Hamburg. Hamburger Handelskonzern kämpft bei Online-Bestellungen mit Lieferverzögerungen. Das sind die Gründe.

Produkte im Online-Shop aussuchen, bestellen, bezahlen und ein paar Tage später das Paket in Empfang nehmen – so sollte es eigentlich laufen. Aber bei Tchibo müssen Kunden seit einigen Wochen deutlich länger auf ihre Bestellungen warten. Da kann es schon mal zwei Wochen dauern, bis Kinder-Gummi-Stiefel, Bettwäsche oder andere Artikel aus dem Angebot des Hamburger Handelskonzerns ankommen.

Dem Abendblatt liegen mehrere Beispiele aus Hamburg vor. In einem Fall war die Zustellung der Waren mit Bestelldatum vom 15. August zunächst bis spätestens zum 28. August avisiert worden. Stattdessen kam eine Mail, dass sich die Lieferung weiter verzögert. Als Grund werden „erhebliche Probleme in unserem Zentrallager“ genannt. Offenbar hakt es bereits seit Ende Juli bei der Lieferung.

Tchibo: Lieferverzögerungen wegen Problemen im Zentrallager

„Beim Hochfahren nach einem Umbau im Logistikzentrum im tschechischen Cheb gab es bei unseren Partnerunternehmen eine außergewöhnlich hohe Anzahl von technischen und IT-Problemen“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Erst habe die neue Fördertechnik nicht richtig funktioniert, dann habe es zusätzlich Probleme mit der Software gegeben, die für die Steuerung der Anlage zuständig ist. „Das hat zu einem erheblichen Bearbeitungsrückstand geführt, den wir derzeit parallel zu den eingehenden Bestellungen mit Hochdruck abbauen.“

Einen genauen Zeitpunkt, wann sich die Lieferungen wieder normalisieren, konnte der Sprecher nicht nennen. „Die gute Nachricht ist, wir bauen den Rückstand jeden Tag ab.“ Auf der Internetseite des Unternehmens gibt es einen Hinweis zu den aktuellen Verzögerungen. Dort sind auch Antworten auf Fragen in dem Zusammenhang zu finden. Stornierungen sind demnach aktuell nicht möglich. „Aus technischen Gründen“, wie es heißt. Kunden könnten stattdessen die Annahme der Ware verweigern, die Ware nach Erhalt kostenfrei zurückschicken oder in einer Tchibo-Filiale abgeben.

Tchibo in den roten Zahlen

In den vergangenen Wochen hatten mehrfach schlechte Nachrichten aus der Firmenzentrale für Aufregung gesorgt. Tchibo war im Jahr 2022 in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust liegt bei 167 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von 176 Millionen Euro. Schon im Juni war durchgesickert, dass der Kaffee-Konzern, der von der Gründerfamilie Herz über die Holding Maxingvest kontrolliert wird, 300 Stellen streichen wird.

Tchibo-Chef Werner Weber vor einem Regal in der Filiale in der Firmenzentrale in der City Nord.
Tchibo-Chef Werner Weber vor einem Regal in der Filiale in der Firmenzentrale in der City Nord. © Michael Rauhe

Tchibo-Chef Werner Weber hatte zudem Veränderungen im Portfolio der Traditionsfirma angekündigt. Erst Ende der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass das Unternehmen von November an die Reise-Sparte einstellt.

In einem Fall von Lieferverzögerungen, der dem Abendblatt vorliegt, war die Sendung schließlich am 2. September eingetroffen – zweieinhalb Wochen nach der Order. Als Entschuldigung hatte Tchibo einen Filialgutschein für ein Heißgetränk nach Wahl mitgeschickt.