Hamburg/Torfhaus. Was es in den Schnellrestaurants künftig zu essen gibt, wer hinter den Neueröffnungen steckt – und worauf bewusst verzichtet wird.
Sie war die erste große Schnellrestaurantkette Deutschlands, servierte Fast Food, als der Begriff hierzulande noch unbekannt war, und Ältere erinnern sich gut an den Werbespruch „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“. Vor fast 70 Jahren begann Friedrich Jahn rund um Back- und Brathendl ein Gastro-Imperium zu formen. In den besten Tagen sollen in Hunderten Wienerwald-Gaststätten weltweit 700.000 Hähnchen pro Tag verspeist worden sein. Doch Mitte der 1980er-Jahre begann der Niedergang.
Wienerwald: Hendl-Kette steht vor großem Comeback
Diverse Insolvenzen und gescheiterte Neustarts später steht Wienerwald einmal mehr vor einem Comeback. Für Anfang November ist die Eröffnung des ersten Restaurants der neuen Hendl-Kette in Torfhaus im niedersächsischen Teil des Oberharzes geplant. Weitere Standorte in Dresden und Hildesheim seien in einem weit fortgeschrittenen Stadium, heißt es. Und dann sollen Niederlassungen in Großstädten folgen, München etwa – und Hamburg. „Wir suchen ganz aktiv nach einem urbanen Standort in Hamburg, der für ein Wienerwald-Restaurant geeignet ist“, sagt Thies Borch-Madsen, der als Geschäftsführer das Projekt neuer Wienerwald vorantreibt.
Dahinter steht der Hildesheimer Immobilienunternehmer und Projektentwickler Sebastian Lüder. Er habe sich den Zugriff auf die Wienerwald-Markenrechte gesichert, heißt es. Das neue Unternehmenslogo zeigt ein gelbes Huhn und kommt dem alten, grünen Wienerwald-Logo sehr nahe. Die letzten Restaurants in Deutschland, die noch im alten Wienerwald-Design präsent waren, wurden in den vergangenen Monaten reihenweise umbenannt.
Gastronomisch steht im Mittelpunkt des neuen Gastronomiekonzepts weiterhin das Grillhähnchen. Flankiert wird es auf der Karte jedoch von Burgern und Bowls, vegetarischen und veganen Speisen. Auf Schweinefleisch dagegen wird komplett verzichtet. „Es gibt gigantisch viele Anfragen, auch aus dem muslimischen Ausland“, sagt Borch-Madsen. Doch das ist eine noch weit entfernte Zukunftsmusik.
Im Grundsatz und mittel- bis langfristig ist eine Kette von Franchise-Restaurants geplant, doch zunächst soll das Konzept in „fünf bis sieben“ eigenen Standorten erprobt und weiterentwickelt werden, wie der Geschäftsführer sagt. „Dabei konzentrieren wir uns zuerst auf touristische Standorte wie im Harz oder in Dresden.“ Auch Scharbeutz an der Ostsee wurde in der Vergangenheit bereits als Wienerwald-Ziel genannt. Doch das wird noch dauern. „Dort ist ein Standort in einem Hotel angedacht, das erst noch genehmigt und gebaut werden muss.“ Nach den Touristenzielen werde man das Konzept in Großstädten erproben, so Borch-Madsen – eben auch in Hamburg. Einen festen Zeitplan gibt es dafür zwar nicht, aber die Standortsuche läuft.
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Zugleich wird ein weiterer Vertriebsweg für Grillhähnchen intensiv vorbereitet. Borch-Madsen wird ihn am Wochenende auf der Lebensmittel-Fachmesse Anuga in Köln vorstellen. Bei Wienerwald Roadrunner geht es um gebratenes Geflügel, das sich Kunden aus Automaten an Raststätten, Tankstellen und in Vorkassenbereichen von Supermärkten ziehen können.
Wienerwald brüht Kaffee mit Bohnen aus Bahrenfeld
In den Restaurants wird es eine Kooperation mit einem Hamburger Unternehmen geben, das ebenfalls zum Immobilienunternehmer Lüder gehört: der Kaffeerösterei Torrefaktum mit Sitz im Phoenixhof an der Ruhrstraße in Bahrenfeld und zwei weiteren Standorten in der Hansestadt. Der Espresso oder Kaffee nach dem Grillhähnchen wird aus der sogenannten Hendl-Bohne gebrüht. Borch-Madsen: „Sie wird bei Torrefaktum in Hamburg geröstet.“