Hamburg. Flughafen Hamburg will Vorreiter bei der Technologie sein. Das ist löblich. Die Weichen müssen aber global gestellt werden.

Für die stark in der Kritik von Umweltschützern stehende Luftfahrt ist Wasserstoff der auserkorene Heilsbringer. Als Antriebsquelle soll er statt Kerosin zumindest auf Kurz- und Mittelstrecken das Fliegen klimaneutral machen. Der Flughafen Hamburg setzt sich nun an die Spitze dieser Bewegung und will Vorreiter bei der Entwicklung einer Infrastruktur für Wasserstoff am Boden werden.

Das ist ein gutes und löbliches Vorhaben – „grün“ wird die Luftfahrt aber auf absehbare Zeit nicht werden. Dafür gibt es schlichtweg noch zu viele Hürden, die aus dem Weg geräumt werden müssen.

Fraglich, ob Airbus 2035 „grünen“ Flieger auf den Markt bringt

An erster Stelle steht das Fluggerät. Airbus will zwar bis 2035 einen mit Wasserstoff angetriebenen Flieger auf den Markt bringen. Doch die dafür nötigen Veränderungen an der Architektur der Flugzeuge sind immens. Fast traditionell werden neue Flugzeugtypen mit mehrjähriger Verspätung fertig – warum sollte das bei einem Flieger mit völlig neuem Antriebskonzept anders sein?

Zumal der Wettbewerb mit Konkurrent Boeing auf Sparflamme läuft. Der US-Konzern setzt eher auf nachhaltiges Flugbenzin (SAF) als auf Wasserstoff. Ob die spätestens für den Produktionshochlauf benötigte Zuliefererindustrie den Europäern folgt, ist offen.

Viele Industrien buhlen um „grünen“ Wasserstoff

Schließlich gibt es noch den Engpass beim „grünen“ Wasserstoff. Viele Industrien wollen ihn, es gibt ihn aber kaum. Der Aufbau großer Produktionskapazitäten – und zwar in den Staaten, in denen es große Mengen an erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft gibt – ist eine Herkulesaufgabe.

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Die Politik muss hier die Voraussetzungen schaffen und unterstützen, und zwar auf globaler Ebene. Denn allein werden weder Deutschland noch Europa das Klima retten – auch wenn jeder einzelne Ansatz gut ist.