Hamburg. Rund ein Dutzend Banken aus dem skandinavischen Land sind in Deutschland aktiv. Die Zinsen gelten als besonders attraktiv.

Schweden ist bekannt für Volvo, Ikea und die Villa Kunterbunt auf der Insel Gotland. Ferienidylle, die an Astrid Lindgren erinnert. Aber Banken?

Und doch kommen immer mehr schwedische Geldinstitute nach Deutschland und werben um die Spareinlagen der Bundesbürger. Was steckt dahinter? Wie hoch sind die Zinsen? Wie sicher sind die Geldanlagen in Schweden? Wir geben einen Überblick.

Festgeld: Warum kommen so viele schwedische Banken nach Deutschland?

Schweden hat mit rund 18 Prozent eine deutlich höhere Sparquote als Deutschland. „Doch offenbar können in dem kleinen Land mit nur 10,6 Millionen Einwohnern nicht genügend Ersparnisse eingesammelt werden“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Für die Finanzierung ihrer Geschäfte benötigen die schwedischen Banken aber viel Kapital, und die Deutschen bevorzugen verzinste Anlagen gegenüber Aktien.

Da Schweden nicht den Euro hat, können so auch einfach Euro-Anlagen eingesammelt werden. Außerdem ist es leicht, in Deutschland mit einem etwas höheren Zins auf sich aufmerksam zu machen, da vor allem die Masse der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die den heimischen Markt beherrschen, ihre Kunden häufig nur mit Mini-Zinsen abspeisen.

Inzwischen offerieren mehr als ein Dutzend schwedische Banken in Deutschland ihre Zinsanlagen. Das hier bekannteste schwedische Geldinstitut ist die Ikano Bank, die sich im Besitz der Familie des Ikea-Gründers Ingvar Kamprad befindet.

Wie hoch sind die Zinsen bei schwedischen Banken?

Bis auf wenige Angebote liegen die Zinsen bei schwedischen Banken deutlich über dem Durchschnitt. Der Durchschnittssatz für eine sechsmonatige Festgeldanlage beträgt bundesweit nach Daten der FMH-Finanzberatung 2,61 Prozent. Doch allein die drei schwedischen Banken Aaros Kapital, Klarna und Qliro bieten einen Zinssatz von mindestens vier Prozent. Die Collektor Bank bleibt mit 3,97 Prozent nur knapp darunter.

Hohe Zinsen gibt es auch für eine Anlagedauer von einem Jahr. Die meisten Banken bieten hier mindestens vier Prozent. An der Spitze liegt der Finanzdienstleister Klarna mit 4,33 Prozent, wenn die Anlage über die App erfolgt. Sonst sind es 4,25 Prozent.

An zweiter Stelle folgt Aros Kapital mit 4,15 Prozent, gefolgt von der Collektor Bank, Resurs Bank und Qliro mit jeweils 4,10 Prozent. Die Schweden sind vor allem stark bei relativ kurzfristigen Anlagen. Mit der Länge der Laufzeit nimmt die Verzinsung allerdings ab. Für eine Anlagedauer von drei Jahren unterbreiten viele Institute überhaupt keine Angebote mehr.

Bieten schwedische Banken auch Tagesgeld an?

Wer jederzeit über sein Geld verfügen möchte und sich nicht für eine bestimmte Laufzeit binden will, findet im Tagesgeld eine Alternative. Die meisten Banken, die Festgeldanlagen anbieten, haben auch eine Tagesgeldofferte, zumindest wenn man die Vermittlungsplattform Weltsparen nutzt. Den höchsten Zinssatz der Schweden hat Hoist Sparen mit 3,18 Prozent, gefolgt von der Resurs Bank mit 3,17 Prozent und Nordax Bank und Collektor Bank mit jeweils 3,15 Prozent. Bei Klarna gibt es drei Prozent für das Festgeld.

Diese Zinsen liegen deutlich über dem branchenweiten Durchschnittswert von knapp zwei Prozent. Daneben gibt es Anbieter, die von Kunden in Deutschland auch direkt erreicht werden können, wie die TF Bank mit einem Tagesgeldzins von vier Prozent. Allerdings nur garantiert für sechs Monate. Danach sinkt die Verzinsung auf 1,45 Prozent.

Was steckt hinter den schwedischen Banken?

Die meisten schwedischen Banken werden die deutschen Sparer nicht kennen. Am bekanntesten sind die mit Ikea verbundene Ikano Bank, die auch Kreditkarten herausgibt, und der Finanzdienstleister Klarna, der vor allem Bezahldienste im Bereich E-Commerce anbietet. Gleichzeitig handelt es sich aber auch um eine lizenzierte Bank. Die TF Bank ist an der Stockholmer Börse gelistet und auch in anderen nordischen Ländern aktiv. Viele der Banken finanzieren Unternehmen oder vergeben Immobilienkredite. Zu den Bankdienstleistungen von Collector zählen Sparkonten, Kreditlösungen und digitale Finanzprodukte.

Wie erreiche ich die schwedischen Banken?

