Arang.

Arang war der Name des koreanischen Lokals ihrer Eltern: „Treffpunkt in Hamburg“

„Ich habe noch Kindheitserinnerungen an das Lokal, das damals ein Treffpunkt für Koreaer in Hamburg war“, erinnert sich die Gründerin. Dass sie selbst in das Geschäft mit Lebensmittel einsteigen würde, hat sich allerdings erst Jahrzehnte später ergeben. Als Sung-Hee Kim während der Corona-Pandemie von ihrem Job als Marketing-Managerin beim Eventim zeitweilig in Kurzarbeit war, besann sie sich auf das Unternehmertum ihre Eltern und die stärkende Seetangsuppe aus der Heimat ihrer Familie.

„Als Mutter von zwei Kindern weiß ich, dass es im Alltag manchmal schnell gehen muss“, sagt sie. „Weil die Ernährung trotzdem abwechslungsreich und gesund sein soll, habe ich angefangen, Produkte zu entwickeln, mit denen sich zu Hause schnell und einfach koreanische Gerichte zu bereiten lassen.“

Das Hamburger Start-up Arang hat eine traditionelle Seetangsuppe sowie die Marinaden Bulgogi und Gochujang im Sortiment.
Das Hamburger Start-up Arang hat eine traditionelle Seetangsuppe sowie die Marinaden Bulgogi und Gochujang im Sortiment. © Argan/Daria Yakina | Argan/Daria Yakina

Die Rezepte hat sie in ihrer Küche in Wellingsbüttel ausgetüftelt. Dabei war ihr wichtig, dass es anders als in der Ur-Version mit Huhn auch eine vegane Variante mit Shiitake-Pilzen gibt. Basis aber sind Algen. Sung-Hee verwendet biozertifizierte Wakame-Algen aus Spanien, die reich an Proteinen und Vitaminen A,C,E, B6 und B12 sind – und wie alle Algenprodukte von Natur aus viel Jod enthalten.

Seit Ende 2022 ist sie mit ihrer Seetangsuppe auf dem Markt. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, beschreibt sie die Gründungsphase. Inzwischen lässt die Gründerin ihre Suppen bei einem Hersteller in Brandenburg produzieren. Um sich als Food-Start-up breiter aufzustellen, hat Sung-Hee Kim ihr Sortiment jetzt erweitert. „Ich wollte etwas finden, dass eher die Masse erreicht.“

Arang-Produkte gibt es im Onlineshop und bei Rewe-Händlern in Hamburg

So ist sie auf die beiden Marinaden Bulgogi (süß-sauer) und Gochujang (fermentiert, scharf) gekommen, die in der koreanischen Küche eine wichtige Rolle spielen. Das Startkapital in Höhe von 11.000 Euro, damit sie auch diese Produktion an einen Lohnhersteller abgeben konnte, hat sie im vergangenen Frühjahr bei einer Crowdfunding-Kampagne eingesammelt.

Ihre Produkte sind im Onlineshop und bei diversen Lebensmittelhändlern erhältlich, darunter in Rewe-Märkten in Winterhude, Wellingsbüttel und Ochsenzoll sowie in fast 50 Denn‘s Biomärkten in Berlin. Klar ist: Im Vergleich zu Suppen und Saucen, die aus Asien importiert werden, sind ihre Produkte teuer. Die Seetangsuppen kosten 6,99 Euro für ein 380 Milliliter-Glas. Die Marinaden bietet sie für 6,49 Euro für 280 Gramm an.

Sung-Hee Kim hat authenische koreanische Seetangsuppe und Marinaden in vier Varianten auf den Markt gebracht.
Sung-Hee Kim hat authenische koreanische Seetangsuppe und Marinaden in vier Varianten auf den Markt gebracht. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

„Aber meine Produkte sind komplett ohne Zusatzstoffe“, sagt Sung-Hee Kim. Im vergangenen Jahr hat sie mehrere Tausend Suppen verkauft. Details zu Geschäftszahlen will sie nicht preisgeben. „Aber ich kann sagen, dass ich mein Umsatzziel nicht erreicht habe“, sagt die Start-up-Unternehmerin, die mit Ehemann und Kindern in Wellingsbüttel lebt.

Mehr Wirtschaftsthemen

In diesem Jahr will sie richtig Schwung holen. Dabei setzt sie auch auf den aktuellen Ernährungstrend Algen. „Ich weiß, dass meine Produkte exotisch sind. Aber ich glaube, dass der deutsche Gaumen wandelbar ist“, sagt Sung-Hee Kim, die bei der Gründerinnen-Show „Create F“ im vergangenen Jahr den ersten Preis erhalten hatte.

Seetangsuppe, Bulgogi & Co: Arang will Deutsche auf den Geschmack bringen

Um die koreanische Küche bekannter zu machen, will sie in ihrem Onlineshop künftig auch Rezepte und Zubereitungstipps geben. Im März gibt es in der Kochschule Kurkuma in Eimsbüttel ihren ersten veganen koreanischen Kochkurs.

„Die Deutschen haben schon die chinesische, die japanische, die thailändische und die vietnamesische Küche entdeckt und lieben gelernt“, sagt die Unternehmerin. „Als nächste ist logischerweise die koreanische Küche dran.“ K-Food eben