Stade/Winsen. Die Masche ist einfach, der Zeitpunkt gut gewählt. Falsche Postboten machen reiche Beute. Doch ein Detail führt Kripo auf ihre Spur.
Sie kamen immer mit den charakteristischen gelb-roten Jacken, trugen Handscanner bei sich und kannten sich im Geschäft aus. Falsche DHL-Boten haben in den vergangenen Wochen im nördlichen Niedersachsen reiche Beute gemacht. Zahlreiche Weihnachtsgeschenke und Einkäufe bei Plattformen wie Amazon oder Otto dürften ihnen in die Hände gefallen sein. Am Ende aber war die Polizei schlauer.
Bereits seit Anfang Dezember laufen die Ermittlungen gegen die Serientäter. Am Mittwoch, 6. Dezember, hatten sich zunächst unbekannte Täter als Beauftragte von DHL ausgegeben und Postsendungen in einem Postshop in Mulsum abgeholt. Aufgefallen war der Diebstahl erst, als der „richtige“ Postbote vorbeikam und die Pakete abholen wollte. Ein Teil der Pakete wurde im Bereich Behrste/Estorf geöffnet und geleert wieder aufgefunden (wir berichteten).
Falsche DHL-Boten: Mindestens sechs Taten
Insgesamt fünf gleichartige Taten waren bei der Polizei angezeigt worden und wurden in zwei Ermittlungsverfahren bei der hiesigen Polizeiinspektion Stade und bei der Polizeiinspektion Heidekreis in Soltau zusammengefasst.
Neben der Tat in Mulsum hatten die Unbekannten am 1. Dezember an einer Tankstelle in der Harburger Straße in Stade, am 6. Dezember in Neu Wulmstort bei einem Kiosk im Bredenheimer Weg sowie am 18. Dezember in Hodenhagen in der Allerstraße bei einem dortigen Edeka-Markt und in der Poststelle des Dorfladens in Düshorn jeweils dieselbe Masche angewendet. Jedes Mal hatten sie sich DHL-Jacken übergezogen und unter falschen Angaben die Postsendungen aushändigen lassen.
Intensive Ermittlungen bei der Polizei Stade: Dieses Detail brach den Tätern das Genick
Intensive Ermittlungen im zuständigen 3. Fachkommissariat der Polizeiinspektion Stade hatten im Vorwege der letzten Taten dazu geführt, dass sowohl das Tatfahrzeug, ein Mietwagen einer Hamburger Autoverleihfirma, wie auch der mutmaßliche Ausleiher identifiziert werden konnte.
Nachdem ein von dem Tatverdächtigen erneut ausgeliehener Transporter am gestrigen 18. Dezember im Bereich Walsrode geortet werden konnte, nahmen die zuständigen Polizeibeamten schnell die Verfolgung auf und entdeckten das Fahrzeug schließlich am späten Nachmittag in Hodenhagen auf einem Feldweg .
Laderaum des VW Crafter war bis unter das Dach mit Paketen gefüllt
Hier hatten die beiden Autoinsassen bereits mehrere Pakete und Briefe aufgerissen und geleert. Der Laderaum des weißen Transporters der Marke VW-Crafter war beim Antreffen bis oben mit Paketen und Briefen gefüllt. Der Transporter wurde beschlagnahmt und abgeschleppt.
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Die beiden 29- und 34-jährigen Tatverdächtigen wurden vorläufig festgenommen und zunächst in Polizeigewahrsam eingeliefert. Die zuständige Staatsanwaltschaft Verden ordnete eine Festnahme für 24 Stunden an. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden beide Männer wegen fehlender Haftgründe wieder auf freien Fuß gesetzt.
Der Leihwagen sowie die Pakete werden an die rechtmäßigen Eigentümer ausgehändigt. Die Ermittlungen gegen die beiden Männer aus Moldau sowie einen weiteren 50-jährigen Beschuldigten aus Winsen/Luhe wegen bandenmäßigen Betruges dauern weiter an.
Ob die sichergestellten Pakete zeitnah an die Empfänger ausgeliefert werden können, ist noch nicht bekannt.