Hamburg. Nach der ersten Sturmflut am Sonnabend bleibt es ungemütlich. Auf Sylt wurde ganze Baustelle ins Meer gefegt. 35 Einsätze in Hamburg.

Nach der ersten Sturmflut der Saison am Sonnabend ist Hamburg am Sonntagmorgen knapp an einer zweiten Sturmflut vorbeigeschrammt. Die Behörden hatten gegen 5.54 Uhr einen maximalen Wasserstand von 1,75 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet und dementsprechend eine Warnung über Katwarn herausgegeben.

Tatsächlich blieb der Pegel am Morgen aber bei 1,41 Metern und damit knapp unter der magischen Grenze von 1,50 Metern, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf Nachfrage mitteilte. Zu nennenswerten Überschwemmungen kam es nicht. Nur am Reinbeker Redder in Bergedorf und am Mittleren Landweg wurden die Fahrbahnen zeitweise wegen vollgelaufener Siele überspült.

Am Sonnabend wurde der Fischmarkt überschwemmt.
Am Sonnabend wurde der Fischmarkt überschwemmt. © Lenthe-Medien/Schmid | Lenthe-Medien/Schmid

DWD erwartet ersten Frost zu Beginn der Woche im Norden

Für die kommenden Tage müssen sich die Hamburger nun erst einmal nicht mehr auf Sturm, sondern eher auf frostige Temperaturen einstellen. „Das Hoch ,Verena‘ bringt von Montag an kühle und klare Luft nach Hamburg und Norddeutschland“, sagt die diensthabende Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) dem Abendblatt.

Dadurch könne es in der Nacht zum Dienstag zu Temperaturen um den Gefrierpunkt und zu erstem Bodenfrost kommen. Dies sei aber vor allem im Südosten der Hansestadt unter anderem im Kreis Herzogtum Lauenburg zu erwarten und nur mit geringer Wahrscheinlichkeit direkt in Hamburg. Auch in der Nacht zum Mittwoch ist leichter Frost möglich.

Sturm in Hamburg: Fischmarkt und Fischauktionshalle überschwemmt

Am Sonnabend hatte die erste Sturmflut der Saison den Hamburger Fischmarkt überspült. Laut BSH stieg das Wasser der Elbe gegen 17.30 Uhr auf 1,82 Meter über das mittlere Hochwasser. Das lockte Hunderte Schaulustige an. Am Strandweg in Blankenese wurde der Uferbereich bereits gegen 15 Uhr überflutet.

Eigentlich sollte um 18 Uhr das Oktoberfest in der Fischauktionshalle beginnen. Die Feier wurde nun auf 19 Uhr nach hinten verlegt, weil das Wasser bis zu den Knöcheln stand.
Eigentlich sollte um 18 Uhr das Oktoberfest in der Fischauktionshalle beginnen. Die Feier wurde nun auf 19 Uhr nach hinten verlegt, weil das Wasser bis zu den Knöcheln stand. © Lenthe-Medien/Schmid | Lenthe-Medien/Schmid

Eigentlich sollte in der Fischauktionshalle am Abend das Hamburger Oktoberfest stattfinden. Doch die Tische standen knöcheltief im Wasser. Der Veranstalter zeigte sich aber optimistisch und verlegte den Beginn der Party auf 19 Uhr. Zuletzt war am 7. August eine Sturmflut in Hamburg aufgetreten. Ursache für das zur Sommerzeit ungewöhnliche Ereignis war das Sturmtief „Zacharias“ gewesen.

Sturm in Hamburg: Fichte stürzt auf Mehrfamilienhaus

Die Feuerwehr registrierte in der Hansestadt am Sonnabend insgesamt rund 35 sturmbedingte Einsätze, vor allem wegen umgefallener Bäume und abgeknickter Äste. Am Abend stürzte in Farmsen-Berne eine etwa 15 Meter hohe Fichte auf ein Mehrfamilienhaus.

An der Bekassinenau ist eine Fichte auf ein Mehrfamilienhaus gestürzt.
An der Bekassinenau ist eine Fichte auf ein Mehrfamilienhaus gestürzt. © Leimig Christoph | Leimig Christoph

Der Baum auf dem Grundstück an der Bekassinenau brach kurz vor dem Boden ab. Einsatzkräfte sicherten die Fichte mit Spanngurten. Das Haus wurde leicht beschädigt.

Sturm fegt ganze Baustelle auf Sylt ins Meer

Die Feuerwehr Westerland rückte zu einem Großeinsatz zum Brandenburger Strand aus, weil der Sturm fast eine ganze Baustelle ins Meer gefegt hat.
Die Feuerwehr Westerland rückte zu einem Großeinsatz zum Brandenburger Strand aus, weil der Sturm fast eine ganze Baustelle ins Meer gefegt hat. © supanz | AURORA SYLT / Georg Supanz

Auf Sylt fegten massive Sturmböen gegen 13 Uhr sogar ganze Container einer Baustelle bei Westerland ins Meer, wie Reporter vor Ort berichteten. Auch Baggerschaufeln und andere Teile sollen in den Fluten gelandet sein. Auf der Baustelle am Brandenburger Strand wird eigentlich gerade eine neue Uferbefestigung gebaut.

