Hamburg. Umbau des Karrierenetzwerks läuft schleppend. Nun tritt das Management auf die Kostenbremse – zum Nachteil der Angestellten.

Weniger Umsatz, ein deutlich geringerer Gewinn und ein fallender Aktienkurs – dass es bei New Work, dem Hamburger Mutterkonzern des Karriereportals Xing und des Arbeitgeberbewertungsportals Kununu, nicht rund läuft, wurde spätestens Mitte 2023 offenbar, als das börsennotierte Unternehmen seine Halbjahreszahlen veröffentlichte. Die Jahresprognose hatte New Work bereits im Mai nach unten korrigiert.

Xing: Mutterkonzern will in Hamburg hunderte Jobs streichen

Anfang Dezember folgte das nächste Alarmzeichen: Es wurde bekannt, dass New Work mit seinen zuletzt gut 950 Beschäftigten auf etwa 850 Vollzeitarbeitsplätzen in der Hansestadt die erst im Herbst 2021 bezogene Konzernzentrale am Strandkai in der HafenCity wieder aufgibt und in den nächsten Jahren einen neuen Standort in der City beziehen will. Und bei der jährlichen Abendblatt-Umfrage zu den Jobplänen der größten Hamburger Arbeitgeber gehörte der Konzern zu den Unternehmen, die dazu keine Angaben machen mochten.

Nun ist der Grund für diese Zurückhaltung klar: Bei New Work sollen hunderte Arbeitsplätze abgebaut werden. Das gab der Konzern am Donnerstag in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Darin kündigt er einen Konzernumbau und eine neue Organisationsstruktur an. Die für die Beschäftigten wichtigste Ankündigung lautet jedoch: Dies werde „mit einem Personalabbau in einem signifikanten dreistelligen Bereich einhergehen“. Darüber wurde die Belegschaft am Donnerstagmittag informiert.

Xing-Mutter New Work baut insgesamt 400 Arbeitsplätze ab

Ein Unternehmenssprecher sagte auf Abendblatt-Anfrage, von den insgesamt etwa 1600 Vollzeitstellen bei New Work sollten um die 400 abgebaut werden. Wie viele Arbeitsplätze in Hamburg wegfallen sollen, ließ er offen. Nach Abendblatt-Informationen werden es etwas mehr als die Hälfte dieser 400 Stellen sein.

New Work werde sich künftig auf die Marken Xing und Kununu konzentrieren, kündigte der Konzern an. Nicht-profitable Geschäftsfelder werde man aufgeben, sagte der Unternehmenssprecher dem Abendblatt. Er kündigte an: „Die Standorte in Berlin und München werden geschlossen und Marken wie etwa Honeypot werden nicht fortgeführt.“ Das 2019 von New Work übernommene Portal konzentriert sich auf die Talent-Gewinnung für die IT-Branche, warf aber nie Gewinn ab.

Xing – der Hoffnungsträger schwächelt

Fortsetzen will der Konzern Investitionen in seine Strategie, Xing zu einer Recruiting-Plattform umzugestalten, die Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt den Zugang zu jungen Talenten verschafft. Dieser Prozess läuft bereits seit geraumer Zeit, doch die Einnahmen des Konzerns bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück.

Deutschland befinde sich in einer Rezession, hatte Vorstandschefin Petra von Strombeck den Aktionärinnen und Aktionären schon bei Veröffentlichung der mauen Halbjahreszahlen erklärt. „Die Auswirkungen diverser Herausforderungen – Inflation, Energiepreise, Lieferengpässe – machen sich allenthalben bemerkbar“, schrieb sie. Der Fachkräftemangel sei zwar weiterhin eines der Topthemen in der Wirtschaft. „Jedoch setzen Unternehmen derzeit vielfach andere Prioritäten“.

Mehr Wirtschaftsthemen

Und daran hat sich nach Einschätzung des Vorstands seit dem Sommer nichts geändert. Um in Xing weiter investieren zu können, wird New Work nun an anderer Stelle sparen – auch beim Personal. Petra von Strombeck erklärte in einer firmeninternen Mitteilung: „Das ist auch deshalb ausgesprochen bedauerlich, da wir vielen großartigen Talenten bei uns keine berufliche Heimat mehr geben können. Gleichzeitig ist es erforderlich, das unternehmerisch Richtige zu tun. Wir befinden uns im Austausch mit unserer Arbeitnehmervertretung, um die Härten dieser Entscheidung so gut wie möglich abzufedern.“

Xing: Aktie von New Work bricht am Donnerstag um 22 Prozent ein

Die Anleger überzeugte die Ankündigung des Unternehmens allerdings nicht. Der Kurs der New Work-Aktie brach um 22 Prozent ein. Das dürfte vor allem auch daran liegen, dass eine Abkehr von der bisherigen Dividendenpraxis angekündigt wurde. Für das Geschäftsjahr 2022 wurde noch eine um 13 Prozent erhöhte Regeldividende in Höhe von 3,16 EUR je Aktie sowie eine Sonderdividende in Höhe von 3,56 EUR je Aktie ausgezahlt. Nun ist davon die Rede, dass vorübergehend nur noch eine Dividende von mindestens einem Euro pro Aktie vorgeschlagen werde.