Hamburg. Sie heißen pbb oder Aareal und bieten bei längerer Anlagedauer Topkonditionen. Warum das so ist, welche Konkurrenzangebote es gibt.

Viele Experten gehen aktuell davon aus, dass die Zinsen im kommenden Jahr wieder leicht zurückgehen. So erwartet man etwa bei der Haspa eine Absenkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank von aktuell 4,50 Prozent auf 4,25 Prozent zum Jahresende 2024, das Hamburger Privatbankhaus Berenberg rechnet mit 4,00 Prozent.

Insofern kann es für Sparer durchaus sinnvoll sein, sich den aktuellen Zinssatz für eine mittlere Frist – vier oder fünf Jahre – zu sichern. Wer auf einem Vergleichsportal wie tagesgeldvergleich.net nach solchen Angeboten sucht und eine zumindest gehobene Bonität vorgibt, der stellt schnell fest: Unter den sechs besten Festgeld-Offerten stammen alle deutschen Anbieter entweder aus dem Immobiliensektor (Aareal Bank und pbb Deutsche Pfandbriefbank mit jeweils mit 4,00 Prozent) oder aus dem Leasing-Geschäft (Grenke Bank, ebenfalls 4,00 Prozent).

Geld anlegen: Warum Immobilien-Finanzierer hohe Festgeldzinsen zahlen

Nicht in solchen Vergleichen vertreten ist die Bausparkasse Mainz mit einem noch sehr viel großzügiger scheinenden Angebot: Das Institut zahlt sogar 6,0 Prozent für 20 Jahre (das Abendblatt berichtete), wobei es sich aber nicht um gewöhnliches Festgeld handelt, sondern um eine Geldanlage mit einer sogenannten „Nachrangabrede“. Sollte das Unternehmen also insolvent werden, müssten sich die Anleger mit ihren Rückzahlungsansprüchen ganz hinten anstellen. Außerdem ist die Einlage nicht über die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken abgesichert.

Doch warum sind Institute aus dem Immobilien- und Leasingumfeld gerade bei mittleren Laufzeiten so prominent vertreten? „Banken sind angehalten, die von ihnen vergebenen Kredite fristenkongruent zu refinanzieren“, erklärt Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management. Somit brauchen Geldhäuser, die Immobiliendarlehen mit Laufzeiten von zehn und mehr Jahren vergeben, entsprechend auch längerfristige Einlagen – und auch Leasingverträge haben häufig Laufzeiten von drei und mehr Jahren.

Geldanlage: Ausländische Banken können sich in Deutschland günstiger refinanzieren

Zwar könnten diesen Banken damit auch Anleihen zur Refinanzierung dienen. „Aber über Festgeldeinlagen von Privatkunden geht das eher günstiger“, so Faust. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Verzinsung von fünfjährigem Festgeld laut einer Übersicht der FMH-Finanzberatung bei gut 3,0 Prozent, während sich die Umlaufrendite von Unternehmensanleihen zuletzt im Schnitt bei gut 4,1 Prozent bewegte.

Aus einem ähnlichen Grund setzen manche ausländische Banken wie die französische Credit Agricole, mit der 4,20 Prozent der Spitzenreiter der Zinshitliste von tagesgeldvergleich.net, aber auch die J&T Direktbank mit tschechischer Muttergesellschaft auf Rang fünf, gern auf die Refinanzierung über den deutschen Festgeldmarkt. „In manchen europäischen Staaten ist das Zinsniveau höher als in Deutschland“, sagt Faust.

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An sechster Stelle folgt die Renault Bank mit einem Festgeldsatz von 3,90 Prozent. Auch hier geht es um niedrigere Kosten der Refinanzierung. „Aufgrund der nicht so guten Bonität sind die Anleihen des Instituts sehr hoch verzinst“, so Faust. „Man hofft, dass deutsche Privatanleger das nicht sehen“ – und außerdem sind die Festgeldeinlagen ja auch bis zu 100.000 Euro gesetzlich abgesichert.