Hamburg. Das Wasserstoffflugzeug soll möglichst regelmäßig verkehren. Eine Airline steht offenbar schon bereit. Wohin es geht.

Der Flughafen Hamburg könnte in drei Jahren ein langjähriges Direktziel zurückbekommen – und das mit einer neuen und klimaneutralen Antriebstechnik. Im Jahr 2026 sei ein Demonstrationsflug eines mit gasförmigem Wasserstoff angetriebenen Flugzeuges mit 30 Sitzen geplant, sagte Jan Eike Hardegen im Luftfahrt-Presse-Club.

Ab 2026 könnte die Maschine sogar regelmäßig zwischen Fuhlsbüttel und Rotterdam verkehren, sagte der Umweltleiter von Hamburg Airport: „Das ist das Ziel: eine regelhafte Verbindung, CO2-frei, zwischen Hamburg und Rotterdam und idealerweise auch anderen Destinationen“, so Hardegen.

Flughafen Hamburg: Neues Direktziel 2026 geplant – geflogen wird klimaneutral

Die gut 400 Kilometer lange Verbindung Rotterdam–Hamburg habe es bereits viele Jahre lang gegeben. Mangels Nachfrage für große Maschinen ab 80 Sitzplätzen wurde sie dann allerdings eingestellt. Die Nachfrage habe es damals nicht gegeben und gebe es auch aktuell für diese Maschinengröße nicht.

„Aber Marktanalysen haben gezeigt, dass es für das Segment 30 bis 40 Sitzplätze eine riesengroße Nachfrage gibt – mit fast Vollauslastung“, sagte Hardegen. Die niederländische Stadt sei als Partner geeignet, weil sie mit Hafen, Wasserstoffpipeline und Flughafen ähnlich aufgestellt sei wie die Hansestadt und eine ähnliche Denkweise verfolge.

Strecke Hamburg–Rotterdam soll kommerziell betrieben werden

Der Flughafen Hamburg kooperiert mit dem britisch-amerikanischen Unternehmen Zeroavia. Es will laut Homepage 2025 erstmals einen wasserstoffangetriebenen Flieger für bis zu 19 Passagiere und einer Reichweite von bis zu 555 Kilometern in den Markt bringen. Auch Testflüge hat Zeroavia schon absolviert.

Offenbar hat eine Fluggesellschaft auch schon ernsthaftes Interesse an der Strecke. „Es wird einen kommerziellen Betreiber der Strecke Rotterdam–Hamburg geben“, sagte Hardegen. Einen Namen nannte er nicht. Zunächst müsse das Flugzeug eine Zulassung für die Personenbeförderung durch das Luftfahrt-Bundesamt erhalten, und es müssten noch „5000 Fragestellungen geklärt werden“, so Hardegen.

Bei Brennstoffzellenfliegern dürfte Geräuschpegel nur wenig leiser werden

Leiser dürften die Wasserstoff-Flieger übrigens wohl nur marginal werden. Vielleicht sei bei Fliegern mit Brennstoffzellen ein Sinken des Lärms um ein bis eineinhalb Dezibel möglich, so der Umweltleiter des Airports. Die aerodynamischen Geräusche seien dann dominanter als der Verbrennungsprozess.

Hardegen hält gasförmigen Wasserstoff wegen seines geringen Energieinputs auf Strecken mit bis zu 500 Kilometern Länge für das Mittel der Wahl. Denn um Wasserstoff zu verflüssigen, müssten etwa 20 Prozent mehr Energie eingesetzt werden. Auch sei das Handling von flüssigem Wasserstoff komplex.

Flughafen Hamburg sammelte bereits Erfahrungen mit gasförmigen Tankvorgängen

Für Distanzen von bis zu 3700 Kilometern sei es aber der richtige Weg, um die Luftfahrt klimaneutral zu machen. Airbus plant den Markteintritt eines solchen Flugzeuges 2035. Noch längere Nonstop-Flüge müssten mithilfe von synthetisch hergestellten Kraftstoffen (SAF) erfolgen. Der gasförmige Wasserstoff solle letztlich der Wegbereiter für den Einsatz von flüssigem Wasserstoff sein.

Im Fuhrpark werde seit Oktober 2016 kein fossiler Diesel mehr verbrannt. Und Erfahrungen mit flüchtigem Gas habe man bereits gesammelt. Seit 2004 betanke man einen Teil der Autos, Busse und Gepäckschlepper mit Erdgas. „Wasserstoff ist vom Handling nichts anderes“, sagte Hardegen.

Flughafen Hamburg plant eigene Wasserstofftankstelle

Im Sicherheitsbereich wolle man eine eigene Wasserstofftankstelle errichten. Anfangs werde man wohl 200 bis 400 Tonnen Wasserstoff pro Jahr brauchen. 2035 sollen es schon 6000 Tonnen sein, fünf Jahre später 32.000 Tonnen.

Der Flughafen will seinen Betrieb – ohne die Flüge! – bis 2035 CO2-neutral gestalten und plant dafür die Errichtung eines eigenen Windparks. Überschüssiger Strom könne für die Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden, hieß es. Aber man werde auch Importe benötigen.