Hamburg. Der Sieger bei der Wahl der Verbraucherzentrale Hamburg steht fest. Lebensmittelexperte spricht von einem „dreisten Marketingtrick“.
Drei Wochen lang hatte die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) alle Interessierten dazu aufgerufen, ihre Mogelpackung des Jahres 2023 zu wählen. Mehr als 21.000 Stimmen wurden abgegeben. Nun steht der Sieger fest: Die Tuc Bake Rolls erhalten die negativ besetzte Auszeichnung. Mit 11.642 entfielen mehr als die Hälfte der Stimmen auf die Brotchips, teilte die vzhh am Dienstag mit.
Die Snackartikel des Herstellers Mondelez stellten einen Rekord auf. Mit einem Plus von mindestens 127 Prozent ermittelten die Hamburger Verbraucherschützer den größten jemals festgestellten Preisaufschlag. Dabei ging der Konzern äußerst trickreich vor.
Verbraucherwahl: 127 Prozent teurer – das ist die Mogelpackung 2023
Seit 2023 bietet Mondelez die Brotchips unter einer anderen Marke neu an – und mit weniger Inhalt. Bei dem konzerninternen Markenwechsel von 7days zu Tuc schrumpfte der Inhalt von 250 auf 150 Gramm in einem ähnlich großen Standbeutel. Der Verkaufspreis hingegen sei von 1,39 Euro auf 1,89 Euro gestiegen. Seit einiger Zeit liege dieser bei vielen Händlern sogar bei 1,99 Euro. Das Aussehen, die Rezeptur und die Nährwerte der Brotchips hätten sich, abgesehen vom Salzgehalt, praktisch nicht verändert.
„Mit diesem dreisten Marketingtrick führt der Milliardenkonzern Mondelez seine Kundinnen und Kunden an der Nase herum und schröpft sie nach allen Regeln der Kunst“, sagte der Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet und kritisierte den Handel. Dieser würde sich oft als Anwalt der Verbraucher stilisieren – bei dieser Sache mache er aber mit und hebe den Preis für ein solches Produkt sogar an anstatt es aus dem Sortiment zu nehmen.
Insbesondere Süßwarenhersteller erhöhen offenbar gern die Preise
Neben den Tuc Bake Rolls standen vier weitere Produkte zur Wahl. Auf den Plätzen zwei bis fünf landeten mit deutlichem Abstand das Oreo Stieleis von Froneri (16,8 Prozent), die Mundspülung Listerine Total Care von Johnson & Johnson (10,6 Prozent), die Marzipanschokolade Chocolat Amandes Vollmilch von Aldi (9,9 Prozent) und die Fruchtgummis Yoghurt-Gums von Katjes (7,9 Prozent).
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Die Politik müsse endlich handeln, um Verbraucher vor Mogelpackungen zu schützen, forderten die Hamburger Verbraucherschützer. 2023 habe man mit 104 versteckten Preiserhöhungen so viele Mogelpackungen entdeckt wie in keinem Jahr zuvor. Darunter seien viele Süßwaren gewesen. Hoffnung mache seit Kurzem ein Eckpunktepapier des Bundesverbraucherschutzministeriums. Demnach soll bei verringertem Inhalt auch die Verpackung eines Produkts schrumpfen.
Valet fordert ein Befüllen der Packungen bis zum Rand
Aber: „Für einen echten Paradigmenwechsel muss mehr passieren“, sagte Valet. Müssten Hersteller ihre Verpackungen prinzipiell bis zum Rand befüllen, hätten nicht nur die Füllmengentricksereien ein Ende, sondern es würden auch viele wertvolle Ressourcen eingespart. Derzeit seien in der Regel bis zu 30 Prozent Luft in der Packung erlaubt, in manchen Fällen sogar mehr.