Hamburg. Konzern reduziert Umsatzerwartung deutlich. Gewinn nur noch im zweistelligen Millionenbereich. Wie Hacker den Betrieb schwächen.
Die Telefonanlage funktioniert immer noch nicht richtig, soll jetzt aber auch ersetzt werden. An den Osterfeiertagen war Evotec Opfer eines Hackerangriffs geworden. Seitdem leidet das Hamburger Pharmaunternehmen immer noch unter den Folgen. Die Auswirkungen auf die Unternehmenstätigkeit waren so gravierend, dass Evotec jetzt die Prognose fürs laufende Geschäftsjahr kappen muss.
So soll der Jahresumsatz nur noch bei 750 bis 790 Millionen Euro liegen, wie das im MDAX notierte Unternehmen in einer Ad-hoc-Meldung mitteilte. Das wäre im schlechtesten Fall nur noch etwa so viel wie 2022. Da waren es 751,4 Millionen Euro. Bislang hatte der Vorstand für 2023 mit einem Umsatz von 820 bis 840 Millionen Euro gerechnet.
Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) rechnet das Unternehmen nun mit 60 bis 80 Millionen Euro. Eigentlich wollte Evotec 115 bis 130 Millionen Euro erzielen. 2022 hatte der Wirkstoffforscher noch knapp 102 Millionen Euro gemeldet. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern mit Kosten von mehr als 90 Millionen Euro.
Evotec kappt nach Hackerangriff Prognosen
Die Gewinnwarnung lastete Freitagfrüh schwer auf der Aktie: Im vorbörslichen Xetra-Handel sackte das Wertpapier um 8,91 Prozent auf 21,67 Euro ab. Im Laufe des Vormittags erholte sich die Evotec-Aktie wieder und stand um 11 Uhr bei 22,60 Euro.
„Die geringere Produktivität während des zweiten Quartals hat unser Finanzergebnis des ersten Halbjahres von 2023 erheblich belastet“, sagte Konzernchef Werner Lanthaler laut Mitteilung. Im Jahr 2024 sollen Optimierungsmaßnahmen ihre positive Wirkung entfalten. Für 2025 hält das Unternehmen hinsichtlich Umsatz und Gewinn an seinen Erwartungen fest.
Evotec legte Betrieb nach Hackerangriff bis Ende April weitgehend still
Zum Schutz vor dem unerlaubten Zugriff hatte Evotec Anfang April alle mit externen Quellen verbundene Systeme abschalten müssen. Dies wurde für notwendig erachtet, um Partner und Stakeholder des Unternehmens zu schützen. Das Unternehmen nahm den Betrieb Ende April wieder auf.
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Die Produktivität soll nach Unternehmensangaben im Mai etwa 50 Prozent und im Juni wieder mehr als 80 erreicht haben. Weil das Unternehmen infolge des Hackerangriffs nicht rechtzeitig seinen testierten Geschäftsbericht für 2022 vorlegen konnte, war es im Mai kurzfristig aus dem M-DAX ausgeschlossen worden. Im Juni kehrte es in den Index für mittelgroße Werte zurück.