Hamburg. Bald soll es Schnee geben. Doch Verbraucher können noch in günstige Tarife wechseln. Welche Kosten ab Januar steigen – und sinken.
Am Wochenende droht sogar in Hamburg Schneefall. Spätestens dann beginnt für die Hamburger die Heizsaison. Ein höherer Gasverbrauch zeichnet sich schon seit Längerem an der Börse ab. Dort ist der Preis für die Megawattstunde Gas am Spotmarkt innerhalb eines Monats um knapp 50 Prozent gestiegen. Höchste Zeit für Hamburger, sich für die Heizsaison noch einen günstigen Gastarif zu sichern – was jetzt zu Beginn der Heizsaison wichtig ist.
Denn die Preissteigerungen im Großhandel wirken sich noch nicht in den Gastarifen für die Verbraucher aus. Offenbar haben sich die Unternehmen im Sommer zu günstigen Preisen gut bevorratet. „Wer jetzt aus seinem Vertrag rauskann, sollte prüfen, ob er einen günstigeren Tarif findet“, sagt Jan Bornemann, Energieexperte der Verbraucherzentrale Hamburg.
Gaspreis: Hamburger können bis zu 400 Euro im Jahr für die Heizung sparen
Aus der Grundversorgung für Gas von E.on kann man innerhalb von 14 Tagen raus. Bei Verträgen von alternativen Anbietern mit einer Laufzeit von zwölf Monaten beträgt die Kündigungsfrist meist einen Monat.
Bis zu knapp 400 Euro im Jahr können Hamburger sparen, wenn sie jetzt aus der Grundversorgung von E.on zum Beispiel zu Maingau Energie, dem laut Check24 günstigsten Anbieter in Hamburg wechseln. Der Arbeitspreis liegt bei knapp 8 Cent je Kilowattstunde (kWh).
Gaspreis aktuell: Hohe Boni der Anbieter sind jetzt wieder erlaubt
Im Unterschied zu vielen anderen günstigen Tarifen liegt der Preisvorteil auch nicht an einem hohen Neukundenbonus. Der vergünstigt den Preis nur im ersten Jahr. Auch Anbieter Yippie kommt ohne Bonus aus. Der Preis für die kWh liegt bei 8,40 Cent und der Grundpreis ist mit knapp 100 Euro im Jahr deutlich günstiger als bei Maingau Energie (162 Euro). Gegenüber der Grundversorgung spart man 318 Euro.
Inzwischen spielen Boni wieder eine große Rolle bei der Gewinnung von Neukunden. „In der Spitze liegen sie bei 466 Euro“, sagt eine Sprecherin von Check 24. Das Verbot, dass solche Boni nicht über 50 Euro liegen dürfen, ist gefallen. Wer Boni nutzt, muss sich in der Regel nach einem Jahr erneut einen günstigen Anbieter suchen, wenn er die Preisvorteile konsequent halten will. „Boni können zu Schwierigkeiten führen, wie wir aus Beschwerden von Verbrauchern wissen“, sagt Bornemann.
Verbraucherschutz Hamburg rät: Arbeits- und Grundpreis vergleichen
„Wir raten den Kunden, nicht nur den monatlichen Abschlag, sondern vor allem Grund- und Arbeitspreis zu vergleichen“, sagt Bornemann. Wer Tarife möchte, die Nutzer von Check24 häufig weiterempfehlen, der findet bei Eprimo und dem Discounter Lidl mit einem Arbeitspreis von 9,5 und 9,9 Cent je kWh günstige Anbieter. Gegenüber der Grundversorgung lassen sich so noch 250 Euro im Jahr sparen. Hinter dem Angebot von Lidl steht E.on Energie.
Wer den Wechsel scheut, „kann sich auch bei seinem Anbieter nach einem günstigeren Tarif erkundigen und mit Wechsel drohen“, rät Verbraucherschützer Bornemann. Denn Neukunden werden oft bessergestellt als Bestandskunden.
Gaspreis: Ab Januar drohen Hamburgern höhere staatliche Abgaben
Allerdings müssen sich die Kunden darauf einstellen, dass die Gasrechnung ab Januar – unabhängig vom Marktgeschehen – noch einmal teurer wird. Da hilft auch keine Preisgarantie, denn die bezieht sich nicht auf Steuern und staatliche Abgaben. Doch gerade die steigen mit Beginn des Jahres.
