Hamburg. Verbraucherzentrale Hamburg warnt vor Betrugsmasche mit Nachrichten von angeblichen Lieferdiensten. Anklicken kann teuer werden.

Die Nachricht ploppte morgens um 8.34 Uhr auf dem Smartphone auf. „Das DHL-Paket ist im Lager angekommen und kann aufgrund unvollständiger Adressangaben nicht zugestellt werden. Bitte bestätigen Sie Ihre Adressangaben im Link innerhalb von 12 Stunden.“ Eigentlich eine klare Sache, der Finger schwebt schon über dem entscheidenden Klick. Schließlich ist demnächst Weihnachten und noch sind nicht alle Bestellungen für den Gabentisch angekommen.

Vorsicht, Abzocke. Bei einem zweiten Blick wird klar: Diese SMS kommt nicht von dem großen Lieferdienst, sondern ist gefälscht. In der Regel wird mit dem Klick auf den mitgeschickten Link eine Schadsoftware installiert. Die Folgen des Betrugsversuchs können erheblich sein: Persönliche Daten werden abgegriffen für Kontoabbuchungen oder Abofallen. In anderen Fällen werden im Sekundentakt SMS verschickt, was zu hohen Kosten beim Telefonanbieter führen kann. Oder die Empfänger werden aufgerufen, angebliche Zollgebühren für ein Paket aus dem Ausland zu zahlen.

Achtung Abzocke: Flut von Fake-SMS vor Weihnachten

Die Methode ist nicht neu. Schon seit einiger Zeit sind Fake-SMS von Paketdiensten im Umlauf. Jetzt vor Weihnachten nimmt die Flut der Betrugsversuche allerdings extrem zu. Bei einer Stichprobe des Abendblatts zeigte sich, dass nahezu jeder angesprochene Smartphone-Besitzer mit Nachrichten und E-Mails attackiert wird. Darunter auch Kinder. Als angebliche Absender waren neben bekannten Unternehmen wie DHL und UPS auch Fantasiefirmen wie Internationaler Frachtservice.

Das Fachwort dafür ist Smishing, eine Zusammensetzung von SMS und Phishing. Verbraucherschützer warnen ausdrücklich vor dem schnellen Klick. „Gerade jetzt vor den Festtagen erwarten viele Menschen Pakete, gleichzeitig ist die Zeit knapp. Da kann man leicht zum Opfer der Betrugsmasche werden“, sagt Julia Rehberg, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. „Das kann üble Folgen haben.“

Kampf gegen Abzocke: DHL entwickelt Abwehrstrategien

Auch für die echten Paketdienstleister sind die falschen Nachrichten inzwischen ein Problem. „Leider ist es so, dass unser Name – ebenso wie der vieler anderer Unternehmen – immer wieder mal für Betrugsmaschen (Fake-E-Mails, SMS) missbraucht wird“, sagt Stefan Laetsch, Sprecher der DHL Group Nord. Der Logistikkonzern habe inzwischen mit den Experten für IT-Security verschiedene wirksame Abwehrstrategien etabliert und Kommunikationswege festgelegt – sowohl für Kunden als auch Mitarbeiter. Unter anderem gibt es Warnhinweise, Verhaltensregeln und Tipps zur Identifikation von Phishing-Emails auf den Webseiten.

Und DHL geht noch einen Schritt weiter. „Zusätzlich nutzen wir Möglichkeiten zur Erkennung und Schließung erkannter auffälliger Webseitenauftritte oder Phishingmuster. Hier stehen wir auch fallspezifisch im engen Austausch mit den Strafverfolgungsbehörden.“

Nähere Details zur Menge der Betrugsversuche und dem Schaden gibt es nicht. „Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist“, sagt die Hamburger Verbraucherschützerin Rehberg.

Verbraucherschützer: Widerspruch gegen hohe Rechnungen

Wer dennoch auf den Smishing-Angriff hereingefallen ist, hat laut Verbraucherzentrale verschiedene Möglichkeiten, um aus der Betrugsfalle herauszukommen. Beispiel: SMS-Falle. In diesem Fall werden im Minutentakt SMS verschickt. Ohne Flatrate kann das teuer werden. Julia Rehberg von der Hamburger Verbraucherzentrale berichtet von Beispielen, in denen Empfänger plötzlich hohe Rechnungen von Telefonunternehmer bekamen. Diese müsse man nicht hinnehmen, so die Rechtsexpertin. Mit einem Einzelverbindungsnachweis, den man beim Anbieter anfordern kann, lässt sich belegen, dass das Versenden der Nachrichten automatisch erfolgte.

Wenn Unternehmen die Gebühren als Schadensersatz geltend machen wollen, müssen sie dem Geschädigten nachweisen, schuldhaft gehandelt zu haben. Für den Fall, dass die Anbieter trotzdem eine Rechnung schicken, haben die Verbraucherschützer einen Musterbrief entworfen, um gegen die unberechtigten Entgelte zu widersprechen.

Zoll verschickt keine Gebührenrechnungen per SMS

Eine andere Masche ist, dass Betrüger die Empfänger zur Zahlung von kleineren Beträgen auffordern, um eine Lieferung trotz fehlender Adressangaben oder ausstehender Zollgebühren auszuführen. Die Verbraucherschützer warnen, dass man mit dem Anklicken der mitgeschickten Links oftmals auf eine Internetseite gelangt, die der der echten Unternehmen sehr ähnlich ist. Dort werden oftmals deutlich höhere Beträge gefordert. Paketdienstleister, aber auch der Zoll haben inzwischen mehrfach darauf hingewiesen, dass sie nicht auf diese Art an Paketempfänger herantreten würden.

Mehr Wirtschaftsthemen

Wenn schon eine Schadsoftware installiert ist, lautet der Rat der Verbraucherschützer: Flugmodus einschalten, Beweise sichern und das Smartphone in die Werkseinstellungen zurücksetzen. Außerdem sollte man Anzeige bei der Polizei erstatten. Unberechtigte Rechnungen, etwa bei einer Abo-Falle, nicht begleichen und mögliche Abbuchungsaufträge stoppen.

Achtung Abzocke: So lassen sich die Fake-SMS erkennen

Grundsätzlich sollte man niemals unbekannte Links anklicken. Seriöse Paketdienstleister nennen immer den Namen in der Adresse. DHL operiert unter dhl.de, Hermes unter myhermes.de, UPS unter ups.com, GLS unter gls-pakete.de und DPD unter dpd.com. Sobald die Adresse länger oder anders lautet, Finger davon lassen. Am besten die verdächtigen SMS oder E-Mails direkt löschen, die Absender blockieren und den Verdacht bei dem echten Unternehmen melden.