Hamburg. Allein durch höhere Abgaben wird Gas im nächsten Jahr um 14 Prozent teurer. Wie man in Hamburg und Umland dennoch sparen kann.

Mit Blick auf den Winter lohnt für Hamburger und Bewohner im Umland ein Blick auf ihren aktuellen Gastarif, denn sonst kann die Heizungsrechnung sehr hoch werden. Mit einem Wechsel des Versorgers lassen sich im Vergleich zur Grundversorgung bis zu 1488 Euro im Jahr sparen, zeigt eine Analyse des Abendblatts auf Basis von Daten des Vergleichsportals Verivox.

Das Abendblatt hat die Einsparmöglichkeiten für Hamburg und einige Städte im Umland analysiert. Verglichen wird jeweils der Preis in der Grundversorgung mit einem der günstigsten Anbieter (s. Karte). Basis ist ein Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden nur Tarife ohne Bonus und mit einer Preisgarantie von zwölf Monaten berücksichtigt. Höhere Steuern fallen aber nicht unter die Preisgarantie.

Gas: Knapp 1500 Euro durch Anbieterwechsel in Hamburg und Umgebung sparen

Wenn der Anbieter dennoch einen Neukundenbonus gewährt, so wird dieser zumindest nicht im Gesamtpreis mitberücksichtigt, sondern zusätzlich ausgezahlt. Genannte Preise pro kWh schließen die Grundgebühr mit ein, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

In zwölf von 16 untersuchten Städten in der Metropolregion wird eine Einsparung gegenüber der Grundversorgung von mehr als 400 Euro erreicht. In Hamburg sind es knapp 450 Euro. Mehr als 800 Euro beträgt das Einsparpotenzial in sieben Städten, darunter Quickborn und Stade. Die größten Einsparmöglichkeiten für Verbraucher mit mehr als 1300 Euro im Jahr gibt es in drei Städten. Spitzenreiter ist Geesthacht mit einer möglichen Einsparung von 1488 Euro, gefolgt von Winsen/Luhe (1480 Euro) und Pinneberg (1386 Euro). In Pinneberg, Winsen und Geesthacht zahlen die Verbraucher mehr als 3000 Euro im Jahr für den Bezug von 20.000 kWh. Gerechnet ohne Preisbremse, die ab 1. Januar entfallen wird.

Gaspreis: Ersparnis in Pinneberg beträgt knapp 1400 Euro

In den meisten Fällen ist nach dem Vergleichsportal Verivox der Versorger Maingau Energie der günstigste Anbieter. Das Unternehmen ist ein bundesweiter Strom- und Gasanbieter mit Sitz im hessischen Obertshausen in der Rhein-Main-Region und kann auf mehr als 110 Jahre Erfahrung im Energiegeschäft zurückblicken. Die Beurteilungen und Erfahrungsberichte mit dem Unternehmen im Internet sind durchschnittlich. Die Weiterempfehlungsquote bei Check24 liegt bei 73 Prozent und bei Verivox bei 4,3 von fünf Punkten.

Die Preisunterschiede zwischen der Grundversorgung und einem alternativen Anbieter sind zum Teil enorm. Beispiel Pinneberg: Bei den Stadtwerken zahlt der Verbraucher unter Einberechnung des Grundpreises rund 16 Cent pro kWh. Bei Maingau Energie sind es nur 8,92 Cent. Der reine Arbeitspreis liegt sogar unter acht Cent. Die Jahresrechnung sinkt mit einem Wechsel von 3170 Euro auf 1784 Euro, was einer Ersparnis von 1386 Euro entspricht.

Nicht nur Energie-Discounter sind preiswerter, auch große Energiekonzerne wie Vattenfall

Im Einzelfall kann es auch lohnen, beim örtlichen Versorger nach einem günstigeren Tarif zu fragen. Bei den Stadtwerken Pinneberg bringt das keine große Ersparnis. Wer aber gegenüber Energie-Discountern wie Maingau Energie skeptisch ist, der kann auch zu großen Versorgern wie Vattenfall wechseln. Das würde eine Ersparnis in Pinneberg von 1188 Euro bringen. Zusätzlich zahlt Vattenfall noch ein Neukundenbonus von 133 Euro aus.

Auch in Norderstedt ist Vattenfall eine Alternative zu Maingau Energie. Während bei den Stadtwerken die kWh rund 14 Cent kostet, sind es bei Vattenfall nur knapp 10 Cent. Das bringt immer noch eine Ersparnis von knapp 900 Euro. Bei Maingau wären es 1122 Euro.

Auch ein Wechsel in einen günstigeren Tarif der Stadtwerke kann sich auszahlen

In Winsen bringt allein der Wechsel von den Stadtwerken mit einem Preis von 16,78 pro kWh zu E.on Energie eine Ersparnis von 1480 Euro. Dort kostet die kWh 9,38 Cent – wegen der Vergleichbarkeit immer unter Einberechnung des Grundpreises. Ein Wechsel zu Energie-Discountern wie Maingau oder Montana würde die jährliche Einsparung auf mehr als 1600 Euro steigern.

