Hamburg. Gurken 50 Prozent günstiger, Frischkäse 121 Prozent teurer. Wie sich die Preise in Supermärkten entwickelt haben – der große Vergleich.

  • Die Lebensmittelpreise in Hamburg sind für einige Produkte zuletzt stark gesunken. Ein allgemeiner Trend?
  • Wir haben Stichproben in drei Märkten von Aldi, Edeka und Rewe Stichproben durchgeführt und mit dem Vorjahr verglichen.
  • Ergebnis: Bei einigen Produkten ist die Inflation besonders drastisch zu spüren.

Gurkenfans können sich beim Blick auf den Kassenzettel freuen: Vor einem Jahr wurden in einer Edeka-Filiale noch 1,99 Euro für ein Stück des grünen Gemüses verlangt. In der vergangenen Woche waren es 99 Cent – minus 50 Prozent. In Anzeigen warb Deutschlands größter Lebensmittelhändler sogar mit 49 Cent. Eine Halbierung des Preises ist bei Aldi- und Rewe-Märkten zu beobachten. Dort kostete eine Gurke 55 Cent.

Ist das ein allgemeiner Trend? Fallen die Preise wieder? Unsere Redaktion wollte es genauer wissen und machte eine (nicht repräsentative) Stichprobe in drei Märkten von Aldi, Edeka und Rewe im Hamburger Norden. Dabei verglich sie die Ergebnisse mit Daten aus dem Oktober der Vorjahre, in denen ebenfalls Preisvergleiche durchgeführt wurden.

Preissteigerungen sind seit rund zwei Jahren für viele Deutsche ein häufiges Gesprächsthema geworden. Im Herbst 2022 wurde der Spitzenwert von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erreicht. Seitdem sinkt die Inflationsrate in der Bundesrepublik zwar wieder, in diesem September lag sie bei 4,5 Prozent, aber auch das ist immer noch deutlich mehr als die viele Jahre gewohnten maximal gut zwei Prozent.

Inflation bei Lebensmitteln in Hamburg: heftige Preisausschläge nach oben

Insbesondere für einkommensschwache Haushalte ist die Teuerung bei Lebensmitteln eine hohe Belastung. Schließlich müssen alle Menschen trinken und essen. „Die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel sind für die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin besonders deutlich spürbar“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. Die Preise für Nahrungsmittel sind im September mit 7,5 Prozent nämlich weiterhin wesentlich stärker gestiegen als die allgemeine Inflationsrate.

Der Praxistest bestätigt diesen Trend. Natürlich sind wie erwartet viele Waren weiterhin teurer geworden. Es gibt teils heftige Preisausschläge nach oben. Auf der anderen Seite ist die Gurke nicht das einzige Produkt, das günstiger wurde.

Auffällig sind auch die Preisnachlässe bei Bio-Kartoffeln von Aldi, rotem Paprika bei Edeka und Rispentomaten bei Rewe. Das liegt allerdings daran, dass diese drei Produkte in der vergangenen Woche von den jeweiligen Händlern beworben wurden. Angebotspreise werden bei den Preisvergleichen stets berücksichtigt, in der Tabelle aber nicht gesondert ausgewiesen.

Aktuelle Angebote bei Rewe, Edeka und Aldi sorgen für Preissenkungen im Jahresvergleich

Grundsätzlich schwanken die Preise für Obst und Gemüse sehr stark. Neben dem Jahreszeiteneffekt, der bei diesen stets im Oktober stattgefundenen Preisvergleichen ausgeschlossen werden kann, spielen (Un-)Wettereinflüsse eine wichtige Rolle, die sich auf Erntemenge und Qualität auswirken. Dies kann sich in einem gewissen Umfang auch in den von Unternehmen daraus weiterverarbeiteten Waren widerspiegeln.

Auch viele weitere Preissenkungen in den Supermärkten haben vor allem einen Grund. Ob bei Edeka der Rabatt bei Heinz Ketchup (-33 Prozent) oder bei Rewe die Nachlässe auf Bananen (-13 Prozent), Haribo Goldbären (-10 Prozent) oder Maggi Fix (-50 Prozent) – alle Produkte wurden in der vergangenen Woche als günstig beworben.

Lebensmittelläden in Hamburg zeigen: Preise für Kaffee, Milch und Butter sinken

Wohl von dauerhafter Natur dürften andere Preissenkungen bei Aldi sein. Der Nachlass auf Kaffee (-4 Prozent), Milch (-16 Prozent) und Butter (-37 Prozent) findet sich so auch in ähnlicher Höhe in Daten des Statistischen Bundesamtes für den September. Im längerfristigen Vergleich ist die Freude allerdings getrübt. So kostete beim größten Discounter hierzulande das Pfund Kaffee der Hausmarke im Oktober 2021 noch 3,79 Euro. Der Preis stieg auf 4,99 Euro vor einem Jahr, aktuell sind es 4,79 Euro.

Der Liter H-Milch mit 3,5 Prozent Fettanteil stieg von 80 Cent auf 1,09 Euro im Oktober 2022 – und liegt nun mit 92 Cent wieder niedriger. Und ein halbes Pfund Butter der Eigenmarke kostete vor einem Jahr zwar noch 2,29 Euro. Vor zwei Jahren waren es aber nur 1,35 statt der jetzt verlangten 1,45 Euro.

