Hamburg. Hunderte Beschäftigte protestieren vor dem Cinemaxx gegen Filialschließungen. Was das für den Standort Hamburg bedeutet.
Wieder Ärger mit der Postbank: Am Dienstag blieben in Hamburg alle Filialen ganztägig geschlossen. Grund ist eine Betriebsversammlung, wie ein Postbank-Sprecher auf Nachfrage bestätigte. Die Postbank unterhält in Hamburg 20 Filialen. Künftig werden es aber weniger sein.
Die Mitarbeiter der Postbank haben viel Gesprächsbedarf, denn der Bankkonzern Deutsche Bank, zu dem die Postbank gehört, plant die Anzahl der bundesweiten Standorte von derzeit 550 bis Mitte 2026 schrittweise auf rund 300 zu reduzieren, wie ein Postbank-Sprecher sagte. Nach einer solchen Ankündigung ist eine Betriebsversammlung unvermeidbar. „Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet“, hieß es von der Postbank am Dienstag.
Postbank Hamburg: 500 Beschäftigte protestieren vor dem Cinemaxx am Dammtorbahnhof
Gleichzeitig hatte die Gewerkschaft Ver.di am Dienstag die Beschäftigten in Hamburg zu einer Protestaktion vor dem Cinemaxx Kino am Dammtorbahnhof aufgerufen. Dort fand auch die Betriebsversammlung statt. Extra dafür wurde sie unterbrochen.
„Rund 500 Beschäftigte haben sehr laut und sichtbar ihren Ärger über die Schließungspläne zum Ausdruck gebracht“, sagt Michael Börzel von Ver.di. Die Beschäftigten seien von den Plänen völlig überrascht worden und hätten noch immer mit wütenden und teils handgreiflichen Kunden in den Filialen zu tun, weil die Umstellung der IT noch immer Probleme mache, so Börzel gegenüber dem Abendblatt.
Konten von 12 Millionen Postbank-Kunden umgestellt
„Die angekündigten Filialschließungen sind ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die monatelang den Ärger der Kundinnen und Kunden abgekriegt und aufgefangen haben und mit mangelhaften Prozessen aufgrund der IT-Umstellung allein gelassen wurden“, sagt Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter für das Bankgewerbe bei Ver.di.
Unter dem Namen „Unity“ wurden in mehreren Wellen zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer IT-Plattform zusammengeführt, was zu zahlreichen Problemen bei den Kunden führte, die teilweise nicht mehr auf ihre Konten zugreifen konnten. Mit der neuen Struktur will die Deutsche Bank von 2025 an pro Jahr 300 Millionen Euro einsparen.
Filialschließungen werden zu Arbeitsplatzabbau führen
Die Einschnitte im Postbank-Filialnetz werden nach Angaben von Deutsche-Bank-Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis zu Stellenkürzungen führen. Wie viele Stellen die Reduktion betreffen werde, sei Gegenstand der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. „Fakt ist jedoch: Daran führt kein Weg vorbei, auch wenn es unser Ziel ist, Mitarbeiter nach Möglichkeit in anderen Funktionen einzusetzen“, sagte de Sanctis, der auch für die Postbank verantwortlich ist, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Postbank Hamburg: 100 Filialen für die Beratung werden völlig neu konzipiert
Die Ausrichtung der künftigen 300 Postbank-Filialen wird weiter spezialisiert. So sollen in etwa 200 dieser Standorte zu den Bankdienstleistungen weiterhin Post- und Paketdienstleistungen angeboten werden. Weitere 100 Filialen werden völlig neu konzipiert und bieten ausschließlich Bankdienstleistungen persönlich vor Ort an. Solche Filialen gibt es heute noch nicht.
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Postbank und Deutsche Bank wollen sich künftig stärker digitaler positionieren. „Die Postbank wird mittelfristig zu einer Mobile-First-Bank entwickelt und ihren Kundinnen und Kunden alle Produkte und Services bequem über Mobiltelefon, Tablet sowie für die persönliche Beratung über ein gestrafftes Filialnetz anbieten“, sagt ein Sprecher der Postbank.
„Alle Maßnahmen werden in Kürze mit den zuständigen Arbeitnehmervertretungen verhandelt. In diesen Gesprächen werden auch die endgültigen Zahlen und Standorte festgelegt.“ Deshalb könne man jetzt noch nicht sagen, wie viele Postbank-Standorte in Hamburg verbleiben werden.