Hamburg. Der Plan, dass eine Spur auf der viel befahrenen Straße wegfällt, sorgt für Ärger. Warum Initiative die „Car-Pool-Lane“ kritisch sieht.
Die aktuellen Pläne für die Rodigallee im Bezirk Wandsbek sorgen bei Anwohnern für viel Kritik. In der vergangenen Woche hatte die Behörde für Mobilität und Verkehrswende die sogenannte „Car-Pool-Lane“ vorgestellt, auf der Busse, Taxis, E-Autos sowie Privatautos mit mindestens drei Insassen stadteinwärts fahren dürfen. Die Rodigallee, die durch die Stadtteile Marienthal und Jenfeld führt, wird voraussichtlich ab dem zweiten Quartal 2025 vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) saniert. Die wichtige Verkehrsachse soll nach den Plänen der Behörde künftig nur noch dreispurig statt bislang vierspurig sein.
Die Bürgerinitiative „Rettet die Rodigallee“ kämpft bereits seit mehreren Jahren dafür, dass die stark befahrene Hauptverkehrsstraße leistungsfähig bleibt. Die nun geplante Car-Pool-Lane, die Ende 2029 eingerichtet werden soll, werde nicht funktionieren – davon sind die Mitglieder der Initiative überzeugt.
Verkehr Hamburg: Rodigallee – teures Verkehrsüberwachungssystem in der Kritik
Wenn diese Spur bei stark stockendem Verkehr für den allgemeinen Verkehr freigegeben wird, verliere der als Busbeschleunigungsspur geplante Fahrstreifen seine Funktion, sagt Christian Paulsen, Sprecher der Bürgerinitiative. „Entweder sind die Fahrbahnen sowieso frei, und der Verkehr kann fließen. Oder die Busse stecken künftig ebenso im Stau fest.“
Die Rodigallee ist laut Verkehrsbehörde stadteinwärts eine der am stärksten genutzten Busachsen aus Jenfeld und Marienthal in Richtung Wandsbek und Innenstadt. Laut Verkehrsbehörde verkehren dort elf Buslinien – darunter die XpressBus-Linien X22, X35 und X11 sowie die Linien 10, 27, 261 und 263.
Paulsen kritisiert, dass ein teures Verkehrsüberwachungssystem installiert werden müsse. „Man könnte sich das teure Verkehrsüberwachungssystem auch sparen und die Straße einfach doppelspurig belassen.“ Wenn Fahrzeuge mit mindestens drei Personen und E-Autos ohne zeitliche Einschränkung die Busspur benutzen dürfen, stünden sie zudem wie die Busse in Konkurrenz zu den Fahrradfahrern, die sich künftig abschnittsweise einen gemeinsamen Fahrstreifen teilen. „Gleichzeitig endet das Privileg der E-Auto-Fahrer an der Ladesäule: Es wird weiterhin keine einzige Ladestation in der Rodigallee geben“, so der BI-Sprecher.
Rodigallee: Gegner des Umbaus befürchten noch mehr Staus
Der stadtauswärts fließende Verkehr wird nach der Umbauphase einspurig geführt. „Hier werden zukünftig alle motorisierten Verkehrsteilnehmer einschließlich der zahlreichen Busse besonders zu den Stoßzeiten im Stau stehen. Das erleben wir aktuell täglich als Folge der Bauarbeiten von Stromnetz Hamburg und der damit einhergehenden Einspurigkeit der Rodigallee“, sagt Paulsen. Die Leidtragenden seien neben den Anwohnern auch die zahlreichen Pendler.
Mehr als 7000 Unterstützer haben sich seinen Angaben zufolge bei einer Onlinepetition (Open Petition) gegen den Umbau ausgesprochen. „Seit dem Jahr 2017 wurde jahrelang hin und her geplant. Seitdem sind mehr als 11,3 Millionen Euro an Steuergeldern in die Planung geflossen – und das wird noch teurer“, sagt Christian Paulsen. Die Parteien im Bezirk suggerierten, dass der Rückbau alternativlos sei – auch, weil schon lange geplant worden sei. „Dabei hätte es bessere Lösungen geben können, sämtliche Erhebungen und Planungen zur Rodigallee erfolgten nicht ergebnisoffen.“
Verkehr Hamburg: Rodigallee – Anwohner fordern U-Bahn–Station
Geplant werde immer nach der von Senator Anjes Tjarks (Grüne) politisch vorgegebenen Prämisse, dass die Straße auf drei Fahrstreifen zurückgebaut werden soll. „Die Dreispurigkeit stand schon vor der ersten Datenerhebung fest und galt als Ausgangspunkt für die gesamte Planung.“ Der LSBG habe bis heute darauf verzichtet, Verkehrsdaten zu den jeweiligen Stoßzeiten zu erheben.
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Laut Paulsen fühlten sich die Anwohner der Rodigallee auch von der Bezirkspolitik im Stich gelassen. „Jede der Ampelparteien versucht, das ,Pilotprojekt Rodigallee‘ in ihrer jeweiligen Parteifarbe anzustreichen, um damit Klientel-Politik zu betreiben. Die tatsächlichen Belange der Bürger – der Erhalt der Leistungsfähigkeit der Rodigallee für alle Verkehrsteilnehmer – scheinen der Politik nur nachrangig.“ Denn entscheidend sei Folgendes: „Anstatt an der Rodigallee herumzudoktern, hätte längst die Planung für eine U-Bahn–Station für die 30.000 Jenfelder beginnen müssen – für einen wirklichen Wandel der Mobilität in diesem Stadtteil.“