Hamburg. Seit Oktober ist die spanische Billigfluggesellschaft Volotea in Fuhlsbüttel. Nun kürzt der Eurowings-Partner im Flugplan kräftig.

Erst am 10. Oktober ist Volotea am Flughafen Hamburg gestartet. Drei neue Routen brachte die spanische Billigfluggesellschaft in die Hansestadt. Die französischen Städte Lyon und Bordeaux sowie die italienische Touristendestination Florenz kamen nach langer Zeit wieder zurück in das Fuhlsbüttler Streckennetz und sollten jeweils zweimal pro Woche bedient werden. Zudem lockte die Airline mit günstigen Preisen ab 29 Euro pro Person und Strecke.

Doch schon bald werden zwei dieser Städte zumindest vorübergehend wieder aus dem Flugplan verschwinden. Wer auf der Homepage von Volotea Flüge nach Florenz buchen möchte, wird nur bis zum 7. Januar 2024 fündig. Die nächsten Flüge werden erst wieder für den 23. März 2024 angezeigt. Es gibt also eine elfwöchige Pause.

Flughafen Hamburg: Airline streicht wochenlang zwei Ziele

Richtung Bordeaux ist die Pause noch länger. Für den 8. Januar sind noch Tickets in Richtung der bekannten Weinstadt erhältlich. Dann geht es erst am 12. April weiter – fast 14 Wochen später. Selbst das normalerweise von den Passagieren stark nachgefragte Osterwochenende Ende März wird also nicht bedient.

Der Flughafen Hamburg bestätigte die Recherche unserer Redaktion. „Unserer Kenntnis nach ist es richtig, dass Florenz und Bordeaux in dem Zeitraum nicht im Verkauf sind“, sagte Airport-Sprecherin Janet Niemeyer auf Anfrage. Dies betreffe aber nicht nur den Helmut-Schmidt-Flughafen, sondern auch andere Standorte in Deutschland.

Hamburg-Flüge: Volotea spricht von Feinjustierung

Auch Volotea selbst bestreitet die Flugstreichungen nicht. „Diese Wintersaison ist die erste von Volotea in Deutschland“, sagte eine Pressesprecherin. Man arbeite an der Feinjustierung und wolle die eigenen Dienstleistungen so erweitern, dass sie die Marktbedingungen erfüllen. Ähnliche Kapazitätsanpassungen gebe es auch in anderen Märkten.

Volotea ist erst im Mai in der Bundesrepublik gestartet. Los ging es mit den Strecken Berlin–Verona, Düsseldorf–Bordeaux und Stuttgart–Bordeaux. Hannover–Toulouse folgte. Im Oktober kamen dann neben den drei Hamburger Verbindungen noch Berlin–Lyon und Stuttgart–Nantes hinzu.

Volotea sieht ein wachsendes Interesse deutscher Passagiere

Man freue sich über die positive Resonanz deutscher Passagiere auf die angebotenen Direktverbindungen zu kulturell reichen und historisch bedeutsamen Städten in Frankreich und Italien, sagte die Volotea-Sprecherin. Das Interesse deutscher Passagiere nehme in jeder Region, in der man jetzt tätig ist, zu.

Dabei habe die Vertriebspartnerschaft mit Eurowings – die Volotea-Tickets sind auch über die Eurowings-Homepage buchbar und andersherum, Volotea hat 46 Strecken und die Lufthansa-Tochter 104 Routen im Angebot – maßgeblich geholfen, präsenter und bekannter im deutschen Markt zu werden. Es gebe jedoch immer viel Raum für Wachstum und Entwicklung und man sei begeistert von den Zukunftsaussichten, die sich in dem Markt böten, so die Sprecherin. Das Sitzplatzangebot werde 2024 auf mehr als 258.000 Sitzplätze erweitert, das seien 123 Prozent mehr als 2023 – als man aber auch erst im Mai beziehungsweise Oktober startete.