So wird die staatliche Abgabe für eine Tonne CO2 von 30 auf 40 Euro erhöht, also um 33 Prozent. Eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 kWh belastet die Abgabe zusätzlich mit 190,40 im Jahr. Bei einem Single (5000 kWh) sind es 47,60 Euro. „In den kommenden Jahren wird das Heizen mit Gas nicht nur durch die CO2-Abgabe kontinuierlich teurer“, sagt Billy Scheufler, Geschäftsführer Energie bei Check24. Denn im Jahr 2026 soll die CO2-Abgabe schon bei 65 Euro liegen. „Wir rechnen damit, dass fossile Brennstoffe in Zukunft insgesamt teurer werden“, so Scheufler.
Gaspreisbremse wird verlängert, doch viele Tarife liegen darunter
Außerdem wird der Mehrwertsteuersatz mit Beginn des Jahres wieder von sieben auf 19 Prozent steigen. Das führt für die Familie zu jährlichen Mehrkosten von 265 Euro, rechnet Check24 vor. Für einen Single beträgt die Mehrbelastung 78 Euro im Jahr. Bei Check24 ist in den ausgewiesenen Preisen für das erste Vertragsjahr die Mehrwertsteuererhöhung noch nicht berücksichtigt, wie eine Sprecherin sagt. Die Anhebung der CO2-Abgabe hätten die meisten Anbieter dagegen bereits eingepreist. Am Ende hängt es aber vom Anbieter ab, wann er die Kalkulation umstellt.
Eigentlich würde die Gaspreisbremse Ende 2023 enden. Doch die Bundesregierung hat angekündigt, die Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme bis zum 31. März 2024 zu verlängern. Das bedeutet für Gas: Für 80 Prozent des Verbrauchs darf der Preis für die kWh 12 Cent nicht übersteigen. Ohnehin liegen viele Tarife unter 12 Cent. Das gilt selbst für die Grundversorgung Gas von E.on.
Gaspreis: Hamburger werden bei den Netzentgelten deutlich entlastet
Aber die Hamburger können sich über eine deutliche Entlastung bei den Netzentgelten freuen. Nach den vorläufigen Zahlen von Gasnetz Hamburg sinkt das Netzentgelt im nächsten Jahr um 21,5 Prozent. Über das Gasnetzentgelt bezahlen Verbraucher den Betrieb des 7900 Kilometern langen Rohrleitungsnetzes, das in Hamburg rund 230.000 Haushalte versorgt. Darüber hinaus sind Gebühren der vorgelagerten Netze mit eingerechnet.
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Bei einem Verbrauch zwischen 10.000 und 25.000 kWh im Jahr zahlen Hamburger aktuell rund 2 Cent Netzentgelt pro kWh. Künftig sind es dann nur noch rund 1,60 Cent. Zusammen mit den Zählerkosten liegt die jährliche Ersparnis für eine Familie mit einem Verbrauch von 18.000 kWh bei 95 Euro im Jahr, rechnet Gasnetz Hamburg vor. „Mit dem Netzentgelt für 2024 entlasten wir die Hamburgerinnen und Hamburger in der Energiekrise“, sagt Gabriele Eggers, Kaufmännische Geschäftsführerin der Gasnetz Hamburg GmbH. Grund für den Kostenrückgang sind wieder zunehmende Transportmengen und geringe Kosten in den vorgelagerten Netzen.
Hamburger sparen 2023 Gas durch extrem warmen September
Bisher haben die Hamburger aufgrund des warmen Wetters beim Gas gespart. Im September mit Temperaturen von bis zu 30 Grad haben sie 46 Prozent beim Gasverbrauch gegenüber dem Vorjahresmonat gespart. Allerdings ist dieser Wert nicht temperaturbereinigt, weil die typische Durchschnittstemperatur für diesen Monat überschritten wurde.
„Wir gehen davon aus, dass die Heizungen lediglich für Warmwasserbereitung, nicht für Raumwärme im Einsatz waren“, sagt Bernd Eilitz, Sprecher von Gasnetz Hamburg. „Der Gasverbrauch der Hamburger Haushalte und Kleingewerbe lag im ungewöhnlich warmen September um rund ein Drittel unter den September-Werten von 2020 und 2021“, relativiert der Sprecher den statistischen Ausreißer.
Wintereinbruch in Hamburg droht – Gasheizungen springen jetzt an
Im Oktober setzte sich der sparsame Gasverbrauch in der Hansestadt fort. In der ersten Woche lag die Einsparung der Hamburger bei 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und in der zweiten Woche sogar bei 30 Prozent. Diese Werte sind temperaturbereinigt. Doch in dieser Woche dürften die Heizungen erstmals in großem Stil wieder anspringen. Gut, wer dann einen relativ günstigen Tarif hat.