Hamburg. Der Hamburger Konzern will Aufgaben in der Logistik automatisieren – auch weil Nachwuchs dafür nur noch schwer zu finden ist.

Unheimlich sieht er aus – wie ein stählerner Mensch mit einem großen Rucksack, aber ohne Kopf: Der Roboter „Atlas“ des US-Unternehmens Boston Dynamics kann Treppen hochlaufen, über Hindernisse flanken und sogar einen Salto springen. Wie der Hamburger Versandhandelskonzern Ottomitteilt, ist vorgesehen, in den nächsten Jahren diesen menschenähnlichen Automaten in der Logistik einzusetzen.

Otto lässt bald künstliche Hunde und Menschen für sich arbeiten

Am Otto-Standort Haldensleben (Sachsen-Anhalt) bereits im Testbetrieb ist der vom selben Hersteller entwickelte Robotertyp „Spot“, der vier Beine hat und an einen großen Hund erinnert. In mehr als zehn Otto-Logistikzentren sollen sie sukzessive innerhalb der nächsten zwei Jahre Tunnelinspektionen übernehmen, analoge Messgeräte ablesen sowie eventuelle Luft- und Gaslecks am Geräusch erkennen.

Ebenfalls von Boston Dynamics kommt der Roboter „Stretch“, der an zehn Otto-Standorten im kommenden Jahr damit beginnen soll, Container zu entladen. „Für Menschen ist das echte Knochenarbeit, die schweren Kisten zu heben“, sagt eine Firmensprecherin.

Stretch gleicht noch am ehesten einem der aus vielen Produktionshallen bekannten Industrieroboter. Er hat einen kräftigen Arm mit Saugnäpfen, der Kisten von bis zu 23 Kilogramm Gewicht anheben kann. Anders als die meisten der üblichen Industrieroboter kann er rollen.

Onlinehändler Otto: Arbeitsplätze abzubauen sei nicht das Ziel

Es sei nicht das Ziel, Arbeitsplätze abzubauen, heißt es von Otto. „Uns geht es darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Denn es sei schwierig geworden, Nachwuchs für Logistiktätigkeiten zu bekommen.

Im Rahmen der „strategischen Partnerschaft“ mit Boston Dynamics will Otto dazu beitragen, die Roboter weiterzuentwickeln. „Die Kooperation mit Boston Dynamics ist für uns ein weiterer wichtiger Schritt, um uns für die Zukunft zu stärken“, sagt Kay Schiebur, Vorstand Services der Otto Group.

Angestrebt werde auch ein „innovatives Arbeitsumfeld“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als 10.000 gewerbliche Beschäftigte hätten bereits virtuelle Schulungen für die Arbeit mit Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) durchlaufen.

US-Hersteller Boston Dynamics entwickelte zunächst für das Militär

Boston Dynamics hat in den ersten Jahren nach der Gründung im Jahr 1992 zunächst autonome Laufroboter für militärische Zwecke entwickelt. Als erster kommerziell verfügbarer Roboter des Unternehmens ging Spot im Jahr 2019 in die Serienproduktion. Seit Mitte 2021 gehört die Firma aus Waltham/Massachusetts dem koreanischen Technologiekonzern Hyundai.

Im Mai hatte Otto bereits eine Kooperation mit der US-amerikanischen Firma Covariant verkündet. KI-gesteuerte Roboter von Covariant mit Sitz in Kalifornien sollten künftig eine Vielzahl manueller Tätigkeiten in der Logistik automatisieren, die bislang noch eine Hand-Augen-Koordination erfordern, hieß es dazu.

Auch damals sagte eine Otto-Sprecherin, Entlassungen seien nicht geplant. Vorgesehen ist, zum Start 120 Roboter an den Logistikstandorten in Haldensleben und im bayerischen Altenkunstadt zu installieren. Nach aktuellen Angaben wird im Herbst damit begonnen.