Auch von anderen deutschen Airports werden Strecken gestrichen

Zum Jahresanfang sind aber auch von anderen deutschen Flughäfen Strecken wochenlang außer Betrieb. Berlin–Verona macht laut Volotea-Homepage Pause nach dem 6. Januar bis zum 22. März. Düsseldorf–Bordeaux und Stuttgart–Bordeaux vom 8. Januar bis zum 11. beziehungsweise 13. April, Stuttgart–Nantes vom 7. Januar bis zum 19. April. Und Hannover–Toulouse ist erst ab Anfang April wieder buchbar.

Konkurrenten wie Ryanair verweisen immer wieder auf die hohen Gebühren in Deutschland. Das sorgt laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) dafür, dass sich der Flugverkehr in der Bundesrepublik nach der Corona-Krise deutlicher langsamer erholt als in anderen europäischen Ländern. Vor allem, weil die Punkt-zu-Punkt-Verkehre – die üblicherweise maßgeblich von Billigfliegern geleistet werden – deutlich schwächer sind als vor der Pandemie.

Durchgängig im Winter bedient werden lediglich zwei Strecken: Berlin–Lyon und Hamburg–Lyon. Von Fuhlsbüttel aus gehe es im kommenden Jahr zweimal wöchentlich in die drittgrößte französische Stadt, hieß es. Die Resonanz der Passagiere sei positiv. Bis in den September hinein seien Tickets buchbar.

Volotea findet die Nachfrage auf den Hamburg-Strecken „vielversprechend“

Aber warum wurden Bordeaux und Florenz vorübergehend aus dem Hamburger Flugplan gestrichen? Naheliegend wäre, dass bisher schlichtweg zu wenig Norddeutsche Tickets bei Volotea gebucht haben. Insbesondere Billigfluggesellschaften sind dafür bekannt, Routen schnell aus dem Programm zu nehmen, wenn die Maschinen zu schlecht gefüllt sind.

Eine Volotea-Maschine steht am Flughafen Hamburg. Drei Ziele sollen eigentlich bedient werden.
Eine Volotea-Maschine steht am Flughafen Hamburg. Drei Ziele sollen eigentlich bedient werden. © Volotea | Volotea

Die Sprecherin gibt eine ausweichende Antwort: „Die Nachfrage auf den Hamburg-Routen sieht vielversprechend aus, auch wenn wir gerade erst den Betrieb gestartet haben. Wir sehen großes Potenzial in Hamburg und dem breiteren deutschen Markt.“

Volotea ist auf allen drei Hamburg-Strecken konkurrenzlos

Wer allerdings zum Jahresstart Tickets für den Trip von Fuhlsbüttel nach Bordeaux oder Florenz schon gekauft hat, dürfte sich ärgern. Passagiere müssen entweder ihre Reisepläne ändern oder eine Umsteigeverbindung in Kauf nehmen. Wer nun separat bereits ein nicht stornierbares Hotel gebucht hat, könnte auf seinen Kosten ansonsten sitzen bleiben. Denn Volotea ist auf beiden Routen – ebenso wie nach Lyon – alleiniger Anbieter. Vueling flog bis 2013 nach Florenz, Easyjet bis 2019 nach Bordeaux.

Volotea will allen betroffenen Passagieren, die über die Webseite gebucht haben, umgehend Benachrichtigungen mit verschiedenen Optionen für die Verwaltung der Buchung anbieten – einschließlich einer Rückerstattung oder der Umbuchung auf einen alternativen Flug, wann immer der möglich sei, so die Sprecherin.

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Immerhin: An der Preispolitik soll sich zunächst nichts ändern. Die günstigsten Tickets sollen weiterhin bei 29 Euro pro Person und Strecke starten, so die Sprecherin. In dem Tarif ist nur eine kleine Tasche unter dem Sitz inklusive. Die Ticketpreise könnten allerdings wie in der Luftfahrt üblich im Laufe des Jahres aufgrund von Faktoren wie Saisonalität, Nachfrage und Marktdynamik schwanken. Für Passagiere dürfte vor allem eines wichtig sein, um vernünftig planen zu können: Dass die Flüge auch wie vorgesehen abheben.