Hamburg. 559 Jets wurden bisher ausgeliefert, trotzdem droht heißer Jahresendspurt. Betriebsgewinn und Umsatz steigen. Neuer Milliardenauftrag.
Bei Airbus läuft mal wieder alles auf einen heißen Jahresendspurt hinaus. Der Flugzeugbauer mit seinem großen Werk in Hamburg hat im Oktober an 42 Kunden 71 neue Maschinen ausgeliefert. In diesem Jahr seien es in den ersten zehn Monaten damit 559 Jets gewesen, die an 81 Airlines und Leasinggesellschaften übergeben wurden, teilte der DAX-Konzern mit.
Damit die Prognose von rund 720 Flugzeugen für das Gesamtjahr eingehalten wird, steht aber noch viel Arbeit an den Endmontagelinien von Hamburg, Toulouse (Frankreich), Tianjin (China), Mirabel (Kanada) und Mobile (USA) an. Rechnerisch müssten im November und Dezember jeweils rund 80 Maschinen ausgeliefert werden.
Airbus kommt wichtigem Geschäftsziel großen Schritt näher
Das sind Werte, die in den Vorjahren durchaus schon erreicht und übertroffen wurden. So wechselten im Dezember 2019 satte 138 Maschinen in die Hand von Airlines. Allerdings war dies vor der Corona-Pandemie, in der die Produktionsraten deutlich gesenkt wurden. Nun sollen diese zwar wieder steigen, aber die Branche kämpft mit massiven Problemen auf der Zulieferschiene. Es mangelt an Rohstoffen, Logistikkapazitäten, Arbeitskräften und Ausrüstung.
Zudem gibt es das große Problem beim Triebwerkshersteller Pratt & Whitney, dessen Motoren an etwa jedem zweiten Flieger der A320neo-Familie hängt. Rund 3000 Aggregate müssen in den nächsten Jahren vorgezogen zur Inspektion in die Werkstatt, weil ein Pulvermetall verwendet wurde, das schadhaft sein kann. Es könnten also Engpässe bei Triebwerken drohen.
Airbus: Auslieferungsziel von rund 720 Flugzeugen wird beibehalten
Dennoch gibt sich Airbus optimistisch. „Das Auslieferungsziel bleibt bestehen“, sagte Sprecher Daniel Werdung auf Anfrage. Es ist eines der wichtigsten Geschäftsziele für den DAX-Konzern.
Am Mittwochabend nach Börsenschluss legte das Unternehmen Zahlen für die ersten neun Monate vor und bestätigte die Auslieferungsprognose. Demnach stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 42,56 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Adjusted Ebit) legte um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zu. Beim Konzerngewinn blieb mit 2,3 Milliarden Euro neun Prozent weniger hängen.
Die Aktie notierte am Nachmittag – vor den Zahlen – nahezu stabil bei 129 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs beließ die Einschätzung für das Wertpapier auf „Kaufen“ mit Kursziel 147 Euro. Die Analystin Daniela Costa hielt die Auslieferungszahlen im Oktober für höher als von ihr erwartet.
Airbus: Analysten gespalten über die weitere Aktienentwicklung
Der Flugzeugbauer sei auf dem richtigen Weg, befand Christophe Menard von der Deutschen Bank. Das Geldhaus empfahl „Halten“ für die Titel und sah 128 Euro als fairen Wert an. Die Berenberg Bank riet hingegen zum „Verkaufen“. Die Oktober-Werte seien zwar solide, aber die Auslieferungsprognosen für 2024 und 2025 seien zu optimistisch, warnte Analyst Philip Buller. Auch Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt hatte vor vier Wochen das Erreichen des Auslieferungsziels noch als „sportlich“ bezeichnet.
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Das Auftragsbuch des Flugzeugbauers ist sehr dick. Im Oktober kamen weitere Bestellungen über 119 Flugzeuge hinzu. Insgesamt sind es nun mehr als 8000 Flieger, für die noch zu erledigende Aufträge in den Büchern stehen. Der Großteil von ihnen umfasst die A320neo-Familie, von der etwa jedes zweite Flugzeug in Hamburg endmontiert wird.
Airbus erhält Milliardenauftrag aus Taiwan von Eva Air
Und für den Verkaufsschlager gibt es eine weitere Order. Die taiwanesische Fluggesellschaft Eva Air bestellt 15 Maschinen der mit 44,50 Meter längsten Maschine der Familie, dem A321neo. Zudem sollen 18 Langstreckenjets vom Typ A350-1000 für die Taiwanesen gefertigt werden. Der Auftragswert dürfte dank branchenüblicher hoher Rabatte im mittleren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich liegen.