Hamburg. Modekonzern kehrt mit einem neu gestalteten Kaufhaus in die City zurück. Das Abendblatt bekam vor der Eröffnung exklusive Einblicke
Noch steht vor den großen Eingangstüren ein Bauzaun, die Schaufenster sind abgeklebt. Vor einem Nebeneingang laden Arbeiter einen Lastwagen aus. Vollgehängte Kleiderstangen werden ins neue C&A-Haus gerollt: Damenmäntel, Herrenanzüge, Babyjacken. Auch drinnen wird noch aufgebaut und geräumt. Aber die Rolltreppen laufen schon.
„Als ich vor einigen Tagen zum ersten Mal nach dem Umbau hier drin war, bin ich erst mal ein paarmal rauf- und runtergefahren“, sagt Carsten Horn. Inzwischen hat sich viel getan. In wenigen Stunden wird der neue Deutschlandchef des Modekonzerns das komplett neu gestaltete Kaufhaus an der Mönckebergstraße eröffnen. „Das ist dann unsere modernste Filiale“, sagt er zum Starttermin am Freitag.
C&A kehrt an die Mönckebergstraße in Hamburg zurück
Es ist eine Rückkehr, auf die viele Hamburger gewartet haben. Der Textilkonzern mit Sitz in Düsseldorf war mit wechselnden Standorten seit dem Jahr 1903 in der wichtigen Einkaufsstraße vertreten. Im Mai vergangenen Jahres wurde das bekannte C&A-Haus an der Mönckebergstraße 9 geschlossen. Das 1965 gebaute Gebäude war marode und ist inzwischen nahezu vollständig abgerissen worden. Dort entsteht ein Neubau. Das neue C&A ist nur wenige Schritte entfernt im Haus Hanse, wo zuletzt der Modefilialst AppelrathCüpper Damenmode verkauft hatte.
In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen den Standort umgebaut. „Wir sind sehr froh, dass es jetzt losgeht. Hier können wir das zeigen, was uns ausmacht. Das neue C&A“, sagt Deutschland-Chef Horn beim exklusiven Vorab-Rundgang mit dem Abendblatt. Schon im Eingangsbereich ist der Unterschied zu dem früheren Haus zu sehen. Mit großflächigen Fensterfronten ist die Filiale zur Mönckebergstraße hin geöffnet. Statt meterlanger Kleiderstangen mit Massen von Pullis, Blusen und Kleidern von XS bis XXL ist die aktuelle Damenkollektion locker im Raum drapiert. Neben buntem Kaschmir-Strick und glitzernder Abendmode gibt es Basics wie T-Shirts aus Bio-Baumwolle.
C&A bietet Modeangebot für die ganze Familie auf vier Etagen
„Es ist viel überraschender, was die Kunden jetzt in unseren Häusern erwartet“, erklärt Horn den Veränderungsprozess der vergangenen Jahre. Dazu gehört auch, dass das Unternehmen Verkaufsflächen und Warenangebot deutlich reduziert. In der Mönckebergstraße hat das neue C&A statt früher sechs jetzt noch vier Etagen, statt 10.000 Quadratmetern beträgt die Verkaufsfläche heute nur 3600 Quadratmeter. „Wir bleiben aber weiterhin ein Haus für die ganze Familie, mit einem Angebot für Damen, Herren und Kinder“, betont Horn.
Beim Gang vom Angebot für Frauen im Erdgeschoss bis zur Kinderabteilung ganz oben in der dritten Etage wird klar, was das bedeutet. „Wir haben nicht mehr alles in allen Größen“, sagt der Deutschland-Chef, der im August sein neues Amt angetreten hat. Einen Cordblazer in leuchtendem Blau gibt es zum Beispiel nicht in XXL. Dafür führt C&A eine eigene Kollektion in großen Damengrößen. Die Wäscheabteilung hat jetzt auch eigene Umkleidekabinen.
C&A auf der Mönckebergstraße: Modische Herrenkleidung statt Massenware
Auch in der Herrenabteilung zeigt das Unternehmen mehr Chic als Masse. Kamelfarbener Wollmantel zum Hoodie, ein Anzug mit großem Karo. Sogar die Hemden haben jetzt eigene Fächer. Auch bei der Kleidung für die Kleinen wurde das Angebot herunterfahren, aber vom Frühchen-Strampler in Größe 42 bis zum Schneeanzug in Größe 164 ist alles da. Eine bunte Sweatjacke gibt es ab 12,99 Euro, ein Baby-Schlafsack mit Winnie Puh kostet 29,99 Euro.
Nicht billig, aber günstig. Dabei setzt sich das Unternehmen bewusst von sogenannten Fast-Fashion-Anbietern ab. „Wir balancieren zwischen Modernität und erschwinglichen Preisen“, sagt Carsten Horn. Schon jetzt würde ein erheblicher Teil des Sortiments nachhaltig produziert. Auch beim Service stellt sich C&A neuen Anprüchen. Als einer der ersten Händler bietet der Filialist Kassen, die sowohl zum Self-Check-out als auch für händisches Kassieren genutzt werden können.
Schon in den vergangenen Jahren hat sich C&A im Zuge einer Restrukturierung neu positioniert. Dabei setzt das Modeunternehmen, das mit insgesamt 1300 Filialen in 17 europäischen Ländern vertreten ist, verstärkt auf Digitalisierung. Parallel wurden zahlreiche Geschäfte modernisiert. „Das Einkaufserlebnis im Ladengeschäft muss inspirierend und genauso einfach und angenehm sein wie das Einkaufen von der Couch aus. Das ist der Omnichannel-Weg, den wir mit unserem C&A-Wachstumsplan stärken, und Hamburg ist ein glänzendes Beispiel für diese Transformation“, sagt Deutschland-Chef Horn.
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Dass C&A wieder in einer Toplage in der Hamburger City vertreten ist, bezeichnet er als wichtigen Schritt. Der 58-jährige Hamburger kennt die Stadt aus dem Effeff. Seit 30 Jahren ist er in leitenden Positionen im Handel unterwegs, unter anderem war er bei Max Bahr, Blume 2000, Tchibo, Cinemaxx und zuletzt bei Nordsee. Hamburg zähle für das Unternehmen zu den Top-fünf-Städten in Deutschland. Aktuell gibt es in der Hansestadt und Umgebung rund 20 Filialen. Im nächsten Frühjahr zieht C&A mit einem weiteren neuen Geschäft in das Einkaufszentrum Westfield Hamburg Überseequartier in der HafenCity. „Wir können uns auch eine Expansion in Hamburg vorstellen“, sagt Horn. Europaweit sieht der Wachstumsplan die Eröffnung von 100 neuen Standorten vor.
In der Mönckebergstraße läuft der Countdown. „Wir sind stolz auf diese brandneue Filiale und freuen uns, dass C&A in den Standort Hamburg investiert hat. Wir haben lange darauf hingefiebert“, sagt Frank Wanner, der das Kaufhaus mit einem 40-köpfigen Team führt. Am Freitag um 10 Uhr öffnen die Türen für die Kunden. Zur Eröffnung gibt es ein buntes Programm mit Musik und Gewinnspielen. „Das hier hat mit dem alten C&A nichts zu tun“, sagt der Manager. „Es ist ein ganz anderes Gefühl.“