Voraussetzung, um mit den Banken Geschäfte zu machen, ist ein Internetzugang und ein Computer. Die meisten schwedischen Banken können nur über die Vermittlungsplattformen Weltsparen oder Zinspilot erreicht werden. Ikano, Klarna oder TF Bank sind aber auch direkt in Deutschland zu erreichen.

Was ist Weltsparen?

Weltsparen ist wie ein Supermarkt für Banken. Anleger können dort Tages- und Festgeldanlagen bei mehreren Banken managen, ohne sich immer wieder neu identifizieren zu müssen. Die Kunden melden sich nur einmal an, überweisen Erspartes auf die zu Weltsparen gehörende Raisin Bank, die die Gelder dann an die vom Kunden ausgewählten Banken weiterleitet. Ähnlich agiert die Vermittlungsplattform Zinspilot aus Hamburg.

Gibt es bei schwedischen Anlagen ein Währungsrisiko?

Die Anlagen bei den schwedischen Banken erfolgen in Euro und werden nach Ende der Laufzeit auch wieder in Euro zurückgezahlt. Lediglich bei der Pleite einer Bank spielen im Entschädigungsfall schwedische Kronen eine Rolle. Allerdings kommen dann bei den Kunden auch Euro an, aber Berechnungsbasis ist die schwedische Sicherungsgrenze in Höhe von 1.050.000 Kronen. Umgerechnet zum aktuellen Kurs sind das nur knapp 91.000 Euro, während die Sicherungsgrenze in Deutschland bei 100.000 Euro pro Kunde liegt.

„Deshalb sollte man diese Grenze nicht ausreizen“, sagt Sandra Klug, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Weltsparen hat dem vorgebeugt: Mehr als 85.000 Euro pro Bank können die Kunden dort gar nicht anlegen. Im Moment schwächelt die schwedische Krone. Innerhalb eines Jahres hat sie gegenüber dem Euro rund sechs Prozent an Wert verloren.

Wie sicher sind die Einlagen bei schwedischen Banken?

Der Staat Schweden kann wie Deutschland mit der höchsten Bonität (AAA) aufwarten. „Wenn man Zinsanlagen bei ausländischen Banken erwägt, dann gehört Schweden mit zur ersten Wahl“, sagt Verbraucherschützerin Klug. Die Bonität eines Landes spielt eine wichtige Rolle, wenn das Vermögen des Einlagensicherungsfonds bei einer Bankpleite nicht ausreichen sollte. Dann ist der Staat gefragt.

Weitere Wirtschaftsthemen

Umgerechnet sind im schwedischen Entschädigungstopf rund vier Milliarden Euro. Die geschützten Spareinlagen in Schweden betragen 206 Milliarden Euro. Das entspricht einer Quote von knapp zwei Prozent. Das mag niedrig erscheinen, aber in Deutschland liegt diese Quote nur bei 0,63 Prozent (Ende 2022). Bis 2025 muss nach einer EU-Richtlinie mindestens eine Deckungsquote von 0,80 Prozent in allen Ländern erreicht sein.

Wie sind die schwedischen Banken bei der Einlagensicherung aufgestellt?

Da es sich überwiegend um kleine Banken in Schweden handelt, müssen sich Anleger keine Sorgen machen. In den meisten Fällen sind die Spareinlagen deutlich geringer als das Vermögen im Sicherungstopf, was zu hohen Deckungsquoten von mehr als 100 Prozent führt (s. Grafik).

Lediglich bei Klarna ist das wegen der Größe nicht der Fall. Hier liegt die Deckungsquote bei 58 Prozent. Auch das ist noch hoch, wenn man das etwa mit der Deutschen Bank vergleicht, die lediglich eine Deckungsquote von einem Prozent hat. „Je kleiner die Bank, umso einfacher ist es für den Einlagensicherungsfonds, die Anleger aus eigener Kraft zu entschädigen“, sagt Stefan Erlich vom Vergleichsportal Kritische Anleger. „Je größer die Bank, umso mehr muss man auf das Eingreifen der Politik hoffen.“

Festgeldkonto in Schweden: Was müssen Anleger noch beachten?

Viele ausländische Banken haben die Unsitte, dass sie die Zinsen bei mehrjährigen Anlagen erst gesammelt am Laufzeitende auszahlen. Davon bleiben auch einige schwedische Anbieter nicht verschont, so zum Beispiel TF Bank, Collector und Nordax. Aber es gibt mit Resurs Bank, Klarna und Hoist Sparen auch Geldinstitute, die eine jährliche Zinszahlung gewährleisten.

In Schweden fällt keine Quellensteuer an. Daher führen die meisten Banken auch keine Steuern auf die dort erzielten Zinserträge ab. Der Anleger muss die Zinseinnahmen dann in seiner Steuererklärung angeben.

Bis auf Hoist Sparen, Nordax Bank und TF Bank praktizieren die schwedischen Anbieter bei der Festgeldanlage auch das Prinzip der automatischen Verlängerung. Wer das nicht möchte, muss dem ausdrücklich widersprechen.