Hamburg. Hauptangeklagter räumt Besitz einer geladenen Schusswaffe ein. Schon 2014 hatten anonyme Tippgeber Hinweise auf ihn geliefert.
Um insgesamt 13 einzelne Taten geht es in dem Prozess um den Diebstahl von gold- und silberhaltigem Material im Wert von elf Millionen Euro beim Kupferkonzern Aurubis vor dem Landgericht Hamburg. Von den sechs Angeklagten ist Mahmut C. der Einzige, der nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft an allen diesen Taten beteiligt war. Eine davon hat der 37 Jahre alte Hauptverdächtige am zweiten Prozesstag am Montag gestanden: den illegalen Besitz einer Pistole vom Kaliber 9 Millimeter und der dazugehörigen Munition.
„Unser Mandant räumt den Tatvorwurf ein“, erklärte einer von Mahmut C.s Verteidigern in dessen Namen. Der Angeklagte habe die Schusswaffe besessen, ohne eine Erlaubnis dafür zu haben. Sichergestellt worden war die durchgeladene Glock 26 Luger mit neun Patronen im Magazin bei der Durchsuchung des Hauses von Mahmut C. in Fredenbeck (Landkreis Stade) am frühen Morgen des 15. Juni 2023. Sein Mandant habe die Waffe im November oder Dezember 2022 geschenkt bekommen, so der Anwalt. Von wem, wolle Mahmut C. nicht sagen.
Erstes Geständnis im Prozess um Gold- und Silberdiebstahl bei Aurubis
Weil der Angeklagte Überfälle auf das abseits gelegene Wohnhaus fürchtete, in dem er mit seiner Frau und zwei Kindern bis zu seiner Festnahme lebte, habe er die Waffe behalten, aber nie abgefeuert, sagte der Verteidiger. Und als während der Razzia Polizisten das Wohnhaus stürmten, habe er die Pistole sichtbar auf dem Kopfteil seines Boxspringbettes abgelegt – und sich widerstandslos festnehmen lassen.
Bei der Vernehmung eines als Zeugen geladenen Aurubis-Managers stellte sich heraus: Bereits 2014 – sechs Jahre vor den jetzt verhandelten Taten – gab es Hinweise, dass wertvolle Edelmetallvorprodukte aus dem Stammwerk des Konzerns auf der Veddel verschwinden. Damals ging es um sogenannten Goldsand. Zwei anonyme Tippgeber hätten sich gemeldet, so der Manager. Für einen davon habe der Konzern 50.000 Euro an dessen Anwalt gezahlt. Und schon damals sei Mahmut C. als Drahtzieher genannt worden.
Aurubis-Prozess: Hauptangeklagter wurde schon 2014 anonym beschuldigt
Zwar schaltete Aurubis im Herbst 2014 die Polizei ein, doch die Angelegenheit verlief letztlich im Sande. Installierte Überwachungskameras brachten keine verwertbaren Beweise. „Die Ermittlungen wurden nicht mit dem Elan geführt, den wir uns gewünscht hätten“, beklagte der Aurubis-Manager.
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Das Unternehmen selbst habe bei internen Nachforschungen nicht feststellen können, dass ihm ein finanzieller Schaden entstanden sei. „Polizei und Staatsanwaltschaft haben das Verfahren eingestellt. Uns wurde erklärt, dass das Vermögen der Verdächtigen möglicherweise aus anderen Straftaten stamme.“ Einziges zählbares Ergebnis der Nachforschungen: Zwei Mitarbeiter einer Fremdfirma, die den Goldsand angeblich in Autos abtransportierten, erhielten ein Werksverbot.