Hamburg. Volotea und Wizz Air versprechen günstigere Tickets und weitere Vorteile. Was Experten von diesen Kundenbindungsprogrammen halten.

Florenz lockt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten: dem Uffizien-Museum mit Kunstwerken von Botticelli und Caravaggio, dem das Stadtbild prägenden Dom, dem Palazzo Vecchio oder der Ponte Vecchio, der Brücke über den Fluss Arno. Seit Mitte Oktober gibt es vom Flughafen Hamburg aus auch einen Direktflug in die Hauptstadt der Toskana. Die spanische Billigfluglinie Volotea bedient die Strecken zweimal wöchentlich.

Beim Ticketkauf müssen Passagiere allerdings genau hinschauen. Denn man hat die Auswahl unter zwei Preisen. Wer zum Beispiel vom Donnerstag, 30. November, bis zum Sonntag, 3. Dezember, ein langes Wochenende in der italienischen Stadt plant, kann für den Hinflug im Standardtarif 29 Euro zahlen. Mit einem roten Kasten hervorgehoben wird allerdings der „Megavolotea“-Preis für 27 Euro. Auch der Rückflug kostet mit Megavolotea 30,83 Euro und damit 3,08 Euro weniger als in der Standard-Kategorie. Hin und zurück kommt man also für 57,83 Euro statt 62,91 Euro.

Flughafen Hamburg: Clubmitglied bei Billigfluglinien – lohnt sich das?

Kostenlos ist der geringere Preis allerdings nicht. Denn Megavolotea ist quasi nichts anderes als eine Clubmitgliedschaft bei der spanischen Fluglinie, die Hamburg auch mit Lyon und Bordeaux verbindet. Zwar sind die ersten 15 Tage laut Volotea-Homepage kostenlos. Ansonsten muss man für die Mitgliedschaft aber 59,99 Euro im Jahr zahlen.

Dafür listet die Homepage eine Reihe von Vorteilen auf: Es soll bis zu zehn Euro Rabatt geben auf jeden Flug. Je nach Stauraum könne man sein bis zu zehn Kilogramm schweres Handgepäckstück mit an Bord nehmen. Es gibt Nachlässe für Priority Boarding (bis zu 25 Prozent), Sitzplatzreservierung (25 Prozent) und aufzugebendes Gepäck (bis zu 15 Prozent). Flüge können bis zu sieben Tage vor dem Abflug unbegrenzt und kostenlos umgebucht werden.

All diese Vorteile gelten auch für bis zu vier Mitreisende. Und zum Geburtstag gibt es 20 Euro Volotea-Guthaben als Geschenk – allerdings hat man nur einen begrenzten Zeitraum, um dieses bei einer Flugbuchung anrechnen zu lassen.

Bei Wizz Air liegt die Clubjahresgebühr bei 34,99 Euro

Bei der ungarischen Billigfluglinie Wizz Air – die von Hamburg aus rund ein Dutzend Ziele anfliegt, von denen die meisten in Osteuropa liegen, aber bei der am 13. Dezember mit Catania und Ende März 2024 mit Rom auch zwei Italien-Destinationen hinzukommen – heißt das Modell Discount Club.

Für 34,99 Euro im Jahr gibt es laut Homepage mindestens zehn Euro Rabatt auf Tickets, die mehr als 19,99 Euro kosten. Wer online sein Gepäck bucht, erhält fünf Euro Nachlass. Zudem soll es Sondergutscheine sowie Angebote im Bordverkauf geben. Das Ganze gilt auch für eine Begleitperson. Bei beiden Airlines gibt es auch noch teurere Mitgliedschaftsmodelle.

Wizz Air fliegt von Hamburg aus rund ein Dutzend Ziele an. Der Großteil davon liegt in Osteuropa, aber auch Catania ab 13. Dezember und Rom ab Ende März werden bald angeflogen.
Wizz Air fliegt von Hamburg aus rund ein Dutzend Ziele an. Der Großteil davon liegt in Osteuropa, aber auch Catania ab 13. Dezember und Rom ab Ende März werden bald angeflogen. © picture alliance / empics | Steve Parsons

Das seien im Prinzip nichts anderes als Kundenbindungsprogramme, sagt die Hamburger Verbraucherschützerin Julia Rehberg: „Man muss immer gucken, ob sich das rechnet und lohnt.“ Zudem solle man sich nicht vom Vergleichen der Preise bei anderen Fluglinien abhalten lassen. Denn selbst Umsteigeverbindungen sind manchmal günstiger als Direktflüge.

