Hamburg. Ehepaar aus der Hansestadt musste mit seinem Dackel einen Eurowings-Jet verlassen. Worum es ging und wie die Airline reagiert.

  • Mit Hund ins Flugzeug zu steigen, führt am Flughafen Hamburg immer wieder zu Problemen
  • Ende Oktober musste ein Ehepaar den Rückweg antreten, weil Dackel Fine nicht fliegen durfte
  • Warum das Personal von Eurowings den Hund nicht an Bord lassen wollte

Irgendwie scheint es immer wieder ein Problem zu sein, mit einem Hund von Hamburg aus zu fliegen. Meist geht es darum, dass der Vierbeiner, wenn er mit in die Kabine soll, entweder zu groß oder die Transporttasche zu klein ist. Genau das hat die Hamburgerin Marie Rienecker mit ihrem Dackel Fine früher auch schon erlebt.

Doch als sie Ende Oktober mit ihrem Ehemann Kim C. Birtel und Fine von Fuhlsbüttel aus mit Eurowings nach Nizza fliegen wollte, stieß sie auf ein ganz anderes Hindernis.

Flughafen Hamburg: Fine darf nicht fliegen? Dackel-Eklat am Airport

Das Tollwut-Impfzeugnis von Fine enthielt irrtümlich ein falsches Datum und schien seit zwei Monaten nicht mehr gültig zu sein, obwohl man laut Birtel aus den weiteren Angaben in der Bescheinigung hätte erkennen können, dass der Impfschutz durchaus noch längere Zeit gegeben ist. Dennoch wollte das Check-in-Personal den Hund nicht ins Flugzeug lassen. „Verzweifelt habe ich die Service-Hotline von Eurowings angerufen“, sagt Birtel. Hilfe kam von dort nicht: „Das Gespräch wurde einfach beendet.“

Also eilten die beiden zu einer Tierarzt-Notfall-Klinik in der Nähe des Flughafens. „Die Tierärzte dort erkannten das Problem gleich und sie haben uns Unterlagen ausgestellt, die bestätigen, dass die Impfung noch für weitere zwei Jahre wirksam ist“, so Birtel. Zurück im Flughafen schien nun alles glatt zu gehen. Bei einem anderen Check-in-Beschäftigten als zuvor – „er war sehr freundlich“ – erhielt das Paar die Bordkarten.

„Geschockt“: Besitzer und Hund müssen den Flieger nach Nizza verlassen

Gerade hatten sie sich im Jet angeschnallt, als eine Flugbegleiterin sie aufforderte, die Maschine wieder zu verlassen. Der Hund dürfe jedenfalls nicht fliegen. Sogar der Kapitän griff ein. Er habe die Information erhalten, dass jemand mit falschen Papieren im Flugzeug sitze, sagte er nach Angaben von Rienecker. „Wie eine Schwerverbrecherin“ habe sie sich behandelt gefühlt.

„Geschockt“, wie Birtel sagt, stieg das Paar wieder aus. „Uns wurde unterstellt, dass die neu ausgestellten Dokumente gefälscht seien und wir den Hund außerdem ins Flugzeug geschmuggelt hätten“, erklärt Rienecker. Inzwischen waren auch noch zwei Bundespolizisten hinzugekommen, die das Bodenpersonal gerufen hatte. Bis Rienecker und Birtel nun die Situation erläutern konnten, hatte das Flugzeug bereits abgehoben.

„Uns wurde dann erklärt, dass wir jetzt den Flughafen sofort verlassen müssen, weil wir kein Fahrgastrecht mehr haben“, so Birtel. Was ihn zusätzlich aufregt: „Man hat uns weder Ausweise gezeigt, noch wurde geklärt, ob wir gegebenenfalls noch Handgepäck im Flugzeug gelassen haben“ – was zwar nicht der Fall war, aber ein potenzielles Sicherheitsproblem dargestellt hätte.