Bei den Stadtwerken Winsen gibt es aber auch die Möglichkeit, in einen deutlich günstigeren Tarif zu wechseln, etwa LuheGas City12. Dann sparen Verbraucher 760 Euro im Jahr. Auch bei den Stadtwerken Geesthacht zahlt sich ein Wechsel in einen günstigeren Tarif aus. Ersparnis rund 800 Euro. Aber bei Discountern wie Maingau Energie ist das Doppelte drin.

E.on Energie senkt die Preise in der Grundversorgung um 35 Prozent

In Städten wie Henstedt-Ulzburg, Wentorf, Schenefeld und Glinde liegt die jährliche Einsparung bei einem Wechsel vom Grundversorger bei weniger als 400 Euro im Jahr. Das liegt daran, dass hier E.on Energie der Grundversorger ist und die Preise dort noch einmal rund 50 Euro günstiger sind als in Hamburg (2059 Euro), wo auch E.on Energie als Grundversorger auftritt. Das Unternehmen senkt zum 1. Januar die Preise in der Grundversorgung um rund 35 Prozent. Das ist in den ausgewiesenen Preisen schon berücksichtigt.

Wie wichtig ein Preischeck des Gasanbieters ist, zeigt die Entwicklung im nächsten Jahr. Denn mit Beginn des Jahres wird die Kilowattstunde (kWh) Gas ohnehin um 14 Prozent teurer, wie das Vergleichsportal Verivox exklusiv für das Abendblatt berechnet hat. Bisherige Vergünstigungen bei der Mehrwertsteuer und die Gaspreisbremse fallen weg, und der CO2-Preis steigt.

Höhere Abgaben: Gaspreis steigt 2024 um 14 Prozent

Im Schnitt liegt der Durchschnittspreis, der die Tarife der Grundversorger und auch andere Tarife berücksichtigt, laut Verivox aktuell bei 11,4 Cent pro kWh. Nach den Berechnungen des Vergleichsportals steigt er allein durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer von bisher sieben auf 19 Prozent und durch die höhere CO2-Steuer sowie eine höhere Gasspeicherumlage auf 13,02 Cent/kWh.

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Der Wegfall der Gaspreisbremse zum Jahresende, die ab einem Preis von mehr als 12 Cent pro kWh für 80 Prozent des Verbrauchs greift, spielt nur noch bei einigen Tarifen eine Rolle. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums verweist darauf, dass es für die Erhöhung der Mehrwertsteuer „zum Ende des Jahres noch eines Beschlusses des Gesetzgebers bedarf. Hierzu dauert das parlamentarische Verfahren an“. Es ist derzeit umstritten, ob die Erhöhung zum 1. Januar oder erst zum 1. März 2024 greift. Von Letzterem geht zumindest Hamburg Energie aus.

Hamburger sparen neun Prozent Gas im November

Die CO2-Steuer steigt mit Jahresbeginn von 30 auf 40 Euro je Tonne. Eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 kWh belastet die Abgabe insgesamt zusätzlich mit 190,40 im Jahr. Bei einem Single (5000 kWh) sind es 47,60 Euro.

Die Hamburger sind weiterhin auf einen sparsamen Gasverbrauch eingestellt. Im November verbrauchten sie neun Prozent weniger Gas als in den Jahren 2020 und 2021, wie aus einer Erhebung von Gasnetz Hamburg für das Abendblatt hervorgeht. Die Angaben sind bereits temperaturbereinigt, um unterschiedliche Witterungseinflüsse auszugleichen. Im Vorjahresmonat lag die Einsparung allerdings noch bei 16 Prozent.

Preise am Gasmarkt steigen auch bei kalter Witterung nicht

Zwar steigen die staatlichen Abgaben beim Gas, aber die Lage am Gasmarkt hat sich deutlich entspannt. Eine Megawattstunde kostet am Terminmarkt aktuell 40,20 Euro. Bezogen auf eine kWh sind das rund 4 Cent (ohne Steuern, Abgaben und Gewinnmarge des Versorgers). Seit Oktober fallen die Preise an der Börse. Daran hat auch der Wintereinbruch mit Schnee nichts geändert. Auch die Preise für die Lieferung von Erdgas im Januar und Februar liegen kaum über dem aktuellen Preisniveau.

Die Gasspeicher in Deutschland sind zu 93 Prozent gefüllt. Der Markt sieht derzeit offenbar keine Gefahr für Gasmangel oder steigende Gaspreise. Das signalisieren die niedrigen Preise an den Beschaffungsmärkten.

Gas: Verträge in der Grundversorgung haben nur zwei Wochen Kündigungsfrist

Zwar haben viele Grundversorger angekündigt, die Preise zum 1. Januar zu senken. „Dennoch sollten besonders Kunden in der Grundversorgung einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24. „Dadurch sparen Gaskunden im Schnitt 35 Prozent der Gaskosten – und das sofort.“

In der Grundversorgung kann der Vertrag jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. „Wer jetzt aus seinem Vertrag rauskann, sollte prüfen, ob er einen günstigeren Tarif findet“, sagt Jan Bornemann, Energieexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wir raten den Kunden, nicht nur den monatlichen Abschlag, sondern vor allem Grund- und Arbeitspreis zu vergleichen.“