Hamburg. Spanische Airline Volotea startet drei neue Routen von Fuhlsbüttel aus. Wo es hingeht, was es kostet, was Passagiere wissen sollten.
So langsam setzt sich der Herbst in Hamburg durch: Die Temperaturen sinken, es regnet. Für Bordeaux sind in den nächsten Tagen noch bis zu 30 Grad Celsius und elf Stunden Sonnenschein vorhergesagt. In Lyon und Florenz bis zu 28 Grad. Klingt für Wärme-Liebhaber interessant – allerdings gab es bisher nur Umsteigeverbindungen vom Helmut-Schmidt-Flughafen aus zu diesen drei Zielen.
An diesem Dienstag ändert sich das. Die spanische Fluglinie Volotea wird diese drei Städte direkt ansteuern. Über die Erweiterung des Netzes sei man „sehr, sehr glücklich“, sagt Gesa Zaremba, die am Flughafen Hamburg für die Akquise von neuen Airlines und Zielen zuständig ist: „Das rundet unser Netz ab, weil alle drei Destinationen zuletzt offline waren.“ Lyon wurde bis 2012 von Air France bedient, Florenz bis 2013 von Vueling und Bordeaux bis 2019 von Easyjet.
Flughafen Hamburg: Mit neuer Fluggesellschaft für 29 Euro nach Florenz fliegen
„Wir sind sehr aufgeregt vor dem Start“, sagt Volotea-Managerin Valeria Rebasti im Gespräch mit Journalisten. „Hamburg ist der einzige deutsche Flughafen, von dem wir drei Direktrouten launchen.“ Seit Mai ist die Billigfluglinie in Deutschland aktiv. Los ging es mit den Strecken Berlin–Verona, Düsseldorf–Bordeaux und Stuttgart–Bordeaux. Hannover–Toulouse folgte. Am Dienstag starten die drei Hamburger Verbindungen, am Donnerstag kommen Berlin–Lyon und Stuttgart–Nantes hinzu.
„Unsere Preise starten bei 29 Euro für die einfache Strecke“, sagt Rebasti. Für diesen Preis seien viele Sitze erhältlich. Bei den Preisen verfolge man grundsätzlich eine Strategie, die an Ryanair erinnert. „Wenn unsere Analysten sehen, dass ein Flug sich nicht verkauft, dann senken sie die Tarife, sodass wir die Flugzeuge füllen“, so Rebasti. Man fliege stets mit 90 bis 95 Prozent Auslastung.
Sparhammer? Selbst in den Herbstferien gibt es noch Tickets für 29 Euro
Für Kurzentschlossene gibt es am Montag für den Volotea-Premierenflug Hamburg–Bordeaux noch Tickets für 62 Euro. Der Rückflug eine Woche später war für 34 Euro zu haben. Und selbst in den hochpreisigen Herbstferien können Passagiere am 20. Oktober noch für 29 Euro in die südfranzösische Stadt fliegen und vier Tage später für 34 Euro zurück. Auch nach Florenz und Lyon wurden Tickets für die avisierten 29 Euro auf der Homepage gefunden. Mitunter wurde nach dem Anklicken aus 29 Euro allerdings ein sehr viel höherer Betrag. So kostete der Hinflug nach Florenz am 31. Oktober plötzlich satte 339 statt 29 Euro.
Zudem werden Kunden verleitet, „Megavolotea“ auszuprobieren. Dann locken Vergünstigungen wie bis zu 10 Kilogramm Handgepäck umsonst und bis zu 10 Euro Ermäßigung pro Flug. Allerdings greift nach einer 15-tägigen Probezeit eine einjährige Mitgliedschaft, die mit 59,99 Euro zu Buche schlägt. Wer das nicht möchte, muss dies hartnäckig wegklicken und auch andere teure Zusatzleistungen ignorieren. Wenn man einen Koffer aufgeben möchte, wurden bei einer Testbuchung Hamburg–Lyon und zurück aus zusammen 58 Euro flugs 159,20 Euro pro Passagier. Reisende sollten sich also genau überlegen, was sie an Zusatzleistungen benötigen.