Flughafen Hamburg: Betroffene Passagiere fühlen sich „abscheulich behandelt“

„Wir hatten es mit hoffnungslos überforderten Menschen zu tun“, sagt Birtel, der die Behandlung als „Schikane“ empfindet. Schon aus beruflichen Gründen seien Rienecker und er Vielflieger, schreibt er in einem Brief an Eurowings: „Dieser Vorfall ist das krasseste Erlebniss überhaupt. Wir wurden noch nie so abscheulich behandelt, wie von Ihrem Bodenpersonal.“

Als Antwort erhielt Birtel eine Mitteilung vom Eurowings-Kundendienst-Team, die jedoch offenbar aus standardisierten Passagen besteht und überhaupt nicht konkret auf den geschilderten Fall eingeht. „Sie haben am 22.10.2023 aufgrund des großen Andrangs an der Sicherheitskontrolle Ihren Flug verpasst. Das tut uns leid“, heißt es darin. Und weiter: „Da es unsererseits keine Unregelmäßigkeiten gab, sind wir nicht in der Lage, eine Rückerstattung zur Verfügung zu stellen. Wir bitten Sie demütig um Ihr Verständnis.“

Im nächsten Absatz geht es dann plötzlich um etwas ganz anderes: „Es tut uns leid, dass Sie sich am Check-in-Schalter am Flughafen Hamburg nicht willkommen gefühlt haben.“ Am Ende des Antwortschreibens heißt es dann noch: „Reisen Sie bald wieder mit uns? Wir freuen uns darauf.“

Eurowings verklagen: Fluggast fordert Schadenersatz

Birtel will Eurowings nun auf Schadenersatz verklagen. Er fordert nicht nur den Ticketpreis zurück, sondern macht vor allem einen hohen Verdienstausfall geltend, weil er als selbstständiger Unternehmer durch den verpassten Flug einen wichtigen Geschäftstermin nicht wahrnehmen konnte. Auf eine Abendblatt-Anfrage gelang es der Fluggesellschaft nicht, sich bis Redaktionsschluss zu dem konkreten Vorgang zu äußern. „Natürlich bedauern wir es, wenn Passagiere nicht wie geplant mit uns reisen können“, hieß es.

Rienecker und Birtel sind bei Weitem nicht die Einzigen, bei denen gerade in Hamburg und bei Eurowings das Fliegen mit Hund zum Problem wurde (das Abendblatt berichtete). Mehrfach sollten die vierbeinigen Reisebegleiter nicht befördert werden, weil angeblich die Transporttasche nicht den Regelungen entsprach. Dazu hieß es im August von einem Eurowings-Sprecher: „Wir transportieren jedes Jahr eine große Anzahl von Tieren in der Kabine – in 99 Prozent der Fälle läuft das reibungslos, auch dank der guten Vorbereitung der Halter, die sich genau über die Reisebestimmungen informieren.“

Flughafen Hamburg: Manche Billigflieger nehmen nur Assistenzhunde mit

Beim Airline-Weltverband Iata erweckt man ebenfalls den Einruck, als sei das Fliegen mit dem Haustier reine Routine: „Giraffen sind die einzigen Tiere, die nicht durch die Luft befördert werden können. Jedes Jahr reisen Millionen von Tieren sicher mit dem Flugzeug.“ Was die Sache für die jeweiligen Besitzer aber erschwert: Es gibt im Luftverkehr keine allgemeinverbindlichen Vorschriften für das Fliegen mit Haustieren. Fluggesellschaften hätten dafür jeweils ihre eigenen Bestimmungen, wie die Iata einräumt.

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Aus diesem Grund kommt es immer wieder zu Unklarheiten. Manche Billigflieger wie EasyJet, Ryanair und WizzAir nehmen jedoch generell keine Hunde mit, Ausnahmen gibt es nur für Assistenzhunde. Und in Dubai, einem für Hamburg nicht ganz unbedeutenden Flugziel, ist die Einreise von Hunden in Passagierflugzeugen grundsätzlich ausgeschlossen, ganz gleich, ob sie in der Kabine oder im Frachtraum befördert würden.