Hamburg. Christian Scherer soll Konzernlenker Guillaume Faury entlasten und Aufgaben von ihm übernehmen. Air France plant Großbestellung.
Bis vor rund fünf Jahren hatte Airbus eine Zweiteilung an der Spitze: Tom Enders war Vorstandschef des Konzerns, Fabrice Brégier führte die Flugzeugsparte. Im Februar 2018 übernahm Guillaume Faury zunächst das Amt seines Landsmannes Brégier, im April 2019 in Doppelfunktion auch die Rolle des Deutschen als Airbus-Vorstandschef. Nun werden beide Aufgaben wieder getrennt.
Christian Scherer solle in den nächsten Monaten die Führung der Flugzeugsparte übernehmen, teilte der DAX-Konzern am Dienstag mit. Der 1962 in Duisburg geborene und in Toulouse aufgewachsene Deutsche ist bisher Verkaufschef und soll sein Amt möglichst zum Januar 2024 antreten – vorbehaltlich der Zustimmung der Arbeitnehmerseite.
Airbus – ein Deutscher wird Chef der wichtigen Flugzeugsparte
Er habe mit Scherer in den vergangenen fünf Jahren Hand in Hand gearbeitet und werde es auch in der neuen Aufgabenverteilung machen, sagte Airbus-Chef Faury: „Ich bewundere Christians Geschäftssinn.“ Gemeinsam wolle man die Ambitionen von Airbus erreichen. Der Flugzeugbauer verfolgt die Strategie, der Pionier für eine nachhaltige Luftfahrt zu werden.
Durch die Ernennung von Scherer als Commercial Aircraft CEO könne zum einen der Fokus auf den weiteren Erfolg der zivilen Flugzeugsparte gelegt werden. Sie steht für einen Großteil des Konzernumsatzes. Zum anderen könne sich Faury der Steuerung des Gesamtkonzerns in einer komplexen und sich schnell entwickelnden Welt widmen.
Airbus Hamburg: Scherer sprach von einer „Ehre und Nervenkitzel“
Die IG Metall begrüßte den Schritt zu mehr Autonomie der Sparte grundsätzlich. „Die Zukunft der Luftfahrt kann so fokussierter gestaltet werden“, sagte Daniel Friedrich, Leiter der IG Metall Küste, unserer Redaktion. Die nähere Ausgestaltung der Struktur wie des Berichtswesens müsse allerdings noch erfolgen. Grundsätzlich sei es aber förderlich, wenn jemand die Kultur des Landes kennt. Das Werk in Hamburg zählt rund 16.000 Beschäftigte. Damit gehört Airbus zu den größten Arbeitgebern in der Hansestadt. An der Elbe wird etwa die Hälfte der Flugzeuge des Verkaufsschlagers A320-Familie endmontiert.
„Es ist eine Ehre und ein Nervenkitzel, in einer so kritischen Zeit für unsere Branche die Leitung unseres Verkehrsflugzeuggeschäfts übernehmen zu dürfen“, sagte Scherer. Das Unternehmen steht wie die gesamte Branche angesichts der globalen Erwärmung immer wieder in der Kritik der Klimaschützer. 2035 soll ein mit Wasserstoff angetriebener Flieger auf dem Markt sein. Bis solche „grünen“ Flieger aber viele Passagiere befördern werden, wird es noch lange dauern. Zunächst werden also weiterhin Kerosinverbrenner als Transportmittel dienen.
Auftrag für Airbus: Air France-KLM will 50 A350 bestellen
Das zeigen auch die jüngsten Kaufabsichten von Air France-KLM. Die französisch-niederländische Airline-Gruppe will eine Bestellung über 50 A350-Langstreckenjets platzieren. Dabei soll es sich sowohl um die Kurzversion -900 als auch die längere -1000 handeln. Air France-KLM möchte die Maschinen zwischen 2026 und 2030 übernehmen. Teil des avisierten Deals sollen auch Kaufoptionen für weitere 40 A350-Jets sein.
- Flugzeugbau: Airbus eröffnet neue Halle für den A321XLR in Hamburg
- „Schwierige Lage“: Verfehlt Airbus erneut ein Jahresziel?
- Flugzeuge aus Hamburg: Airbus-Rückruf: So profitiert Lufthansa Technik
Air France hat bisher 22 A350 erhalten, weitere 19 sind bereits fest bei Airbus bestellt. Seit der Indienststellung 2019 habe sich der Flieger bei Passagieren und Crew zu einem Favoriten entwickelt, sagte Air-France-KLM-Chef Benjamin Smith: „Diese neue Order wird ein großer Schritt sein für die Erneuerung unserer Gruppen-Flotte.“ Der Flieger spare etwa 30 Prozent an Treibstoff und Emissionen zu einem Vorgängermodell. Ältere A330 und Boeing 777 sollen dafür ausgemustert werden.