Das Risiko bei Mitgliedschaften liege darin, dass man einem Unternehmen zu sehr treu bleibe und nicht mehr links und rechts zur Konkurrenz schaue. Zudem sollte man sich die Kündigungsfrist genau ansehen und die Mitgliedschaft gegebenenfalls am besten schon direkt nach dem Abschluss des Vertrags kündigen.

Billig fliegen: Easyjet gilt als Vorreiter der Clubmitgliedschaft

„In Europa ist Easyjet damit der Vorreiter“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Die Strategie der britischen Billigfluglinie sei es gewesen, das Fliegen zu demokratisieren und zu individualisieren. So sollten Passagiere nicht nur beim Flugpreis sparen können, sondern auch nur einen Flug statt eines kombinierten Hin-und Rückflugs buchen können. Spezielle Wünsche der Kunden wie das Aufgeben eines Koffers oder der Verzicht darauf, das Reservieren eines Sitzplatzes oder das Vorabeinsteigen oder -aussteigen wurden mit einem Preisschild versehen.

Bei den Briten heißt das Programm Easyjet Plus und kostet 215 britische Pfund (umgerechnet rund 247 Euro) Jahresgebühr. Zu den Vorteilen der Mitglieder gehören spezielle Gepäckabgabeschalter, die Mitnahme eines zweiten großen Handgepäckstücks mit den Maßen 56 x 45 x 25 Zentimeter, kostenloses Umbuchen auf frühere Rückflüge am selben Tag, zehn Prozent Rabatt an Bord für Speisen und Getränken sowie eben das Einsteigen ins Flugzeug vorab und eine freie Sitzplatzauswahl bei jedem Flug.

Experte: Für Vielflieger können Clubmitgliedschaften interessant sein

Das sind Leistungen, die bei Reisenden durchaus ankämen, sagt Schellenberg: „Das Sitzen in der ersten Reihe oder am Notausgang sowie das Einsteigen vorab ist für viele Menschen auch eine Frage des Prestiges: Sie wollen ihren Status zeigen.“ Und insbesondere für Geschäftsreisende sei der Betrag dafür überschaubar.

Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg hält die Clubmitgliedschaften bei Billigfluglinien durchaus für interessant.
Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg hält die Clubmitgliedschaften bei Billigfluglinien durchaus für interessant. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Aber auch für andere Vielflieger könnten Clubmitgliedschaften bei Fluglinien interessant sein. „Wer regelmäßig Verwandte besucht, eine Fernbeziehung führt oder in sein eigenes Ferienhaus möchte, für den kann sich das ziemlich schnell rechnen“, sagt Schellenberg. „Wenn ich eine Airline öfter nutzen werde und ihre Leistungen für attraktiv halte, dann würde ich die Mitgliedschaft sofort nehmen. Hingegen rechnet es sich kaum für jemanden, der ein- oder zweimal pro Jahr fliegt.“

Flughafen Hamburg: Ryanair und Eurowings bieten keine Clubmitgliedschaften an

Der Marktführer in Hamburg verfügt nicht über so ein Angebot für Privatkunden. Eurowings wurde einst als Billigflieger gegründet, bezeichnet sich nun aber lieber als Ferienflieger oder Value-Carrier. Die Lufthansa-Tochter verweist auf ihr Programm Miles & More, bei dem man Prämien auch bei Hotels, Shops oder Mietwagenverleihern einlösen kann. Zudem gebe es ein Firmenkundenprogramm, bei dem ab 2000 Euro Jahresumsatz ohne monatliche Gebühr mindestens zwei Prozent auf alle Tarife Nachlass gewährt werde.

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Europas größte Billigairline hatte 2019 ein Kundenbindungsprogramm aufgelegt. Bei Ryanair Choice gab es für 199 Euro pro Jahr Vorteile wie freie Sitzplatzreservierung, zehn Kilogramm Handgepäck, Fast Track und Priority Boarding. Auf Anfrage teilten die Iren nun mit, dass sie den Service nicht mehr anböten. Fluggäste hätten aber dennoch „günstige Tarife mit einer unschlagbaren Auswahl von über 235 Reisezielen“, so eine Sprecherin.

Ryanair-Modell: Luftfahrtexperte hält es für fraglich, ob es lohnt

Fraglich, ob sich das Modell für Ryanair gelohnt habe, sagt Schellenberg. Zwar binde man Kunden, aber man verliere Extraeinnahmen durch das fehlende Buchen von Zusatzleistungen.

Grundsätzlich werde das Clubmodell nur funktionieren, wenn es im Flugzeug zu einem Privileg führe, so der Luftfahrtexperte: „Wenn das so ist wie bei manchen Airlines, dass mehr Leute beim Fast-Boarding stehen als in der Late-Boarding-Gruppe, dann ärgern sich die Passagiere nur.“