Hamburg. Die Supermarktkette hatte angekündigt, versteckte Preiserhöhungen am Regal zu kennzeichnen. Aber bislang ist nichts passiert.
Gute Idee, aber offenbar ohne Wirkung: Als Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka im September ankündigte, versteckte Preiserhöhungen künftig am Regal zu kennzeichnen, gab es dafür viel Applaus. Jetzt stellt sich heraus, dass die Warnhinweise bislang nicht angebracht werden. Das ergab eine Stichprobe der Verbraucherorganisation Foodwatch bei 50 Edeka-Märkten quer durch Deutschland, ob sie über die sogenannte Shrinkflation informieren.
„Kein einziger Supermarkt bejahte dies, der Großteil der Märkte wusste noch nicht einmal etwas vom Vorhaben der Zentrale“, teilte Foodwatch jetzt mit. Der Fall Edeka zeige, dass gesetzliche Maßnahmen gegen Shrinkflation nötig seien. „Gleicher Preis, weniger Inhalt – versteckte Preiserhöhungen sind ein Ärgernis und in Zeiten gestiegener Lebensmittelpreise ein besonders dreister Trick, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen“, sagte Manuel Wiemann von Foodwatch. Anstatt die Kunden über die Preis-Abzocke aufzuklären, nutze Edeka das Thema Shrinkflation für einen reinen PR-Stunt.
Edeka in der Kritik: Versprechen nicht gehalten
Edeka reagiert ausweichend auf die Kritik. Offenbar sind die Vorlagen für die Aufklärungsaktion entwickelt worden. Aber, so hieß es auf Abendblatt-Anfrage aus der Zentrale des Verbundes in Hamburg, „leider wissen wir nicht, wer von unseren selbstständigen Kaufleuten diese Vorlagen aufgegriffen hat.“ Edeka sei ein genossenschaftlicher Verbund, der von 3500 selbstständigen Kaufleuten getragen wird, die selbst über alle unternehmerischen Fragen entscheiden. „Wir gehen davon aus, dass die Vorlagen, die wir den regionalen Edeka-Großhandlungen zur Verfügung gestellt haben, auch im lokalen Einzelhandel genutzt werden.“
Anders sieht es offenbar in den Filialen des ebenfalls zu Edeka gehörenden Marken-Discounters Netto aus. „Wir können bestätigen, dass Hinweise auf Marken-Shrinkflation bereits in vielen Netto-Filialen in verschiedenen Regionen getestet werden oder wurden und Netto positives Feedback von den Kundinnen und Kunden bekommen hat“, erklärte eine Unternehmenssprecherin. „Das Produkt wurde vom Hersteller im Inhalt reduziert und im Preis erhöht“, steht auf den runden Warnschildern mit dem „Netto-Preis-Fair-Sprechen“, mit dem sich der Händler zu neuen Preisverhandlungen verpflichtet.
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Hintergrund der Idee für den sogenannten Preis-Pranger ist, dass in den vergangenen drei Jahren viele Markenhersteller, versteckte Preiserhöhungen durchzusetzen versuchen. Inzwischen hat sich dafür der Begriff Shrinkflation durchgesetzt. Das ist eine Wortschöpfung aus shrink (englisch: schrumpfen) und Inflation (Preissteigerung). Vorbild für die Aktion ist die französische Supermarktkette Carrefour.
Edeka: Verbraucherzentrale warnt regelmäßig vor Mogelpackungen
Die Hamburger Verbraucherzentrale warnt regelmäßig vor besonders drastischen Beispielen von Mogelpackungen. Unter anderem hat demnach der Hersteller Zentis den Preis für die Nussnougatcreme „Belmandel“ von 2,19 auf 2,89 Euro erhöht. Statt 400 Gramm ist der Inhalt allerdings auf 300 Gramm geschrumpft. Eine doppelte Preiserhöhung: Insgesamt um 76 Prozent. Ein anderes Beispiel sind die Tortilla-Chips der Marke „Chio“ vom Hersteller Intersnack Group. Statt 125 Gramm gibt es für den gleichen Preis in der Tüte nur noch 110 Gramm – eine Verteuerung um 14 Prozent.