Hamburg. Sicherheitskontrolle dürfte schneller gehen, Wasserflasche kann im Handgepäck bleiben – wenn man Glück hat. Denn es gibt einen Haken.

Bundespolizist Wolfgang Knaack lässt den silbernen Koffer mit dem Finger über den Touchscreen wirbeln. Um 360 Grad kann das Handgepäckstück nach links, rechts, oben und unten gedreht werden. Grüne, blaue und orangefarbige Linien, Kurven und Flächen zeichnen sich ab. Als Inhalt sind ein Kameraobjektiv klar zu erkennen, ein großes Küchenmesser und eine große gefüllte Wasserflasche.

Wer vom Flughafen Hamburg in den Urlaub starten wollte, hätte mit diesem Koffer Pech gehabt. An der Sicherheitskontrolle wären die beiden letzten Gegenstände aus dem Handgepäck gefischt worden. Das Messer hat an Bord natürlich weiterhin nichts zu suchen und muss raus. Für die Flasche muss das hingegen nicht mehr gelten. Zumindest wenn der Fluggast das Glück hat, an Kontrollspur vier gelotst zu werden.

Flughafen Hamburg: Neuer CT-Scanner in Betrieb – was Passagiere wissen müssen

Denn seit dem 4. Oktober steht dort das erste neue Kontrollgerät, ein Computertomograf (CT). Der weiße, würfelartige Klotz ist eher unscheinbar. Er fällt auf, weil er ein deutliches Stück größer ist als die herkömmlichen Röntgengeräte an den anderen Spuren. Die Luftfahrt setzt große Hoffnungen in die neue Technik. Sie soll den Abfertigungsprozess wesentlich schneller machen.

Die ersten Erfahrungen hierzulande machte der Flughafen München schon 2019. Mittlerweile sind dort mehrere Geräte im Einsatz –mit positiven Folgen. An einer Doppelschleuse mit CT-Scannern sollen bis zu 520 Fluggäste pro Stunde abgefertigt werden können. Das entspreche einer Steigerung von 160 Prozent, ermittelten die bayerischen Sicherheitskräfte.

Flughafen Hamburg: Sicherheitskontrolle scheint nun schneller zu gehen

„Wir gehen von einem Effizienzgewinn aus, haben es aber noch nicht ausgewertet“, sagt Bundespolizei-Sprecher Jörg Ristow bei dem Exklusiv-Termin mit unserer Redaktion. Aber schon nach wenigen Tagen scheint klar: Die Prozesse laufen schneller. Von der Einweisung der Passagiere über die Kontrolle des Handgepäcks durch die neue Röntgentechnik bis hin zu den zeitaufwendigen Nachkontrollen. Denn auch von denen soll es deutlich weniger geben.

Das liegt an der neuen Technik. Die bisherigen Röntgenbilder lieferten zwei Ansichten: eine von der Seite und eine von oben. Die Folge: Das Gepäckstück musste bei Unklarheiten teilweise umgepackt und erneut durch die Röntgenanlage gefahren werden. Das dürfte nun in den allermeisten Fällen passé sein.

Bei den CT-Scannern darf auch der Laptop in der Tasche bleiben

Flüssigkeiten würden detektiert und dürfen mit an Bord genommen werden, wenn sie „sauber“ sind, also keine gefährlichen Stoffe enthalten. „Auch sämtliche elektronische Geräte wie Laptops können in der Tasche bleiben“, sagt Knaack, der bei der Bundespolizei Sachbearbeiter für Luftsicherheit ist. Der Fluggast nimmt eine Kontrollwanne, packt Tasche und Jacke rein, leert die Hosentaschen und geht zum Körperscanner.

Das Gepäck läuft währenddessen durch den CT-Scanner. Die Röntgenkontrolltechnik und Bildauswertungsfunktion habe sich zu herkömmlichen Anlagen drastisch verändert, so Knaack: „Wären Laptops oder größere elektronische Geräte drin, könnte man diese separat aufschneiden und kontrollieren.“ So erhält man verschiedene Schichten des Röntgenbildes.

Achtung: Der wiederverschließbare, durchsichtige Ein-Liter-Beutel für Flüssigkeiten hat am Hamburger Flughafen noch nicht ausgedient.
Achtung: Der wiederverschließbare, durchsichtige Ein-Liter-Beutel für Flüssigkeiten hat am Hamburger Flughafen noch nicht ausgedient. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

„Man“ sind in diesem Fall die Luftsicherheitsassistenten. Denn die Bundespolizei führt die Kontrolle des Handgepäcks nicht selber durch, sondern hat den Auftrag an den Dienstleister FraSec vergeben. Dessen Mitarbeiter wurden in den vergangenen Tagen an den CT-Scannern geschult und führen die Sicherheitskontrollen mit der Bildauswertung durch.

