Hamburg. Der Discounter hatte erst vor kurzem viele Preise erhöht – erneut droht ein Dominoeffekt durch Aldis Preispolitik.
Die Discounterkette Aldi Nord dreht erneut kräftig an der Preisschraube. Am Freitag hat das Unternehmen den Preis für Frischmilch erneut deutlich erhöht. Statt 92 Cent für einen Liter Vollmilch der Eigenmarke Milsani im Tetrapack liegt der Preis jetzt bei 1,09 Euro – und überschreitet damit die wichtige Marke von einem Euro. Das entspricht einer Steigerung von 18 Prozent. Fettarme Milch steht jetzt für 99 Cent im Kühlregal, ein Plus von 15 Cent.
Die Anhebung der Preise zum 1. Juli war erwartet worden. Wegen der massiven Kostensteigerungen bei der Produktion hatten Molkereien und Lebensmittel-Einzelhändler in den vergangenen Wochen die Verträge neu verhandelt, hatte der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands gesagt. Traditionell orientieren sich die anderen Lebensmittelketten in der untersten Preiskategorie an den Aldi-Preisen. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Tagen auch bei Edeka, Rewe und Lidl die Milchpreise angehoben werden.
Aldi macht Biomilch um fast die Hälfte teurer
Auch andere Frischmilch-Produkte verteuern sich. Bei Weidemilch beträgt der Preissprung 30 Cent pro Liter, statt 1,15 Euro sind es jetzt 1,45 Euro. Das sind 26 Prozent mehr. Die fettarme Variante kostet jetzt 1,35 Euro – das sind 29 Cent mehr. Besonders dramatisch ist der Preissprung bei Bio-Milch. Bislang zahlten Konsumenten für einen Liter Bio-Vollmilch der Marke Gut Bio 1,15 Euro – jetzt sind es 1,69 Euro. Der Preisanstieg beträgt 46 Prozent. Die fettarme Bio-Milch ist 45 Prozent teurer und kostet jetzt 1,59 Euro statt bislang 1,09 Euro. Für Creme Fraiche, Kaffeesahne oder Buttermilch müssen Konsumenten ebenfalls mehr zahlen.
Hintergrund für die sprunghaften Preissteigerungen sind die hohen Energiepreise, die sich bei der Verarbeitung und im Vertrieb niederschlagen. Zudem ist Rohmilch aktuell knapp. Nachdem die Preise in den vergangenen Jahren durch einen Rhythmus halbjähriger Lieferverträge für Milch und andere Molkereiprodukte zum 1. Mai und zum 1. November festgelegt worden waren, ist das in diesem Jahr anders.
Preise bei Aldi steigen deutlich schneller als früher
Die Intervalle sind im Zuge des gesamten Preisanstiegs deutlich kürzer. Bei konventioneller Milch war es bereits die vierte Preisrunde in diesem Jahr. In der vergangenen Woche hatte Aldi Preiserhöhungen vorgenommen. Betroffen waren vor allem Molkerei-Artikel wie Quark und Joghurt betroffen, aber auch Mayonnaise, Bier, Fleischersatzprodukte und Tiefkühllachs sowie einige Markenartikel wie Heinz Ketchup, Fruchtzwerge oder Duplo sind deutlich teurer geworden.
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„Die Lieferantenpreise im Lebensmitteleinzelhandel ziehen seit Monaten in fast allen Warengruppen stark an – zum Teil in deutlich zweistelligen Prozentbereichen“, hatte ein Unternehmenssprecher auf Abendblatt-Anfrage gesagt. Hinzu komme eine Verknappung bei einigen Warengruppen. „Damit sind wir, wie alle anderen Händler auch, an einem Punkt angelangt, an dem wir unsere Verkaufspreise anpassen müssen“, hieß es. Wenn sich die Situation am Markt entspanne, würden Preisvorteile in den Verkaufspreisen berücksichtigt.