Preisvergleich in Hamburg: Auch Spaghetti werden nun günstiger angeboten

Durchweg erfreulich für Verbraucher ist die Vergünstigung von Spaghetti. 500 Gramm der Eigenmarke kosten bei allen drei Geschäften nur noch 79 Cent. In der Spitze wurden auch mal 1,29 Euro verlangt – ein Minus von bis zu 39 Prozent.

Anhand der Dr. Oetker Pizza Salami kann man die Verteuerung im Laufe der vergangenen zwei Jahre sehr deutlich ablesen. Zwar wurde der italienische Teigfladen bei Rewe 20 Prozent günstiger verkauft als 2022. Allerdings war er im Angebot. Im Oktober 2021 kostete die Salami-Pizza bei Rewe im Angebot noch 1,66 Euro, jetzt 1,99 Euro. Bei Aldi lag 2021 der normale Preis für die Dr. Oetker Salami Pizza bei 2,49 Euro. Beim vorangegangenen Preischeck im Oktober 2022 waren es dann 3,49 Euro, die auch jetzt noch auf den Kühlregalschildern stehen – plus 40 Prozent zu 2021.

Preis für Toastbrot in Lebensmittelgeschäften in Hamburg verdoppelte sich fast

Viele Hersteller und Kaufleute zogen die Preise in den vergangenen Jahren in Etappen an. So kostete das 1,5-Kilogramm-Netz Orangen bei Rewe erst 30 (2022) und dann noch einmal 40 Cent mehr (2023) als vor zwei Jahren. Bei Aldi waren es 50 und 30 Cent.

Nahezu verdoppelt haben sich die Preise für 500 Gramm Toastbrot der jeweiligen Eigenmarken. Im Gleichschritt wurden die Preise von 69 auf 99 Cent und heutzutage 1,19 Euro angezogen. Das Kilogramm Zucker kostet bei Rewe nun 1,49 Euro statt 79 Cent 2021. Das abgepackte Stück Gouda liegt umgerechnet auf ein Kilogramm nun bei fast zehn Euro. Vor zwei Jahren waren es je nach Händler noch um die sechs Euro. Sechs kleine Babybels im Netz kosten bei Aldi 2,69 Euro – 23 Prozent mehr als 2022 und sogar 94 Prozent mehr als 2021.

Aldi: Frischkäse wurde bei Discounter 121 Prozent teurer

Um 89 Prozent wurde der Kühne Rotkohl bei Edeka teurer. In erster Linie liegt das aber im Angebotseffekt. Vor einem Jahr wurde das Glas für den Preis von einem Euro beworben. Noch teurer wurde der Philadelphia-Frischkäse. Der 175-Gramm-Behälter haut beim Discounter mit 2,19 Euro mächtig ins Kontor – 121 Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Vorjahresvergleichswoche war Philadelphia allerdings ebenfalls im Angebot, der reguläre Preis lag bei 1,85 Euro. Im Oktober 2021 wurden noch 1,49 Euro verlangt.

Auf Basis der regulären Preise ist der Frischkäse also in zwei Jahren um 47 Prozent teurer geworden. Das deckt sich nahezu mit der vom Statistischem Bundesamt festgestellten Teuerung im September: Laut der Wiesbadener Behörde waren es in zwei Jahren 43 Prozent für Frischkäse.

Aldi, Rewe, Edeka: Um Preisschwelle nicht zu überschreiten, wird Inhaltsmenge gesenkt

Deutlich teurer wurde auch Hackfleisch. Der sich stets mit seiner Preisführerschaft rühmende Discounter verlangt nun für 400 Gramm gemischtes Rinder- und Schweinehack 3,79 Euro. Das klingt günstiger als vor einem Jahr, als 3,99 Euro aufgerufen wurden. Allerdings sind nun nur noch 400 statt zuvor 500 Gramm Inhalt in der Packung. Macht ein Plus von 19 Prozent. Es ist beliebter Trick von Herstellern und Händlern: Wenn aus ihrer Sicht eine Preisschwelle – wie hier die vier Euro – nicht mehr zu halten ist, wird die Packungsgröße verkleinert, um darunter zu bleiben.

Insbesondere Milka spielt ein anderes Spiel. Eine lilafarbene Tafel Schokolade hat längst nicht mehr standardmäßig 100 Gramm Inhalt. Bei einigen Sorten sind es auch mal 87, 90 oder 92 Gramm. Genaues Hinschauen – auch auf den in kleiner Schrift am Regal angebrachten Grundpreis zum Beispiel pro Kilogramm – empfiehlt sich. Speziell im Zweijahresvergleich lässt sich die Verteuerung der Produkte klar erkennen. Kostete die Tafel Milka 2021 noch 99 Cent oder 1,15 Euro, sind es nun bei Aldi und Rewe 1,35 Euro und bei Edeka noch vier Cent mehr. Ein Plus von bis zu 40 Prozent.

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Vor allem die Süßwarenhersteller erhöhen offenbar gern die Preise. Der Neunerpack Balisto kostet bei Aldi nun 2,39 Euro statt 1,79 Euro vor zwei Jahren – plus 34 Prozent. Bei Rewe wurde der Fünferpack Mars-Riegel binnen zwei Jahren 26 Prozent teurer und die Ferrero-Produkte Küsschen 17 Prozent, das Zehnerpack Milchschnitte 13 Prozent und Nutella sogar 37 Prozent.

Es sieht so aus, als ob für süße Leckermäuler eher Saure-Gurken-Zeit ist – vielleicht sollten sie häufiger zur gesunden und günstiger gewordenen Salatgurke greifen.