Hamburg. Rund 300 Stellen fallen in Hamburg mit der Übernahme durch Harbour weg. Was noch in der Stadt verbleibt und was der Betriebsrat vorhat.
Es ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten von Wintershall Dea an den beiden Standorten Hamburg und Kassel kurz vor dem Weihnachtsfest: Ihr Unternehmen verliert seine Eigenständigkeit und wird vom britischen Ölkonzern Harbour übernommen, rund 850 Arbeitsplätze gehen verloren. Das hatten die bisherigen Anteilseigner BASF (72,7 Prozent) und LetterOne (27,3 Prozent) bereits am Donnerstag mitgeteilt. Am Freitagmittag wurde schließlich die Belegschaft in einer Videokonferenz über den Deal informiert.
Dort stellten sich Wintershall-Dea-Chef Mario Mehren und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Ulrich Engel den Fragen der Beschäftigten. „Das war eine sehr emotionale und traurige Veranstaltung“, sagte Günther Prien, der Betriebsratsvorsitzende der Wintershall Dea AG in Hamburg, dem Abendblatt. Die Arbeitnehmer seien „wütend und enttäuscht“ gewesen. Man habe aus den Fragen und Anmerkungen heraushören können, dass die Beschäftigten vor allem die „mangelnde Wertschätzung“ ihrer bisherigen Arbeit beklagten.
Wintershall Dea: Wut und Enttäuschung nach Übernahme durch Harbour
In einer Pressemitteilung hatte BASF am Donnerstag klargemacht, was der Deal für die Arbeitsplätze bedeutet: „Die Hauptverwaltungssitze von Wintershall Dea und deren Mitarbeitende sind nicht Teil der Transaktion. Dies wird weitere Umstrukturierungen und letztlich die Schließung der Headquarter-Einheiten in Kassel und Hamburg erfordern, die derzeit rund 850 Mitarbeitende beschäftigen.“
Harbour beabsichtige, „einige Mitarbeitende der derzeitigen Hauptverwaltungssitze“ in das kombinierte Unternehmen zu übernehmen. Weitere Einzelheiten würden nach einer ausführlicheren Prüfung zwischen der Unterzeichnung und dem Closing vereinbart.
Wintershall Dea: Mindestens 300 Arbeitsplätze fallen in Hamburg weg
Betriebsratschef Prien sprach gegenüber dem Abendblatt vom „Ende der internationalen Öl- und Gasaktivitäten aus Deutschland heraus“. In Hamburg würden rund 320 Beschäftigte, in Kassel etwa 550 Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren. In der Hansestadt verbleiben dürfte nach Priens Einschätzung noch die Leitung der Öl- und Gasförderung im Inland mit etwa 200 Stellen.
Zu den zu koordinierenden Aktivitäten gehört die Ölbohrplattform Mittelplate am Rande des Wattenmeeres ebenso wie die Gasförderung an mehreren Orten in Niedersachsen. Gewerkschaft und Betriebsrat geht es laut Prien nun darum, für die vom Stellenabbau Betroffenen einen „guten Sozialplan“ zu verhandeln.
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Bereits im September ging die Angst am Hamburger Verwaltungssitz von Wintershall Dea um, als die Chefetage des Unternehmens bekannt gegeben hatte, das Konstrukt des Doppelsitzes Hamburg/Kassel aufzugeben und die Verwaltung komplett nach Kassel zu verlagern. „Damals hatten noch einige Beschäftigte in Hamburg gehofft, für die Zentrale in Kassel arbeiten zu können“, sagte Prien am Freitag. Doch die Eigentümer BASF und LetterOne haben diesen Plan des Wintershall-Dea-Vorstandes nun kassiert und sich für den Verkauf an Harbour und das Aus für beide Verwaltungen entschieden.
Im Detail ist der Deal mit Harbour recht kompliziert. Laut BASF-Pressemitteilung hat die Transaktion einen Gesamtwert von 11,2 Milliarden Dollar (rund 10,2 Milliarden Euro). Sie betrifft Wintershall Dea mit Ausnahme der Russlandaktivitäten. BASF und LetterOne bekommen dafür von Harbour zusammen 2,15 Milliarden Dollar in bar. Zugleich erhalten beide eine Gesamtbeteiligung an dem neuen, erweiterten Unternehmen Harbour in Höhe von 54,5 Prozent.