Hamburg. Hamburger Optikerkonzern wird nach 37 Jahren den Standort an der Weidestraße verlassen. Jetzt steht der Zeitplan für den Umzug.
Als Marc Fielmann vor mehr als einem Jahr zum ersten Mal öffentlich über Umzugsplanungen für die Firmenzentrale sprach, sorgte das für einige Aufregung. Immerhin ist Deutschlands größter Augenoptiker eines der bekanntesten Unternehmen Hamburgs. In der Zentrale in Barmbek sitzt nicht nur das Topmanagement, dort sind auch die Arbeitsplätze von 1500 Beschäftigten. Der Fielmann-Chef hatte damals im Abendblatt-Interview offen gelassen, ob der Konzern die Hansestadt verlässt.
Die Entscheidung wurde seitdem mehrfach verschoben. Jetzt lüftet Fielmann das gut gehütete Geheimnis. Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, verlässt das Unternehmen mit seiner Zentrale den Gebäudekomplex an der Weidestraße, bleibt aber im Hamburger Stadtteil Barmbek. „Die Fielmann Group zieht mit Zentrale an die Fuhlsbüttler Straße“, teilte ein Firmensprecher jetzt mit. Die neue Adresse des Optikkonzerns lautet Fuhlsbüttler Straße 399.
Optiker Hamburg: Fielmann ab Herbst 2025 an der „Fuhle“
Bis zum Umzug in das Büro- und Geschäftshaus Q 21 an der Ecke zum Hartzloh dauert es allerdings noch fast zwei Jahre. Fielmann bezieht insgesamt 15.000 Quadratmeter in zwei Gebäudeteilen mit vier beziehungsweise sechs Geschossen, die praktisch auf der Rückseite des früheren Geländes des AK Barmbek liegen. Die Fläche für Fielmann wird komplett umgestaltet. Als Bezugstermin ist das dritte Quartal 2025 geplant. Der Rewe-Markt im Erdgeschoss sowie ein Bäcker sind von dem Umbau nicht betroffen und sollen bleiben.
Den heutigen Firmensitz an der Weidestraße, von dem aus das Netz mit knapp 1000 Niederlassungen weltweit und 22.000 Beschäftigen gesteuert wird, hatte Fielmann im März 1988 bezogen, nachdem die Räume in der City Nord für das vor 51 Jahren von Günther Fielmann gegründete Unternehmen zu klein geworden waren. Zuvor hatte der Gummi-Hersteller Tretorn in dem Backstein-Ensemble Gummistiefel produziert. „Damals waren alle sehr froh über den Umzug, weil die neue Firmenzentrale deutlich mehr Platz bot“, so der Firmensprecher.
Fielmann in Hamburg: Neue Zentrale wird kleiner als die bisherige
Dass Fielmann den Standort jetzt verlässt, hat bauliche Gründe. Die Immobilie ist sanierungsbedürftig, muss entkernt und umgebaut werden. Im Abendblatt-Gespräch hatte Marc Fielmann im Februar 2022 gesagt, dass in der Bauphase ein Auszug unumgänglich sei. „Es kann sein, dass das nur eine Übergangslösung sein wird und wir danach wieder einziehen. Im Moment laufen aber auch Gespräche mit mehreren anderen Vermietern und Immobilienentwicklern.“
Nun steht das Ergebnis fest. Der Firmensitz bekommt dauerhaft die Adresse Fuhlsbüttler Straße 399. Dabei verspricht sich das Management unter dem 34 Jahre alten Firmenchef, dass „durch den Umzug in das neue Objekt ein Ort entsteht, der kreativ-innovatives Arbeiten fördert, an dem die Mitarbeitenden gern zusammenkommen und der ein Umfeld für Austausch sowie Vernetzung bietet“. Dabei wird die neue Zentrale kleiner als die bisherige. Durch neue Arbeitsformen, bei denen mehr Beschäftigte im Homeoffice arbeiten, werde weniger Platz gebraucht, heißt es.
Der Innenausbau soll nach Vorstellungen von Fielmann eine moderne und flexibel gestaltete Arbeitsumgebung schaffen. Auch die Außenfassade werde in Zusammenarbeit mit dem Vermieter erneuert. Die Immobilie hat eine DGNB-Zertifizierung in Gold, einen besonders hohen Nachhaltigkeitsstandard.
Optiker Hamburg: Gute Nachrichten für Fielmann-Beschäftige
Wichtig für die Standort-Entscheidung sei gewesen, dass die neue Zentrale im direkten Umfeld des heutigen Firmensitzes liegt. Das ist ein Zugeständnis an die teilweise langjährigen Beschäftigten, um längere Fahrzeiten ins Büro zu vermeiden. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sei deutlich besser als am bisherigen Standort. Die S-Bahn-Station Rübenkamp ist fußläufig erreichbar, außerdem fährt auf der Fuhlsbüttler Straße die Metrobus-Linie 7.
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Für die Fielmann-Beschäftigten sind das gute Nachrichten, nachdem bei dem erfolgsverwöhnten Brillenhändler im Geschäftsjahr 2022 nicht nur Gutes zu berichten war: Gewinneinbruch, Dividendenkürzung, Börsenkurs im Sinkflug, erstmals in seiner Geschichte hatte das Hamburger Unternehmen im März 2023 zudem Personalabbau angekündigt. Diese Entwicklung ist inzwischen gestoppt. Die Optikerkette sieht optimistisch auf das laufende Jahr und hat 2023 bislang gute Zahlen mit steigendem Umsatz und Gewinn vorgelegt.
Auch die Nachricht, dass die Deutschen nach der europäischen Expansion auch in den US-Markt einsteigen, hat für positive Stimmung gesorgt. Trotzdem hatte die Aktie in den vergangenen Monaten deutlich nachgegeben und lag am Dienstagnachmittag bei gut 41 Euro. Für den 9. November hat das SDAX-Unternehmen die Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2023 angekündigt.