Flughafen Hamburg: Strecken werden zweimal wöchentlich bedient
Alle Hamburg-Strecken werden zweimal die Woche bedient, dienstags und freitags – Ausnahme ist der zweite Flug nach Florenz, der sonnabends geht. Man biete rund 22.000 Sitze für Bordeaux, 27.000 Sitze für Lyon und 26.500 Sitze für Florenz an. „Der Verkauf beginnt ein bisschen langsam“, gab Rebasti zu ohne eine Zahl der bisher verkauften Tickets zu nennen. Aber der Winter sei auch nicht die beste Jahreszeit, um neue Routen zu starten. Die Zahl der Buchungen werde nach den ersten Flügen schon anziehen. Rebasti: „Wir sind überzeugt, die Routen werden gut funktionieren.“
Volotea setzt darauf, dass die Verbindungen in beide Richtungen genutzt werden. Also sowohl von den recht einkommensstarken Hamburgern als auch von Italienern und Franzosen. Die Hansestadt werde als Touristenziel geschätzt, das viele Menschen besuchen wollten. Grundsätzlich richte man sich eher an Urlaubs- als an Geschäftsreisende.
Volotea kooperiert mit Eurowings, um bekannter zu werden
In diesem Jahr sollen in der Bundesrepublik 97.000 Passagiere befördert werden. „Unsere Idee ist natürlich, in Deutschland zu wachsen“, sagt Rebasti. Aber bevor man das tue, müsse man die Markenbekanntheit steigern. Schließlich könnten wohl die meisten Deutschen mit dem Namen Volotea nichts anfangen.
In südeuropäischen Ländern sei dies anders. So wolle man in Frankreich fast acht Millionen Sitze anbieten. Es sei der mit Abstand größte Markt, gefolgt von Italien und Spanien. Basen – also Standorte mit stationierten Flugzeugen und Crews – eröffne man in Gegenden, in denen man schon bekannt sei. Sogar in Hamburg gibt es eine.
Volotea hat schon eine Basis in Hamburg – aber nicht in Fuhlsbüttel
Allerdings nicht in Fuhlsbüttel, sondern auf Finkenwerder. Seit 2019 macht Volotea für Airbus die Shuttleflüge zwischen den Werken in Hamburg und Toulouse. Allerdings sind bei diesen Flügen fast nur Mitarbeiter des Flugzeugbauers an Bord. „Das ist unser Eintritt in den deutschen Markt gewesen, der sehr groß ist und sehr starke Airlines hat“, sagt Rebasti.
Auf diesem Spielfeld wollte Volotea nicht allein agieren und hat sich bekannte Verstärkung geholt. „Den deutschen Markt allein zu betreten, gleicht einer Mission impossible“, sagt Rebasti. Also einer unmöglichen Mission. Man müsse viel Geld investieren. Im Frühjahr gründete man daher eine Vertriebspartnerschaft mit Eurowings. Seitdem können Volotea-Tickets über die Eurowings-Homepage gebucht werden – und anders herum. Die Lufthansa-Tochter ticke ähnlich wie man selbst. „In Catania kennen uns die Menschen sehr gut, aber Eurowings nicht“, sagt Rebasti und sieht in dem Abkommen eine Win-win-Situation.
Volotea wurde 2012 gegründet und spezialisiert sich auf Direktverbindungen zwischen mittelgroßen Airports. In Europa lebten 65 Prozent der Bevölkerung in kleinen und mittelgroßen Städten, von denen aus es in viele Städte keine Direktflüge gebe. In diese Lücke sei man gestoßen. Man böte nur Strecken an, für die man mit dem Zug oder dem Auto mindestens sechs Stunden brauche. 55 Prozent der Routen führten auf Inseln.
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107 Städte in 16 Ländern stehen im Flugplan. 10,5 bis 11 Millionen Passagiere wolle man in diesem Jahr befördern. 2024 sollen es 12,5 Millionen sein. 41 Airbus-Flugzeuge vom Typ A319 und A320 sind in der Flotte, vier bis fünf neue Jets sollen nächstes Jahr hinzukommen. Und eventuell auch weitere Ziele ab Hamburg? Rebastis Antwort: „Sag niemals nie.“