Auf Sylt landete ein kompletter Baustellencontainer durch den Sturm im Meer.
Auf Sylt landete ein kompletter Baustellencontainer durch den Sturm im Meer. © supanz | AURORA SYLT / Georg Supanz

„So eine Situation haben wir auch hier auf der Insel nur selten erlebt“, sagte Jörg Elias von der Insel Sylt Tourismus-Service GmbH, der auch in der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Nach seinen Worten waren die orkanartigen Böen in Westerland stärker als erwartet, hinzu kam der hohe Wasserstand. „Dadurch ist ein leerer Container ins Wasser gedrückt worden, ebenso diverse Bauzäune.“ Verletzt wurde aber niemand. 35 Feuerwehrleute und Polizeikräfte waren im Einsatz.

Sturm in Hamburg: Baum begräbt Minis in Eimsbüttel

In Hamburg hatte der Sturm schon gegen 12.24 Uhr eine altersschwache Kastanie an der Von-der-Tann-Straße in Eimsbüttel umgeknickt. Der Baum mit einem Durchmesser von gut einem Meter brach regelrecht ab und stürzte auf mehrere Pkw und Fahrräder.

In Eimsbüttel wurde ein Mini unter einer Kastanie begraben.
In Eimsbüttel wurde ein Mini unter einer Kastanie begraben. © Lenthe-Medien/Schmid | Lenthe-Medien/Schmid

Auch hier kamen zum Glück keine Personen zu Schaden. Die Fahrzeuge, darunter mehrere Mini-Cooper, wurden aber erheblich beschädigt. Rund zwei Stunden sägte die Feuerwehr den Baum auseinander, um die Autos zu befreien.

Die ruhige Wohnstraße in Eimsbüttel war nach dem Sturm in einem chaotischen Zustand.
Die ruhige Wohnstraße in Eimsbüttel war nach dem Sturm in einem chaotischen Zustand. © Lenthe-Medien/Schmid | Lenthe-Medien/Schmid

Sturm in Hamburg: Segler kentern auf der Alster

Auf der Alster gerieten gegen 14.13 Uhr fünf Segler in Not. Eine Sturmböe warf ihr Boot um. Alle konnten zwar wieder zurück an Bord klettern, doch zwei waren laut Feuerwehr so unterkühlt, dass sie vorsorglich ins Krankenhaus mussten.

Der Strand in Blankenese war am Nachmittag in der Elbe verschwunden.
Der Strand in Blankenese war am Nachmittag in der Elbe verschwunden. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Die Betreiber des „Halunder Jets“ nach Helgoland hatten bereits am Freitag mitgeteilt, dass es sturmbedingt keine Fahrten zur Nordseeinsel gibt. Elbfähren wie die Linie nach Stade stellten am Nachmittag ebenfalls ihren Betrieb ein.

Für Sonnabendnachmittag wird in Hamburg eine Sturmflut erwartet. Am Strandweg in Blankenese überflutete das Wasser den Uferbereich der Elbe bereits am frühen Nachmittag.
Für Sonnabendnachmittag wird in Hamburg eine Sturmflut erwartet. Am Strandweg in Blankenese überflutete das Wasser den Uferbereich der Elbe bereits am frühen Nachmittag. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

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Am Gammer Weg in Altengamme hatte der Sturm schon am Sonnabendmorgen mehrere große Äste von Bäumen abgebrochen und auf die Straße geschleudert. Gegen 4 Uhr früh musste die Feuerwehr die Teile beseitigen und mithilfe einer Drehleiter herunterhängende Äste aus den Baumkronen holen, die ebenfalls auf die Fahrbahn zu stürzen drohten.

Die Feuerwehr musste Baumteile von einer Straße in Altengamme holen, die der Sturm abgerissen hatte.
Die Feuerwehr musste Baumteile von einer Straße in Altengamme holen, die der Sturm abgerissen hatte. © Leimig Christoph | Leimig Christoph

Erst am Freitag hatten Wind und Regen einen Baum auf der Uhlenhorst umstürzen lassen. Zwei Radfahrer kamen wie durch ein Wunder leicht verletzt davon. Ein Fiat wurde unter dem Stamm und den Ästen begraben.

Wetter: Windhose wütet in der Nähe von Lübeck

In der Nacht zum Sonnabend hatte zudem eine Windhose schwere Schäden in der Ortschaft Cashagen (Ostholstein) bei Lübeck angerichtet. Es seien mehrere Dächer abgedeckt und Bäume umgerissen worden, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle in Bad Oldesloe. Ein Baum sei auf das Feuerwehrgerätehaus der 300-Einwohner-Gemeinde gestürzt.

Auch auf der Dorfallee lagen Bäume. Nur wenige Meter von der rund 800 Meter langen Schneise entfernt seien keine Schäden zu sehen, sagte der Sprecher. Drei freiwillige Feuerwehren seien im Einsatz. Menschen kamen nicht zu Schaden.