Hamburg. Arbeitslosigkeit steigt im November um zwölf Prozent auf 82.723. Die Gründe sind vielfältig. Doch es gibt auch positive Nachrichten.
Den dritten Monat in Folge verzeichnet Hamburg nun schon mehr als 82.500 Arbeitslose. Die Herbstbelebung am Hamburger Arbeitsmarkt fällt aus. Einziger Lichtblick: Im Vergleich zum Oktober 2023 gibt es keinen Anstieg der Zahl der Jobsuchenden mehr, sondern einen minimalen Rückgang um 62 Personen oder 0,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote für die Hansestadt liegt bei 7,6 Prozent.
Im Jahresvergleich gibt es aber einen hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 11,7 Prozent auf 82.723 Jobsuchende. Das sind rund 8600 mehr als im November 2022. Seit im Juli 2023 die Marke von 80.000 Arbeitslosen nach oben durchbrochen wurde, verharrt die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau. Innerhalb des Jahres 2023 wurde der niedrigste Stand bei den Jobsuchenden im März mit rund 78.200 Personen registriert.
Jobs in Hamburg: Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt aus
Für diese Entwicklung macht Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, vor allem äußere Umstände verantwortlich. Das reicht vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine bis zu der konjunkturellen Entwicklung im Inland. „Beim privaten Konsum sind viele zurückhaltend“, sagt Fock. Noch gesteigert wird nach seiner Einschätzung die Investitionsverunsicherung durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum aktuellen und zukünftigen Haushalt des Bundes.
In der aktuellen Arbeitslosenstatistik finden sich rund 5900 arbeitslose Ukrainer. Die Zahl der arbeitsuchenden Ukrainer in Hamburg ist aber mehr als doppelt so hoch. Viele fallen aber noch nicht in die Arbeitslosenstatistik, weil sie noch Sprachkurse oder andere Qualifizierungen absolvieren.
Arbeitsmarkt: Wo es in Hamburg noch freie Stellen gibt
Dennoch sei der Hamburger Arbeitsmarkt durchaus aufnahmefähig, so Fock. „So konnten im November 5100 Hamburger Arbeitslose eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung beginnen und die Arbeitslosigkeit beenden.“ Insgesamt gibt es bei der Arbeitsagentur 11.881 unbesetzte Stellen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 6,6 Prozent.
Mehr als jeweils 1000 freie Stellen gibt bei den Handelsberufen, in der Logistik und in den fertigungstechnischen Berufen sowie in Berufen der Unternehmensorganisation. Die wenigsten offenen Stellen existieren bei den Reinigungskräften. Nur 280 offene Stellen sind der Arbeitsagentur Hamburg gemeldet.
Zuwachs bei den Arbeitsplätzen in Hamburg – aber Arbeitslose profitieren kaum
Auch wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt eintrübt, auf die gesamte Beschäftigungssituation in Hamburg hat das noch keine Auswirkungen. Mit 1.077.900 Arbeitnehmern erzielt Hamburg einen neuen Höchststand bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen.
Nie zuvor waren so viele Arbeitnehmer in Hamburger Unternehmen tätig, belegen die aktuellen Beschäftigtendaten für den Monat September. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 22.700 oder 2,1 Prozent.
Arbeitsmarkt: In diesen Branchen wurden neue Stellen geschaffen
So entstanden innerhalb eines Jahres 6100 neue Arbeitsplätze in technischen Dienstleistungen und 4000 im verarbeitenden Gewerbe. Im Gastgewerbe wurden 2800 Stellen neu geschaffen und in der Logistikbranche 2400. „Von dieser sehr guten Entwicklung auf der Beschäftigtenseite profitieren die Hamburger Arbeitslosen aber nicht in gleichem Maße, denn der hiesige Arbeitsmarkt tritt etwas auf der Stelle“, sagt Fock. Die Firmen rekrutieren neue Beschäftige offenbar außerhalb der Arbeitsagentur.
Mehr Wirtschaftsthemen
- Heizen in Hamburg: E.on erhöht Gas-Grundpreis um 106 Prozent
- Aurubis muss Bilanzvorlage verschieben – wegen Metallklau
- Überraschende Kandidaturen für Handelskammer-Parlament
Auch das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat im November 2023 seinen Abwärtstrend fortgesetzt, was auf eine negative Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes in den nächsten Monaten hinweist. „Die Arbeitsagenturen erwarten zwar keinen Einbruch bei der Beschäftigung, aber der steigende Trend bei der Zahl der Arbeitslosen hat sich erst einmal festgesetzt“, sagt Enzo Weber vom IAB.
Arbeitsmarkt: Übliche Erholung in den Herbst- und Wintermonaten bleibt aus
Hamburg macht da keine Ausnahme, was die Perspektive für die nächsten Monate betrifft: Arbeitsagenturchef Fock: „In den vierten Quartalen der vergangenen Jahre gab es durchaus eine sinkende Arbeitslosigkeit in den Herbst- und Wintermonaten, diese Entwicklung wird es in diesem Jahr nicht geben.“