Wartezeit an der Sicherheitskontrolle soll zuletzt weniger geworden sein

Es seien nun ausreichend Luftsicherheitsassistenten geschult, sodass das neue Gerät in den an diesem Freitag beginnenden Herbstferien quasi rund um die Uhr eingesetzt werden könne, heißt es. Jede Steigerung der Geschwindigkeit bei den Kontrollen dürfte hilfreich sein. Denn der Ansturm auf den Flughafen ist so groß wie lange nicht mehr. Der Airport erwartet pro Woche rund 370.000 Passagiere, das sind noch einmal 20.000 mehr als in Spitzenwochen der Sommerferien.

Damals und in den vergangenen Wochen kam es immer mal wieder zu längeren Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle, teilweise von 90 Minuten. In den vergangenen zwei Wochen soll sich die Situation gebessert haben. Maximal lag die Wartezeit laut Bundespolizei bei 38 Minuten, der Durchschnitt betrug sieben bis 16 Minuten.

Flughafen Hamburg: Passagiere sollten technische Möglichkeiten nutzen

Ob FraSec sich für die Hochsaison gut aufgestellt sieht, erneut Luftsicherheitsassistenten von anderen Standorten oder Wettbewerbern aushelfen und sich die Personallage generell durch Neueinstellungen und geringere Krankmeldungen entspannt hat, hätte unsere Redaktion von dem Frankfurter Unternehmen gern gewusst – eine entsprechende Anfrage blieb aber unbeantwortet.

Damit der Start in die Herbstferien gelingt, können laut Bundespolizei und Airport auch die Passagiere ihren Teil beitragen. Diverse Fluglinien wie Austrian, Brussels, Condor, Eurowings, Lufthansa, Marabu und Swiss bieten die Gepäckabgabe und den Check-in am Vorabend an. Am Abflugtag sollten Fluggäste mindestens zwei bis zweieinhalb Stunden vor dem Start in den Terminals sein. Für Gepäckaufgabe und Bordkarten stehen mehr als 30 Automaten zur Verfügung. Für den Zugang zur Sicherheitskontrolle kann man sich beim Angebot Slot & Fly kostenlos ein Buchungsfenster reservieren – allerdings ist das Kontingent begrenzt.

Flughafen Hamburg: Um den Jahreswechsel sollen weitere CT-Scanner kommen

Reisende, die im Nicht-Schengen-Raum unterwegs sind und über einen biometrischen Reisepass oder Personalausweis verfügen, können „Easypass“ benutzen. Das Dokument wird auf einen Scanner gelegt. Nach Sekunden geht die erste Tür auf. Vor der zweiten Tür gleichen Kameras das auf einem Chip gespeicherte Bild mit dem Profil des Reisenden ab – und ein paar Sekunden später öffnet sich bei Übereinstimmung die zweite Tür. Im Hintergrund erfolgt parallel eine Fahndungsabfrage, die natürlich ohne Auffälligkeiten verlaufen muss. Seit dem Sommer geht das Verfahren auch für Nicht-EU-Bürger, wenn sie über einen deutschen Aufenthaltstitel verfügen.

Bei Nicht-Schengen-Flügen können Reisende, die über biometrische Dokumente verfügen, das technische Verfahren Easypass nutzen.
Bei Nicht-Schengen-Flügen können Reisende, die über biometrische Dokumente verfügen, das technische Verfahren Easypass nutzen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Der CT-Scanner an Kontrollspur vier soll übrigens erst der Anfang sein. „Wir rechnen damit, dass um den Jahreswechsel herum weitere Geräte installiert werden“, sagt Ristow. Solange gelten für das Handgepäck übrigens noch die bekannten Regeln: Flüssigkeiten dürfen maximal 100 Milliliter umfassen und müssen in einem durchsichtigen, wiederverschließbaren Ein-Liter-Beutel gepackt werden.

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Das ändert sich auch durch den Einsatz des ersten CT-Scanners generell nicht. Denn an den anderen 17 Kontrollspuren wird weiterhin die herkömmliche Technik angewendet. Flüssigkeiten im Beutel und elektrische Geräte wie Laptops müssen also separat in die Kontrollwannen gelegt werden. Die Wasserflasche darf der Passagier nur dann mit an Bord nehmen, wenn er an Kontrollspur vier kontrolliert wird – ein Anrecht darauf hat er aber nicht.